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Gefangene des Feuers

Titel: Gefangene des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Metallschimmer zu sehen, und wieder seufzte sie zufrieden, während sie nach ihrer Pinzette griff. Vorsichtig umfasste sie damit den Metallsplitter und zog ihn heraus. „Noch ein Stück Blei“, verkündete sie. „Sie haben Glück, dass Sie nicht schon an Blutvergiftung gestorben sind.“
    „Das sagten Sie bereits.“
    „Und ich meinte es auch so.“ Sie setzte die Untersuchung fort, fand aber keine weiteren Splitter der Kugel. Die Wunden sahen sauber aus. Trotzdem wollte sie sichergehen und reinigte sie erneut mit Karbol. Dann nähte sie die Wunden vorsichtig, damit sie nicht aufklafften, ließ sie aber trotzdem ein wenig offen, damit sie austrocknen konnten. Er zitterte kaum, als sie mit der Nadel in seine Haut stach, doch auf seinem Körper war ein leichter Schweißfilm zu sehen. Was darauf hindeutete, dass sein Fieber allmählich sank und damit gleichzeitig seine Schmerzen erträglicher wurden.
    Sie feuchtete ein paar Wegerichblätter an und legte sie auf seine Seite, ehe sie den Verband darumwickelte. Er gab einen erleichterten Seufzer von sich, als die beruhigenden, heilenden Blätter ihre Zauberkraft entfalteten. „Das fühlt sich gut an.“
    „Ich weiß.“ Sie zog die Decke über seine Schultern. „Jetzt bleiben Sie einfach nur liegen, ruhen sich aus und lassen Ihren Körper gesund werden. Wenn Sie wollen, können Sie getrost schlafen. Ich werde nicht verschwinden.“
    „Das kann ich nicht riskieren“, erwiderte er barsch.
    Sie stieß ein freudloses Lachen aus. „Sie würden aufwachen, wenn ich versuchen würde, Ihnen die Decke wegzuziehen. Und ohne Decke friere ich mich später draußen zu Tode. Ich weiß ja nicht einmal, wo wir sind. Glauben Sie mir - ohne Sie gehe ich nirgendwohin.“
    „Dann sagen wir einfach, dass ich Sie vor der Versuchung bewahren will.“ Er konnte es sich nicht leisten, ihr zu vertrauen oder auch nur eine Minute unachtsam zu werden. Auch wenn sie erklärte, nicht zu wissen, wo sie sei, wie konnte er sicher sein, dass sie die Wahrheit sagte?
    „Wie Sie wollen.“ Sie kostete die Suppe und fügte noch mehr Wasser hinzu, dann ließ sie sich auf dem Boden nieder. Sie wusste nicht einmal, wie spät es war. Sicher schon nach Mittag. Sie hatte lange gebraucht, um die Hütte sauber zu machen. Nachdenklich starrte sie durch die geöffnete Tür auf die langen Schatten, die die Bäume warfen. War etwa schon später Nachmittag? Ach herrje! „Brauchen die Pferde nicht noch mehr Futter?“ Wenn er wollte, dass sie auch diese Aufgabe übernahm, sollte es bald geschehen, denn wenn es erst einmal dunkel war, würde sie sich nicht mehr vor die Tür wagen.
    „Ja, sicher.“ Seine Stimme klang schwach. „Geben Sie ihnen noch ein bisschen mehr von den Körnern.“ Mühsam setzte er sich auf, griff nach seiner Pistole und zog sie aus dem Holster. Eingewickelt in die Decke rappelte er sich auf die Füße.
    Annie war überrascht von der Welle heftigen Zorns, die sie erfasste. Dabei ging es nicht einmal so sehr darum, dass er sich weigerte, ihr zu vertrauen; das konnte sie ihm nicht einmal ankreiden. Vielmehr ärgerte es sie maßlos, dass er seinem Körper nicht die dringend notwendige Ruhe gönnte. Er sollte liegen und schlafen, nicht jeden ihrer Schritte verfolgen. „Sie müssen mich nicht bis draußen zum Schuppen begleiten“, sagte sie scharf. „Bleiben Sie einfach in der Tür stehen. Dann können Sie mir in den Rücken schießen, sollte ich versuchen wegzulaufen.“
    Zum ersten Mal blitzte ein Anflug von Wut in seinen hellgrauen Augen auf. Auch wenn es gerade seine kalte Selbstkontrolle war, die sie zuvor geängstigt hatte, wünschte sie sich jetzt, ihrem ungewohnten Zorn nicht nachgegeben zu haben. Nicht, wenn es das war, was sie damit heraufbeschwor. Wut sollte heiß lodern, aber die Augen dieses Mannes schimmerten noch kälter als zuvor. Eine Kälte, die sich in der ganzen Hütte auszubreiten schien. Und immer noch war er beherrscht und meinte nur: „Ich könnte ja auch auf alles andere schießen wollen, was sich da draußen bewegt.“ Er schob mit dem Daumen den Abzugshahn zurück und bedeutete ihr, vor ihm die Hütte zu verlassen.
    Daran hatte sie gar nicht gedacht. Wenn er ihr Kidnapper war und dementsprechend eine Gefahr für sie, war er auch ihr Beschützer, weil er wusste, wie man in diesen Bergen überlebte. Sie hingegen würde ohne ihn schon in der ersten Nacht erfrieren. Und er war ihre einzige Hoffnung, jemals nach Silver Mesa zurückzukommen. Auf der anderen Seite hatte

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