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Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Titel: Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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…“
    „Verschwinde! Lass mich allein.“ Becky Lynn hielt sich die Ohren zu. „Du bist tot für mich. Und die Vergangenheit ist auch tot.“
    Kenny kam angerast und hielt mit quietschenden Bremsen. Er sprang aus dem Wagen. „Ist alles in Ordnung, Miss Valentine?“
    „Dieser Mann hier belästigt mich“, erwiderte Becky Lynn mit bebender Stimme.
    Kenny straffte die Schultern, drückte die Brust raus und stellte sich mutig zwischen Randy und Becky Lynn, ob wohl er um einiges kleiner und schmächtiger war als Randy.
    „Lassen Sie die Lady in Ruhe“, sagte Kenny leicht nervös, aber entschlossen. „Sonst rufe ich die Polizei.“
    Als Becky Lynn in ihren 450er-Mercedes einstieg, zitterte sie so sehr, dass sie sich fragte, ob sie überhaupt in der Lage sein würde zu fahren. Sie konnte kaum das Steuerrad halten.
    „Ricky und Tommy sitzen im Gefängnis“, schrie Randy ihr zu, nachdem sie das Fenster heruntergelassen hatte, um frische Luft in den Wagen zu lassen. Sie betätigte den Anlasser. „Wegen Vergewaltigung an Sue Ann Parker.“
    Der Motor erstarb. Ihr Herz hämmerte. Sue Ann Parker … oh Gott … arme Sue Ann … Sie schloss ganz fest die Augen, während Randys Worte in ihrem Kopf widerhallten. Ricky und Tommy sitzen im Gefängnis.
    Gott hatte ihre Gebete erhört.
    „Ich habe gegen sie ausgesagt, Becky Lynn. Ebenso wie Buddy. Ich wollte nicht, dass sie noch einmal durchkommen. Ich hab’s für dich getan.“
    Als sie durch das offene Fenster seinem Blick begegnete, rang sie krampfhaft nach Luft. Aus dem Augenwinkel heraus sah sie, wie Kennys Blicke verwirrt und betroffen zwischen ihr und Randy hin und her irrten. „Du hättest es besser in der Überzeugung tun sollen, dass es das einzig Richtige war.“ Sie schüttelte den Kopf. „Für uns ist es zu spät, Randy.“
    „Becky Lynn!“
    Der Schmerz in seiner Stimme zerriss ihr fast das Herz, doch sie stellte sich taub. Randy hatte sie zweimal verraten – ihr Bruder war gestorben für sie. Sie würde ihm niemals verzeihen. Niemals.
     
48. KAPITEL
    Becky Lynn saß kerzengerade auf recht im Bett und rang nach Atem, das Gesicht nass von Schweiß und Tränen. Sie schaute verwirrt um sich. Statt des erwarteten Elendsgestanks und des Geruchs nach fruchtbarer Erde stieg ihr der Duft der getrockneten exotischen Blüten, die sie auf einer Kristallschale auf ihrem Nachttisch arrangiert hatte, in die Nase. Ihr Blick fiel auf die anderen Dinge, von denen sie umgeben war – den Druck von Chagall an der Wand gegenüber, den viktorianischen Schaukelstuhl, über dessen Lehne ein Kaschmirschal lag, die Parfümflakons auf ihrer Frisierkommode, die silberne Spieluhr, die Carlo ihr aus Spanien mitgebracht hatte.
    Sie lag zu Hause in ihrem Bett – in ihrem Bett, das weit weg stand von Bend; sie war in Sicherheit.
    Während sie tief Luft holte, versuchte sie sich an den Traum, den sie eben geträumt hatte, zu erinnern. Alle waren sie darin vorgekommen – Ricky und Tommy, Randy und ihr Vater, all diese guten Menschen aus Bend, Mississippi. Sie hatten einen Kreis um sie gebildet, tanzten um sie herum, zeigten mit den Fingern auf sie und lachten.
    Der Charakter ihrer Spötteleien war zuerst zwar gemein und demütigend gewesen, aber immer noch relativ harmlos. Erst als sie versuchte, den Kreis zu durchbrechen, ihnen zu entkommen, wurden sie handgreiflich.
    Becky Lynn schlug sich die zitternden Hände vors Gesicht. Sie begannen, wie wild an ihren Kleidern herumzuzerren und an ihren Haaren zu reißen in der Absicht, die trügerische Illusion von Schönheit, die Carlo von ihr entworfen hatte, zu zerstören. Sie schrie sie an, dass sie aufhören sollten; sie versuchte zu handeln wie Valentine, doch als sie das tat, wurde alles nur noch viel schlimmer.
    Du bist nicht Valentine, schrien sie im Chor. Sie war Becky Lynn, weißer Abschaum.
    Während sie noch einmal tief Atem holte, fuhr sie sich mit der Hand durchs Haar. Was sollte sie nur tun? Es war nicht das erste Mal, dass sie diesen Traum geträumt hatte. Seit sie damals Randy in die Arme gelaufen war, wurde sie fast Nacht für Nacht von Träumen dieser Art gequält.
    Nach und nach war es so schlimm geworden, dass sie schon Angst davor hatte einzuschlafen. Ein hysterischer Lacher entrang sich ihrer Kehle. Jetzt hatte sie zwei Dinge zu fürchten – nicht schlafen zu können und, wenn sie schlafen konnte, Albträume zu haben.
    Sie schlug die Decke zurück, kletterte aus dem Bett und ging ins Badezimmer, um sich ein Glas Wasser

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