Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
schnellen Blick über ihre linke Schulter in der Erwartung, endlich auf die Person zu stoßen, die sie unausgesetzt mit ihren Blicken fast aufspießte. Doch da war niemand.
„Ist mit dir alles in Ordnung, Valentine?“ Besorgt legte ihr Tremayne eine Hand auf den Arm. „Du wirkst irgendwie so nervös heute Abend.“
Sie bemühte sich um ein Lächeln. „Ich bin nur müde. Oder genauer gesagt, total erschöpft. Ich glaube, es ist besser, wenn ich mich jetzt auf den Heimweg mache. Ich muss unbedingt mal wieder ausschlafen.“
Er nickte mitfühlend. „Tu das. Komm morgen in die Agentur, dann können wir weiter darüber sprechen.“
Ganz und gar erpicht darauf, dem Gewühl und den Blicken dieses Unsichtbaren, die wie Pech an ihr zu kleben schienen, zu entkommen, verabschiedete sie sich so schnell wie möglich von Tremayne und schob sich durch die Menschenmenge zielstrebig zum Ausgang. Den Blick starr geradeaus gerichtet, war sie entschlossen, sich von nichts und niemandem mehr aufhalten zu lassen.
Als sie auf die Straße trat, überlief sie ein Frösteln. Die Nacht war unangenehm kühl, und sie bereute es nun, ihren Schal im Auto gelassen zu haben. Um sich zu wärmen, kreuzte sie die Arme vor der Brust und schickte sich an, schnellen Schritts zu dem Parkplatz auf der gegenüberliegenden Straßenseite hinüberzugehen. Bei ihrer An kunft heute Abend war der clubeigene Parkplatz bereits so überfüllt gewesen, dass ihr nichts anderes übrig geblieben war, als ihren Wagen woanders abzustellen.
„Miss Valentine, warten Sie!“
Sie blieb stehen und drehte sich um. Der Parkwächter kam auf sie zugerannt. „Was gibt’s, Kenny?“
Der hübsche junge Mann, den Tremayne des Öfteren für irgendwelche Dienst auf seinen Partys anheuerte, keuchte ein bisschen vom schnellen Laufen, als er vor ihr stehen blieb. Er lächelte etwas unsicher, und sie nickte ihm aufmunternd zu.
„Ich weiß, dass Sie heute Abend beim Club keinen Parkplatz mehr gefunden haben, aber ich glaube, es ist keine gute Idee, dass Sie jetzt selbst dort rübergehen, es ist zu dunkel. Geben Sie mir Ihren Wagenschlüssel, dann hole ich Ihnen Ihr Auto.“
„Vielen Dank, Kenny. Das ist wirklich lieb von Ihnen.“ Sie lächelte wieder und hielt ihm die Schlüssel hin.
Er wurde rot, nahm den Schlüsselbund entgegen und ging davon. Während sie ihm noch amüsiert nachschaute, hörte sie hinter sich Schritte.
„Becky Lynn?“ hörte sie jemanden hinter sich sagen. „Bist du das?“
Sie erstarrte. Die Stimme kannte sie, sie hatte sie ihre ganze Kindheit und Jugend begleitet, und sie würde sie nie im Leben vergessen.
Ihr Bruder. Ihr Bruder Randy.
Während sie sich langsam umdrehte, versuchte sie sich zu wappnen und setzte ihr undurchdringlichstes Kameragesicht auf, um ihre Gefühle so gut wie möglich zu verbergen. Doch selbst wenn sie Gelegenheit gehabt hätte, sich monatelang auf diesen Moment des Wiedersehens seelisch vorzubereiten, wäre der Schock, ihn zu sehen, mit Sicherheit auch nicht kleiner ausgefallen. Der Schock, der alle alten Erinnerungen heraufbeschwor.
Auf ihrer Brust lastete plötzlich ein Albdruck. Randy war erwachsen geworden und breit wie ein Kleiderschrank. Um Augen, Mund und Nase lagen Linien, die von einem harten Leben und mit Schmerz erkauften Erfahrungen zeugten und seinem Gesicht einen leicht brutalen Einschlag gaben. Randy war ganz unübersehbar Randall Lees Sohn.
„Du bist es ja wirklich!“ Vor Überraschung kippte seine Stimme fast um. „Gott sei Dank … du bist am Leben … dir geht es gut.“
Er riss sie in die Arme. Zu überrumpelt, um sich zur Wehr setzen zu können, fühlte sie sich gegen seine breite Brust gepresst. Um Atem und Fassung ringend versteifte sie sich in seiner Umarmung.
Randy ließ sie los. In seinen Augen stand Reue, die Dämonen ihrer gemeinsamen tragischen Vergangenheit lauerten in seinem Blick.
„Unglaublich“, sagte er und tat so, als hätte er nicht bemerkt, dass sie bisher weder etwas gesagt noch gelächelt hatte. „So erfolgreich. So schön. Du bist ja richtig … aufgeblüht.“
Wie hatte er sie gefunden? Leise Hysterie stieg in ihr auf. Was tat er hier?
Er beantwortete ihre Frage, ohne dass sie sie stellen musste. „Ich spiele seit neuestem bei den L.A. Rams. Als mir einer der Jungs die Einladung zu der Party gab, wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass … ich meine, Becky Lynn, das … das bist du ja wirklich.“
Und er war es auch wirklich. Madman Lee. Der beste
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