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Gefangene des Feuers

Titel: Gefangene des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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gesperrt hatte, und Atwater sah kein bisschen leichtgläubig aus. Eher ziemlich wütend. Er blickte drein, als sei selbst das Zuhören schon eine Beleidigung seiner Intelligenz.
    Als sie fertig war, starrte er sie für eine volle Minute nur an, ehe er einen brummenden Laut von sich gab. Der Blick, den er dann Rafe zuwarf, wirkte sehr grimmig. „Ich kann es auf den Tod nicht ausstehen, mir so einen ausgemachten Schwachsinn anhören zu müssen. Verzeihung, Ma’am!“
    Rafes Blick, mit dem er den Marshal bedachte, war nicht weniger grimmig. Er biss die Zähne so fest zusammen, dass seine Kiefermuskeln zuckten. Sein Mund war nur noch eine harte Linie.
    „Der Grund, warum ich mir so was nicht anhören will“, fuhr Atwater fort, „ist der, dass Lügner versuchen, vernünftig zu klingen. Lügen haben ja keinen Sinn, wenn einem niemand glaubt. Wenn mir also jemand was erzählt, was keinem anständigen Lügner je einfallen würde, macht mich das natürlich neugierig. Und ich hasse es einfach, meine Nase irgendwo reinstecken zu müssen. Das stört nur meinen Schlaf. Also, es gibt wohl keinen Zweifel, dass Sie in den letzten vier Jahren eine ganze Horde Kerle umgebracht haben. Aber wenn das, was der Doc hier gesagt hat, stimmt, würde ich das durchaus als Notwehr bezeichnen können. Und ich frage mich allen Ernstes, was für ein Knabe dieser Tench eigentlich war, dass man seinetwegen eine so hohe Prämie auf Ihren Kopf ange
    setzt hat. Schon komisch, dass ich noch nie von ihm gehört habe, wo er doch anscheinend so bedeutend gewesen sein muss. Ich würde sagen, ein Widerspruch in sich.“
    Annie schluckte schwer, doch sie wagte es nicht, Rafe anzusehen. Der Marshal schien laut zu denken, und sie wollte ihn nicht unterbrechen. Hoffnung stieg in ihr auf wie ein wilder Strudel, sodass ihr schwindelte. Lieber Gott, mach, dass er mir glaubt!
    „Und jetzt steh ich da mit all diesen merkwürdigen Geschichten! Was zum Teufel soll ich jetzt damit anfangen? Verzeihung, Ma’am! Laut Gesetz sind Sie ein Mörder, McCay! Und als Mann des Gesetzes muss ich Sie einsperren. Der Doc sagt, dass ein paar Leute Geld haben springen lassen, um sicherzugehen, dass es kein Gerichtsverfahren gibt. Bis jetzt dachte ich immer, ich werde bezahlt, um für Recht und Ordnung zu sorgen, aber nun bin ich mir nicht mehr sicher, ob es der Gerechtigkeit dient, wenn Sie eingelocht werden. Auch wenn ich könnte“, sagte er trocken und warf einen Blick auf den riesigen Apachenkrieger, der wieder draußen vor der Hütte stand. Stumm stand er da, mit seiner Waffe in der Hand, und starrte sie mit seinen schwarzen Augen an. Es sah aus, als ob die Indianer es nicht besonders erfreut aufnahmen, dass Rafe gefesselt war. Jetzt wandte Atwater sich wieder an Rafe. „Warum sind Sie so lange hiergeblieben, um diesen Indianern zu helfen? Wären Sie sofort weitergezogen, hätte ich Sie nicht geschnappt.“
    Gequält holte Annie Luft, und Rafe hätte den Marshal am liebsten verprügelt, weil er Annie so erschüttert hatte. „Sie brauchten Hilfe!“, sagte er knapp.
    Atwater rieb sich das Kinn. Wahrscheinlich hatte die Ärztin ihn überredet und jetzt war sie deswegen hin- und hergerissen. Wieder sah er zu dem Gesetzlosen mit dem schwarzen Bart und entdeckte den Zorn, der in dessen seltsam aussehenden Augen funkelte. Na ja, diesen Blick kannte er. Die Frauen hatten etwas an sich, das selbst den härtesten Kerl zu einem Weichling machen konnte, und dieser raue Pistolenheld war definitiv in den Doc vernarrt. Ein hübsches Ding, ohne Zweifel, aber an ihr war noch mehr dran. Diese großen braunen Augen lösten ein komisches Gefühl in seiner Magengegend aus, und das bei einem alten Kauz wie ihm. Wäre er zwanzig Jahre jünger, würde die Lady ihn ganz schön unruhig machen. Besonders wenn sie ihn so ansehen würde wie McCay.
    Zum Teufel, schon wieder steckte er in der Zwickmühle! Nicht nur ihre Geschichte hatte ihn neugierig gemacht. Wenn man noch all die anderen kleinen Dinge dazuzählte, die ihm Kopfzerbrechen bereitet hatten, wie zum Beispiel die ungewöhnlich hohe Kopfgeldprämie und dass er mit eigenen Augen gesehen hatte, dass McCay kein kaltblütiger Killer war, auch wenn er diesen Ruf hatte, dann müsste er vielleicht doch in Erwägung ziehen, dass an dieser haarsträubenden Geschichte etwas Wahres dran sein könnte. Was bedeutete, dass er um der Gerechtigkeit willen der Sache nachgehen müsste, und das war natürlich leichter gesagt als getan. Er seufzte. Aber

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