Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
gespieltem Gleichmut begegnete er ihrem Blick. „Du hast ihn gefickt, stimmt’s?“
Sie hielt den Atem an. „Du Mistkerl. Wie kannst du es wagen …“
„Hast du oder hast du nicht?“ Er holte tief Luft. „Ich kann’s einfach nicht glauben.“
Sie ballte ihre ausgestreckte Hand zur Faust. „Hör auf zu moralisieren, Jack. Und gib mir jetzt endlich diese verdammte Mappe.“
„Wie oft, Gina?“ Angewidert warf er das Portfolio auf den Tisch. „Triffst du dich noch immer mit ihm? Weißt du deswegen die Sache mit Calvin Klein?“
Ihr Gesichtsausdruck verriet ihm alles. Er fluchte, drehte sich auf dem Absatz um und ging zum Fenster. Das Wetter war traumhaft wie fast immer in Los Angeles, der Himmel wirkte schon fast kitschig, so blau war er.
Er wandte sich wieder um. „Ich dachte, wir sind Freunde. Ich habe dir vertraut.“
„Oh, bitte! Hör auf, so zu tun, als hätte ich dir das Herz gebrochen.“ Sie stemmte die Hände in die Hüften. „Wie viele Models hast du ins Bett gezerrt? Oder vielleicht sollte ich lieber fragen, wie viele nicht?“
„Das ist nicht der Punkt.“
„Ach, nein?“ Sie warf den Kopf in den Nacken. „Was denn dann?“
„Es geht um Carlo, und das weißt du auch ganz genau.“ Er kam, ohne sie aus den Augen zu lassen, wieder zu ihr hinüber und stellte sich ganz dicht vor sie. „Warum, Gina? Warum ausgerechnet er?“
Es gelang ihr nicht, seinem Blick standzuhalten; sie drehte sich um, bückte sich zu ihrem Rucksack und kramte nach ihren Zigaretten. Mit zitternden Fingern riss sie ein Streichholz an.
Sie inhalierte tief, hielt einen Moment die Luft an und stieß dann eine dünne blaue Rauchfahne aus. Erst jetzt drehte sie sich wieder zu ihm um. „Zwischen uns gibt es keine Ausschließlichkeit, Jack, und das weißt du so gut wie ich. Ich treffe mich mit anderen Leuten ebenso wie du. Es geht mir gegen den Strich, dass du versuchst, mich in die Ecke zu drängen. Ich lass mir von dir keine Schuldgefühle einjagen.“
„Verflucht noch mal, Gina, von mir aus kannst du das ganze gottverdammte Universum ficken. Bis auf ihn. Ihn nicht. Niemals.“
Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Ach, ich weiß auch nicht, vielleicht hab ich’s ja gerade deshalb getan. Damit du nicht ständig wieder mit diesem Scheiß daherkommst. Irgendwie bist du wirklich besessen.“
„Ach, jetzt bin ich also schuld, ja? Versuchst du mir jetzt den schwarzen Peter zuzuschieben? Soll ich dir sagen, was an unserer Beziehung das Besondere ist?“ Obwohl sie nicht reagierte, fuhr er fort: „Du wirst es vielleicht nicht glauben, Gina, aber ich mag dich wirklich. Wir haben eine Menge Geheimnisse miteinander geteilt, und du weißt so gut wie alles von mir. Weil ich dir vertraut habe, Gina. Und genau das ist das Entscheidende. Du hast mein Vertrauen missbraucht.“
„Menschenskind, Jack, ehrlich, stell dich doch nicht so an. Zwischen Carlo und mir geht es doch bloß um Sex. Um nichts anderes. Und ums Geschäft.“ Sie nahm einen Zug aus ihrer Zigarette. „Du machst wirklich viel zu viel Wind um die ganze Geschichte.“
Das stimmte nicht. Und sie wusste es. Sie wusste sehr genau, was ihn so schmerzte.
Er strich ihr mit den Fingerspitzen über die Wange, dann ließ er die Hand sinken. „Wenn du mich gebeten hättest, die Finger von einer ganz bestimmten Frau zu lassen, und wenn ich gesehen hätte, dass es dir wirklich wichtig ist, dann hätte ich deine Wünsche respektiert. Weil wir Freunde sind.“
„Das ist unfair!“ Sie zerdrückte die Zigarette im Aschenbecher. „Unsere Situation ist überhaupt nicht miteinander vergleichbar. Du, als der Fotograf, hast die ganze Macht. Du entscheidest, mit wem du arbeitest, und die einzige Macht, die ich habe, ist zu funktionieren. Ich muss machen, was man mir sagt. Für mich gibt es nur zwei Wege, zum Ziel zu kommen, und beide haben etwas mit meinem Körper zu tun. Das weißt du ganz genau.“
Sie trat einen Schritt näher zu ihm heran und legte ihm eine Hand auf die Brust.
„Du bedeutest mir sehr viel, Jack. Mehr als irgendjemand anderes. Und im Bett … ehrlich, da bist duuner reich bar. Nie hat irgendein anderer Mann jemals so viel für mich getan.“ Sie packte ihn am T-Shirt und schaute ihm fast flehend in die Augen. „Aber er kann andere Dinge für mich tun, Jack, für meine Karriere, Dinge, die du nicht für mich tun kannst.“
„Eines Tages bin ich auch so weit“, stieß Jack grimmig zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Eine Welle von
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