Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
dem er sie taxierte – als sei sie ein Preis, den es zu gewinnen und seiner Sammlung hinzuzufügen galt.
Sie unterdrückte einen Schauer und entzog ihm rasch ihre Hand. „Ich weiß es nicht.“
Er trat näher an sie heran und ließ seinen Blick besitzergreifend über ihren Körper wandern. „Ich bin überzeugt davon, dass wir hervorragend zusammenarbeiten könnten. Wie Hand und Handschuh, falls Sie verstehen, was ich meine.“
Oh ja, sie verstand sehr genau, was er meinte, und es machte sie ganz krank. Plötzlich überkam sie der drängende Wunsch, ihm das, was sie von ihm dachte, ins Gesicht zu schleudern, doch sie beherrschte sich und zwang sich zu einem Lächeln. „Nun, mit Carlo arbeite ich auf diese Weise zusammen. Es klappt wirklich ganz wunderbar. Sie haben ja wahrscheinlich schon davon gehört, oder?“
„Ach, ja, Carlo. Ja, ich habe davon gehört.“ Als er sich nun etwas vorbeugte, lag in seinen dunklen Augen Herausforderung. „Aber vielleicht sollten Sie es zur Abwechslung mal mit einem richtigen Könner versuchen.“
Jetzt stand ihr Urteil endgültig fest. Giovanni war ein Schwein. Er machte sich nichts aus Carlo; er sah in seinem Sohn nur einen Konkurrenten. Und er wollte ihn schlagen, egal um welchen Preis.
Empfand er Jack gegenüber genauso? Wollte er ihn auch schlagen? Spielte er womöglich die beiden Söhne gegeneinander aus, um letzten Endes als der unangefochtene Sieger dazustehen?
Sie lächelte wieder, ein bisschen verträumt diesmal, so als dächte sie gerade an Carlo. „Oh, vielen Dank für das Angebot, aber ich bin wirklich wunschlos glücklich.“
Giovannis Wangen wurden rot vor Verärgerung, was Valentine mit grimmiger Befriedigung registrierte. Einen Korb zu bekommen war der große Giovanni offensichtlich nicht gewöhnt. Der Ärmste! Am liebsten hätte sie laut hinausgelacht, so beschwingt fühlte sie sich plötzlich.
Sie deutete durch den Raum auf Carlo. „Ach, da ist ja Carlo. Ich habe Sehnsucht nach ihm. Würden Sie mich bitte entschuldigen?“
„Selbstverständlich“, gab Giovanni knapp zurück und trat einen Schritt beiseite, um sie vorbeizulassen.
Um ihre Mundwinkel zuckte es verräterisch, und sie beeilte sich, so schnell wie möglich von ihm wegzukommen, bevor sie vor Lachen nicht mehr an sich halten konnte.
39. KAPITEL
Jack trommelte ungeduldig mit den Fingerspitzen auf der Präsentationsmappe herum, die auf seinem Schoß lag. Jeder Muskel in seinem Körper schrie nach Bewegung. Er hatte den Nachtflug von Los Angeles nach New York genommen, um gleich morgens an seinem Ziel zu sein. Er fühlte sich, als hätte er seit einer Ewigkeit gesessen. Der Flug hatte mehr als fünf Stunden gedauert, und die Taxifahrt vom Flughafen La Guardia bis nach Manhattan hinein hatte wegen der morgendlichen Rushhour die doppelte Zeit wie normalerweise in Anspruch genommen. Und nun ließ ihn Hugh Preston von H.P.Macro-Wear schon geschlagene vierzig Minuten warten.
Jack stand auf, durchquerte die Empfangshalle und trat ans Fenster. Die dunklen Wolken am Himmel hingen so tief, dass fast der Eindruck entstand, sie würden die Wolkenkratzer aus Glas, Beton und Stahl berühren.
Vor zwei Tagen hatte ihn sein Agent angerufen und ihm mitgeteilt, dass der Designer von seinen Fotos so begeistert wäre, dass er ihn gern persönlich kennen lernen wollte.
Gegen Hugh Preston und seine Macro-Wear-Line war Garnet McCall fast ein kleiner Fisch. Ebenso wie sie gehörte Hugh Preston zu den Newcomern, die plötzlich irgendwo aus dem Nichts aufgetaucht waren und sich in null Komma nichts einen Namen gemacht hatten. Der Designer war erst vierzig und stand auf der Karriereleiter bereits ganz oben; der Markt schien auf die exklusive, lässige Herrenmode, für die Macro-Wear stand, geradezu gewartet zu haben. Die Yuppies mit prallem Geldbeutel als angepeilte Zielklasse leckten sich die Finger und griffen freudig zu.
Da seine Herrenmode reißenden Absatz fand, hatte sich der Designer entschlossen, sich nun auch an Mode für Frauen heranzuwagen. Dafür brauchte er einen geeigneten Fotografen, der ihm half, sein Angebot einem anspruchsvollen Publikum so überzeugend wie möglich zu präsentieren.
Und dieser Fotograf wollte Jack sein. Er wollte es so sehr, dass er zwei volle Arbeitstage drangegeben hatte, um die Linie von Macro-Wear in allen Einzelheiten zu studieren.
Jack gab sich alle Mühe, seine Erregung in Zaum zu halten. Noch hatte er den Etat nicht, war aber felsenfest überzeugt davon, dass er
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