Gefangene des Feuers
zurückgebracht hatte, würde er sich ohnehin einen anderen Namen zulegen, zu dem sie keine Verbindung mehr herstellen könnte. „McCay. Rafferty McCay. Und wie lautet Ihrer, Doc?“
„Annis“, sagte sie und schenkte ihm ein zurückhaltendes, weiches Lächeln. „Aber ich wurde schon immer Annie gerufen.“
Er grinste. „Und ich Rafe. Ich frage mich, warum die Leute ihre Kinder nicht gleich so nennen, wie sie gerufen werden.“ Ihr Lächeln vertiefte sich. Ihre Lippen faszinierten ihn, obwohl er so etwas keineswegs empfinden wollte. Ihre Hand berührte immer noch sein Haar, als sie mit sanften Fingern seine Strähnen aus der Stirn strich. Fast hätte er bei dieser warmen, prickelnden Berührung wohlig aufgeseufzt, zumal seine Kopfschmerzen unter ihren Fingern immer mehr nachließen.
Als sie dann von ihm abrückte, musste er sich zusammenreißen, um nicht nach ihr zu greifen und ihre Hände gegen seine Brust zu drücken. Vermutlich würde sie sonst noch glauben, er hätte den Verstand verloren. Dabei fühlte er sich einfach besser, wenn sie ihn berührte, was auch verdammt notwendig war. Denn ihm war hundeelend zumute.
Annie schüttete Tee in eine angeschlagene Zinntasse und probierte pflichtschuldig davon, damit er sah, dass sie ihn nicht vergiften wollte. Mühsam stützte er sich auf den Ellbogen. Er nahm die Tasse und trank den Tee in vier großen Schlucken aus. „Nicht so schlecht wie manch andere Medizin, die ich schon schlucken musste“, bemerkte er und legte sich wieder hin, wobei er ein Stöhnen unterdrückte.
„Durch den Honig und den Zimt schmeckt er besser, und beides ist gut für Sie. Jetzt ruhen Sie sich einfach aus, damit der Tee wirken kann. Ich mache inzwischen Suppe. Flüssiges können Sie im Moment leichter verdauen.“
Annie selbst fühlte sich schon besser, weil sie etwas im Magen hatte, auch wenn sie immer noch ungewöhnlich müde war. Zumindest hatte die harte Arbeit für den Moment ihre Muskeln ein wenig gelockert. Sie setzte sich auf den Boden neben ihn und schälte ein paar Kartoffeln, ehe sie sie klein schnitt. Das Gleiche tat sie mit einer kleinen Zwiebel. Da es keinen großen Topf gab, nahm sie eine Pfanne, schüttete Wasser und Salz hinein und ein bisschen Mehl zum Andicken, und bald köchelte die duftende Mischung auf dem Feuer vor sich hin. Es war inzwischen so weit heruntergebrannt, dass ihr Eintopf nicht anbrennen konnte. Nachdem sie noch ein wenig Wasser dazugegeben hatte, wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Patienten zu.
„Fühlen Sie sich ein bisschen besser?“, fragte sie und legte ihren Handrücken an sein Gesicht.
„Ein wenig.“ Der heftige Schmerz in seinen Oberschenkeln hatte etwas nachgelassen, genauso wie seine Kopfschmerzen. Er war müde, schwach und ein wenig schläfrig, aber ihm war wärmer - und es ging ihm besser. „Halten Sie immer einen Topf von dem Zeug bereit.“
„Frisch aufgebrüht wirkt er besser“, sagte sie, lächelte jedoch wieder. Sie schlug die Decke zurück. „Jetzt schauen wir, wie Ihre Wunde aussieht, dann machen wir es Ihnen bequem.“
Vielleicht hatte sie doch etwas in den Tee getan, denn er lag einfach da und ließ sich von ihr ausziehen, das Hemd, die Stiefel und selbst seine Hose, sodass er nur noch in Socken und einer langen Flanellunterhose dalag, die jedoch so weich war, dass sich seine Lenden deutlich darunter abzeichneten. Auf ihre Anweisung hin legte er sich auf die rechte Seite, und sie zog die Unterwäsche so weit herunter, dass sie ihn kaum noch anständig bedeckte. Er fluchte leise, als er spürte, wie seine Männlichkeit reagierte. Verdammt! Genau deshalb sollten Frauen keine Ärzte sein! Wie sollte ein Mann nicht erregt sein, wenn weiche Frauenhände ihn überall berührten? Forschend musterte er ihr Gesicht, doch sie schien sich seiner erregten Männlichkeit gar nicht bewusst zu sein. Hastig griff er nach unten und stopfte die Decke zwischen seine Beine, um seine unfreiwillige Reaktion zu verbergen. Annie schnitt inzwischen den festen Verband über dem Umschlag auf, der seine Wunde bedeckte, und schien ganz in ihrer Aufgabe aufzugehen. Vorsichtig nahm sie die Watte weg und stieß einen zufriedenen Laut aus, als sie sah, dass die rote Entzündung um die Wunden herum blasser geworden war. Sie legte die Watte zur Seite, die gelbe und braune Flecken aufwies, dann beugte sie sich vor, um das von der Kugel zerfetzte Fleisch genauer anzusehen. Bei der vorderen Wunde war an der Oberfläche ein schwacher
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