Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
auswirken?
Sie holte tief Luft. Carlo liebte und respektierte sie. Er vertraute ihr, und sie vertraute ihm. Sie hatten mehr gemeinsam als viele andere Paare. Vertrauen und Respekt wogen mehr als alle Leidenschaft der Welt. Und warum sollte sie sich nach Sex sehnen, wenn sie doch Zuneigung bekam, ehrliche aufrichtige Zuneigung?
Es ist die richtige Entscheidung, sagte sie sich selbst. Sie und Carlo waren gemeinsam stärker als allein; zusammen würden sie jedes Problem in den Griff bekommen.
Wieder tief einatmend ließ sie ihren Blick über ihr Spiegelbild wandern. Sie hatte sich für die Party für ein Kostüm in einem dunklen, leuchtenden Pink entschieden. Das gleiche Pink, das der Frühling zu Hause in Bend hat, dachte sie und strich mit der flachen Hand über ihr Revers. Das Pink der Azaleen, die Carlo ihr vor so langer Zeit geschickt hatte.
An dem Tag, an dem Jack dir das Herz gebrochen hat.
Sie schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht mehr an Jack denken; sie hasste sich dafür. Doch so sehr sie auch versuchte, ihn aus ihren Gedanken zu verdrängen, kam sie doch nicht umhin festzustellen, dass es ihm immer wieder gelang, sich klammheimlich hineinzuschmuggeln. Ständig begann sie von neuem, Vergleiche zwischen ihm und Carlo anzustellen.
Becky Lynn warf ihrem Spiegelbild einen bösen Blick zu. Die beiden sind nicht miteinander zu vergleichen, sagte sie sich fest; Carlo war loyal und hatte viel zu geben; er brauchte sie, und er glaubte an sie.
Jack hatte sie weder jemals gebraucht noch an sie geglaubt. Nie. Zu keinem Zeitpunkt ihres Zusammenseins.
„Du siehst wunderschön aus.“
Sie hob den Blick und begegnete im Spiegel Carlos Blick. Er stand auf der Schwelle zum Schlafzimmer und sah in seinem naturfarbenen, lässig eleganten Leinensakko und den Slacks fast atemberaubend gut aus – ein selbstsicherer, weltgewandter, kultivierter Mann.
„Pink und Schwarz ist eine recht kühne Farbkombination“, murmelte sie angesichts seines schwarzen rohseidenen Hemds. „Du denkst doch hoffentlich nicht, dass wir nicht zusammenpassen?“
„Machst du Witze? Du solltest lang genug im Geschäft sein, um zu wissen, dass es hier überhaupt nichts gibt, was kühn genug wäre.“ Er lächelte und kam zu ihr herüber. „Ganz davon abgesehen, dass es das Letzte ist, was mich heute Nacht interessiert. Dazu bin ich viel zu glücklich.“
Er legte ihr die Hand auf die Schulter und drückte sie kurz – die beruhigende Berührung eines großen Bruders, eines guten Freundes. Ein Gefühl wallte in ihr auf, und obwohl sie sich einzureden versuchte, dass es Glück sei, erkannte sie es doch als Verzweiflung.
„Ich habe vorhin das Telefon gehört“, sagte sie rasch, weil sie Angst hatte, dass er etwas bemerkt haben könnte. „Wer hat denn angerufen?“
Carlo zögerte, dann räusperte er sich. „Hugh Preston. Er hat angerufen … es tut ihm Leid, dass er nicht hiersein kann.“
„Bist du sicher?“ Sie zog die Augenbrauen zusammen. „War das alles?“
„Natürlich.“
Carlos Lächeln wirkte gezwungen, seine Worte klangen hohl. Ihr Magen zog sich zusammen. „Du kannst es dir noch immer überlegen, Carlo. Wenn du jetzt deine Meinung noch ändern willst, kann ich es gut verstehen. Ich …“
„Niemals.“ Er drückte wieder ihre Schultern, dann ließ er die Hände sinken. „Es ist Zeit zu gehen. Bist du fertig?“
Sie nickte und schluckte schwer. „Ich muss mir nur noch die Schuhe anziehen.
Sie holte sie aus dem Wandschrank und schlüpfte hinein. Die Absätze waren so hoch, dass sie ein paar Zentimeter größer war als Carlo. Doch niemand würde darüber die Nase rümpfen, in dieser Branche überragten viele Bräute ihren Bräutigam.
Jack würde sie niemals überragt haben, gleichviel wie hoch auch immer ihre Absätze wären.
„Stimmt was nicht?“
Sie zuckte zusammen und wurde rot. „Doch doch. Warum?“
„Du hast eben so … so traurig geschaut.“
„Ich bin nur aufgeregt, das ist alles.“ Das war keine Lüge, sie war so aufgeregt, wie schon seit langem nicht mehr, und es war ihr schleierhaft, wie sie durch die nächsten fünf oder sechs Stunden kommen sollte. Sie hatte keine Ahnung, wie sie es bewerkstelligen sollte, ihre Glückliche-Braut-Fassade so lange aufrechtzuerhalten.
Doch dann, als es erst einmal so weit war, fand sie alles gar nicht mehr so schlimm. Sie tat, was sie tagtäglich vor der Kamera tat – sie wurde zu Valentine und spielte die Rolle, die man für sie entworfen hatte.
Und nach ein
Weitere Kostenlose Bücher