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Gefangene des Feuers

Titel: Gefangene des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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ein wenig, dass er ihr zumindest nah genug war, dass sie ihn berühren konnte, wenn sie die Hand ausstreckte.
    Sie war schnell eingeschlafen, doch Rafe lag noch eine ganze Weile wach und versuchte, nicht auf den Schmerz in seinen Armen und Schultern zu achten. Er überlegte, ob Annie wohl schwanger war. Er glaubte es zwar, musste aber noch voller Ungeduld warten, bis die Natur es ihm bestätigen würde. Seine feste Überzeugung, dass sie sein Kind in sich trug, verstärkte seinen Beschützerinstinkt und auch seinen Besitzanspruch nur noch. Wenn es nach ihm ginge, würde sie niemals mehr weiter weg als eine Armeslänge neben ihm schlafen. Auf Annie aufzupassen, das war die wichtigste Aufgabe, die ihm je in seinem Leben gestellt worden war.
    Sie würden nach New Orleans gehen. Es fiel ihm ein wenig schwer, das überhaupt glauben zu können. So viele Jahre war er auf der Flucht gewesen, beherrscht von Verbitterung und dem Gefühl des Verrats, dass die plötzliche Umkehr ihn durcheinanderbrachte. Sicher, die Fesseln, die ihm in die Handgelenke schnitten, und der Schmerz in seinen Schultern erinnerten ihn daran, dass sich doch nicht alles verändert hatte. Was Atwater betraf, hielt er Rafe immer noch für einen Gesetzlosen. Atwater war ein seltsamer Kerl, schwer zu durchschauen. Er galt als ziemlich harter Brocken, dem es egal war, ob er seine Gefangenen lebend oder tot zurückbrachte. Hauptsache, er hatte sie eingefangen. Und trotzdem hatte er Annie zugehört und dann kurzerhand entschieden, nachprüfen zu wollen, ob an ihrer Geschichte etwas Wahres dran sei. Auch wenn es sich sehr seltsam anfühlte, nach all den Jahren auf der Flucht keimte in Rafe so etwas wie Hoffnung auf. Hätte Atwater erst einmal diese Papiere in New Orleans gesehen, wüsste er, dass Rafe die Wahrheit sagte. Und da der Marshal Verbindungen zu den Bundesbehörden hatte, könnte er vielleicht dafür sorgen, dass die Anklage wegen Mord gegen Rafe fallen gelassen wurde.
    Die Vorsehung nahm manchmal seltsame Formen an. Und doch musste Rafe einräumen, dass der schlanke streitsüchtige Marshal mit dem hängenden Lid die Antwort auf all seine Gebete war.
    Atwater lag wach da, starrte zum Sternenzelt hinauf und dachte nach. In was hatte er sich da nur hereingeritten, zum Teufel? Warum hatte er sich einverstanden erklärt, McCay nach New Orleans zu bringen, um seine Geschichte zu überprüfen? Schließlich war das Rafe McCay und nicht irgendein grüner Junge vom Land! Schierer Pragmatismus riet ihm, McCay bei nächster Gelegenheit loszubinden. Und falls es McCay in den Kopf kommen sollte zu fliehen, zweifelte Atwater keine Sekunde daran, dass der Kerl auch einen Weg finden würde. Zur Hölle, warum brachte er diesen Gesetzlosen nicht einfach in die nächste Stadt und ließ ihn dort einlochen? Hundert Meilen mit McCay würde er ja schaffen. Aber verdammt, bis New Orleans waren es etwa tausend Meilen! Die ganze Sache zählte eindeutig nicht unbedingt zu seinen besten Ideen.
    Aber er hatte sich nun einmal darauf eingelassen und wusste, dass er seine Meinung nicht mehr ändern würde. Ihm war klar, dass er McCay nicht davon abhalten könnte, sollte der irgendwo auf diesen tausend Meilen abhauen. Aber wenigstens hatte er diese Ärztin, die ihm helfen würde. Doch
    Atwater konnte ihre Hilfe nur dann sicherstellen, wenn er sie ebenfalls fesselte. Damit würde er sich jedoch mehr Probleme einhandeln, als er seiner Meinung nach bewältigen könnte. Außerdem war sie keine Kriminelle, auch wenn sie mit McCay unterwegs war. Also wäre es auch nicht recht, sie so zu behandeln.
    Warum also sollte er nicht akzeptieren, dass er McCay irgendwann vertrauen und ihn losbinden könnte? Denn sie konnten wohl kaum mit einem gefesselten Mann durch die Stadt reiten. Den Leuten würde so was sicher auffallen, und Aufmerksamkeit war das Letzte, was Atwater gebrauchen konnte. Na ja, er würde noch mal drüber nachdenken. Im Moment war er sich noch nicht sicher genug, McCay losbinden zu können.
    Auch wenn ihm als Mann des Gesetzes nicht ganz wohl bei der ganzen Sache war, hatte Atwater schon vor Jahren gelernt, dass Recht und Gesetz nicht immer ein und dasselbe waren. Er erinnerte sich an eine Frau, die vor ein paar Jahren gestorben war. Ein paar betrunkene Cowboys waren grölend durch die Stadt gezogen und hatten einen Güterwagen durch die Straße von El Paso gejagt, von dem die Frau überfahren worden war. Der Richter hatte das Ganze als Unfall gesehen und die Cowboys laufen

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