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Gefangene des Feuers

Titel: Gefangene des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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konnten auch nicht ersetzt werden. Trotzdem konnte sie sie nicht mitnehmen. Ihr wurde klar, dass es leichter für sie war zu akzeptieren, dass all ihre Besitztümer für sie verloren waren. Viel schmerzlicher wäre, zurück in ihr Heim zu gehen und sich entscheiden zu müssen, was sie von all dem, das ihr wertvoll war, zurücklassen würde. Zumindest hatte sie noch ihre Arzttasche, der wertvollste Besitz für sie überhaupt.
    Obwohl sie nur langsam vorankamen, hatten sie den Fuß der Berge erreicht, ehe die Nacht hereinbrach. Rafe bestand darauf, im Schutz der Bäume zu warten, bis es ganz dunkel war. Annie war dankbar für die Ruhepause. Die Ereignisse des Tages hatten sie erschöpft. In Gedanken kämpfte sie immer noch damit, dass ihr Leben sich so grundlegend geändert hatte, wie sie es sich nie hätte vorstellen können.
    Rot glühend ging die Sonne unter, ehe violette Schatten über das Land krochen. Zwischen den Bäumen war es fast schon dunkel. „Ich gehe jetzt“, sagte Rafe so leise, dass sie ihn kaum verstehen konnte. Er legte ihr eine Decke um die Schultern. „Und du rührst dich nicht von der Stelle.“
    „In Ordnung.“ Ganz wohl war ihr nicht bei dem Gedanken, allein in der Dunkelheit zurückzubleiben, aber sie würde es schaffen. „Wann wirst du zurück sein?“
    „Das hängt davon ab, was ich finde.“ Er hielt inne. „Sollte ich bis morgen früh nicht zurück sein, kannst du davon ausgehen, dass ich erwischt wurde.“
    Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. „Dann geh nicht!“
    Er kniete vor ihr nieder und küsste sie. „Vermutlich wird mir nichts passieren, aber riskant kann es immer werden. Nur für den Fall, dass man mich schnappt ...“
    „Ich werde nicht zulassen, dass du für etwas gehängt wirst, was ich getan habe“, sagte sie mit zitternder Stimme.
    Sanft berührte er ihre Wange. „Ein toter Mann wird nicht gehängt“, sagte er leise und schwang sich in den Sattel. Annie lauschte den gedämpften Hufschlägen, die immer leiser wurden, bis es ganz still war.
    Erschöpft schloss sie die Augen. Er machte sich keine Sorgen darüber, dass man ihn hängen könnte. Einem Kopfgeldjäger wäre es egal, ob ihm lebend der Prozess gemacht wurde. Er würde ihn sofort töten. Nur wenn ein Mann des Gesetzes ihn schnappen würde, hätte er eine Chance, vor Gericht zu kommen - lebendig. Aber sie wusste, dass er sich lieber für eine schnelle Kugel entscheiden würde, statt erst Monate im Gefängnis zu schmoren, um dann am Strick zu enden.
    Sie starrte in die Nacht, die Augen so müde, dass sie brannten. Und trotzdem konnte sie nicht schlafen. Was hätte sie anders machen können, damit dieser unselige Morgen einen anderen Verlauf genommen hätte? Ihr wollte nichts einfallen. Stattdessen sah sie immer wieder Traherns offene Augen vor sich, in denen jedes Licht erloschen war. Er war ein Killer gewesen, hatte andere für Geld gejagt, aber trotzdem schien er nicht besonders bösartig gewesen zu sein. Vielmehr war er höflich zu ihr gewesen, hatte sie zu Anfang auch noch beruhigt und, soweit es ihm möglich war, sogar versucht, dass sie nicht zu Schaden kam. Ob er aus moralischen Gründen so gehandelt hatte oder einfach aus Desinteresse, weil ihr Tod ihm nichts einbringen würde, wusste sie nicht. Ihr wäre lieber, er wäre ein widerlicher Rohling gewesen, aber im Leben schien nie etwas so klar umrissen zu sein.
    Doch was Rafe anging, schien der Fall für Trabern eindeutig. Obwohl er die Möglichkeit gehabt hatte, hatte er Rafe nicht erschossen, weil er wusste, dass er selbst sterben würde und die Kopfgeldprämie nicht mehr kassieren könnte. Laut Trahern hätte es keinen Sinn mehr gehabt. Für ihn war es schlicht nur eine Frage des Geldes gewesen.
    Als die Sterne am Himmel aufleuchteten, starrte Annie durch die Bäume nach oben zum Firmament und wünschte, sie könnte an deren Position die Uhrzeit bestimmen. Sie wusste nicht, wie lange Rafe schon fort war, aber das spielte auch keine Rolle. Entweder würde er am nächsten Morgen zurück sein - oder nicht.
    Was sollte sie tun, wenn er nicht wiederkam? Nach Silver Mesa zurückkehren und ihr Leben wieder aufnehmen? Erzählen, dass man sie um Hilfe gebeten hatte? Dass sie zu einem Kranken gerufen worden war, der weit entfernt wohnte? Annie konnte sich absolut nicht vorstellen, dass sie in der Lage war, in aller Seelenruhe in die Stadt zurückzureiten und eine derartige Scharade aufzuführen. Schon gar nicht, wenn Rafe tot war.
    Sie war sich sehr wohl

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