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Gefangene des Feuers

Titel: Gefangene des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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sie die Möglichkeit gar nicht in Erwägung gezogen, dass sie sich in Gefahr begeben könnte, wenn sie die Hütte verließ. Sie konnte nur hoffen, dass es für Schlangen und Bären noch zu früh im Jahr war und zu kalt, um schon aktiv zu werden, aber sicher war sie sich nicht. In Philadelphia hatte sie sich darüber keine Gedanken machen müssen. Sie hätte nicht einmal gewusst, dass Bären Winterschlaf halten, hätte ein Minenarbeiter es nicht in einem zusammenhanglosen Monolog erwähnt, der ihn davon ablenken sollte, dass Annie sein gebrochenes Bein wieder richtete.
    Wortlos ging sie eiligen Schrittes zu dem Unterstand. Die Pferde wieherten leise, als sie zu ihnen trat, und fraßen sofort von den Körnern, die sie ihnen gab. Sie holte noch zwei Eimer Wasser aus dem Bach und schüttete sie in den Trog. Dann legte sie ihnen die Satteldecken über die breiten Rücken, die sie während der Nacht warm halten würden. Nachdem sie beiden Pferden zärtlich die Nase getätschelt hatte, ging sie müde zurück zur Hütte. Rafe stand immer noch vor der Tür, so wie die ganze Zeit, während sie ihre Aufgaben erledigt hatte. Jetzt trat er zur Seite, um sie hereinzulassen.
    „Schließen Sie die Tür und decken Sie die Fenster ab“, sagte er ruhig. „Wenn die Sonne untergegangen ist, wird es schnell kalt.“
    Sie gehorchte seinen Anordnungen, obwohl sie nun von Dunkelheit umgeben waren, nur unterbrochen von den schwach züngelnden Flammen im Kamin. McCay legte sich wieder auf die Decke am Boden. Annie ging zum Kamin und nahm die Pfanne mit der Kartoffelsuppe vom Feuer. Die Kartoffeln waren zu Brei verkocht und die Suppe ein bisschen zu dick, sodass sie noch Wasser dazuschüttete. Als sie mit dem Ergebnis zufrieden war, füllte sie seine Tasse und reichte sie ihm.
    Seine Miene zeigte nicht die geringste Begeisterung, als er die Suppe schluckte, was ihr verriet, dass er immer noch keinen Appetit hatte. Trotzdem sagte er, als er fertig war: „Das war gut.“
    Sie aß ihre Hälfte aus der Pfanne und musste innerlich lächeln, als sie daran dachte, wie schockiert ihre alten Bekannten aus Philadelphia über ihre Manieren sein würden. Aber da es nur eine Tasse, einen Zinnteller, eine Pfanne und einen Löffel gab, vermutete sie, dass sie und ihr Patient und Entführer sich in den nächsten Tagen noch einiges würden teilen müssen. Nachdem sie die Pfanne, die Tasse und den Löffel abgewaschen hatte, brühte sie ihm noch einen Tee aus Weidenrinde auf. Kommentarlos probierte sie ihn, und er trank die Tasse aus.
    Sie mussten beide noch einmal nach draußen, ehe sie sich für die Nacht einrichteten. Die Erfahrung war ihr genauso peinlich wie beim ersten Mal.
    Ihre Wangen waren immer noch vor Verlegenheit gerötet, als sie in die Hütte zurückkamen, doch alle Farbe wich ihr aus dem Gesicht, als er die Pistole auf sie richtete und mit ruhiger, tonloser Stimme sagte: „Ziehen Sie sich aus.“

4. KAPITEL
    Ungläubig starrte sie ihn mit geweiteten Augen an. Ein dumpfes Dröhnen hallte in ihren Ohren, und sie glaubte schon, ohnmächtig zu werden, doch es war ihr nicht vergönnt, sich auf diese Weise dem Befehl zu entziehen. Der Pistolenlauf sah riesig aus, und er war genau auf sie gerichtet. Mit ausdruckslosem Blick sah McCay sie an. „Nein.“
    Es war nur ein Flüstern gewesen, weil ihre Kehle wie zugeschnürt war, sodass sie kaum sprechen konnte. Einzelne Gedankenfetzen schwirrten ihr durch den Kopf. Er konnte doch nicht glauben - nein, sicher war er doch überhaupt nicht in der Verfassung, um ... Er würde sie nicht erschießen, weil er sie brauchte.
    „Machen Sie es sich nicht noch schwerer als nötig“, riet er. „Ich will Ihnen nicht wehtun müssen. Ziehen Sie die Sachen einfach aus und legen Sie sich hin.“
    Sie ballte die Hände zu Fäusten. „Nein!“, wiederholte sie jetzt grimmig. „Ich werde nicht zulassen, dass Sie mir das antun.“
    Er musterte ihr bleiches Gesicht und den angespannten Körper, der verriet, dass sie am liebsten hinaus in die Nacht fliehen würde. Amüsiert verzog er den Mund. „Schätzchen, Sie müssen mich für sehr viel stärker halten, als ich mich fühle“, sagte er gedehnt. „Ich bin ganz sicher nicht in der Lage, das zu tun, was Sie denken.“
    „Und warum wollen Sie dann, dass ich mich ausziehe?“ „Weil ich nicht mehr länger wach bleiben kann. Und ich will nicht, dass Sie sich davonschleichen, während ich schlafe. Ich glaube kaum, dass Sie ohne Kleider gehen würden.“
    „Ich hatte

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