Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
jemals legen würde? Sie holte tief Luft. Ihre Brust fühlte sich an wie zusammengeschnürt, ihr Herz raste.
Würde sie überhaupt jemals das Gefühl haben, irgendwo dazuzugehören?
In ihren Augen stiegen Tränen auf. Sie blinzelte sie ebenso entschlossen weg, wie sie einen Moment vorher ihre Angst niedergerungen hatte. Selbstmitleid war Zeitverschwendung.
Sie hatte ihr Leben verändert und war jetzt tausendmal besser dran als noch vor ein paar Wochen.
Sie war aus freien Stücken hier, niemand hatte sie gezwungen. Sie war hier, weil sie es so gewollt hatte.
Ihre Tränen versiegten, und plötzlich kam eine wunderbare Ruhe über sie. Gut, sie hatte einen Fehler gemacht. Na und? Das konnte jedem einmal passieren. Es war zwar ein Fehler, aber er ließ sich bestimmt wieder ausbügeln. Bruce hatte nicht einmal etwas zu ihr gesagt.
Becky Lynn straffte die Schultern. Sie würde hart arbeiten, ihren Mund halten und aufpassen, dass ihr so etwas nicht noch einmal passierte. Sie würde ihnen beweisen, dass sie hierher gehörte. Alles würde sich zum Guten wenden.
15. KAPITEL
Wie sie es sich geschworen hatte, passte Becky Lynn in den nächsten Ta gen auf wie ein Schießhund, dass sie nichts falsch machte. Die ersten Stunden nach dem Vorfall hatte sie ständig mit Herzklopfen darauf gewartet, dass Sallie Gallagher sie zu sich in ihr Büro rufen und ihr zumindest eine Rüge erteilen würde, wenn nicht gar Schlimmeres.
Doch nichts geschah. Sallie war so freundlich wie immer, und da selbst Bruce den Vorfall bereits vergessen zu haben schien, begann sie sich langsam wieder zu entspannen.
„Becky Lynn, mein Darling hier braucht dringend eine Stärkung. Bringst du uns bitte ein Glas Chardonnay?“ Foster stieß einen melodramatischen Seufzer aus. „Tragödien gibt’s, wirklich echte Tragödien! Man sollte es nicht für möglich halten.“
Becky Lynn verbiss sich ein Grinsen und nickte. Fosters „Darling“ war im Augenblick die schon etwas angejahrte Gattin eines bekannten Filmregisseurs, die mehrmals die Woche auf der Bildfläche erschien.
Becky Lynn goss den Wein ein, wobei sie sorgfältig darauf achtete, auf dem Glas keine Fingerspuren zu hinterlassen. Dann nahm sie aus einer Schachtel ein paar Cracker, schnitt etwas Käse auf und arrangierte das Ganze zusammen mit ein paar Weintrauben und einigen Erdbeeren appetitlich auf einem kleinen weißen Teller mit Goldrand. Sie war mittlerweile zum Mädchen für alles aufgestiegen und achtete darauf, dass immer frisch aufgebrühter Kaffee da war ebenso wie kalt gestellter Wein und dass im Shop stets mustergültige Ordnung herrschte. Reiche, privilegierte Menschen erwarteten Perfektion. Im „The Image Shop“ bekamen sie sie.
Becky Lynn stellte das gefüllte Weinglas und den Teller auf ein Tablett und trug es zu Fosters Arbeitsplatz, wo sie es vorsichtig auf der Spiegelkonsole abstellte. „Bitte schön, Mrs. Cole“, murmelte sie. „Ich habe Ihnen auch noch eine Kleinigkeit zu essen zurechtgemacht für den Fall, dass Sie noch nichts zu Mittag gegessen haben sollten.“
Foster strahlte sie an. Er war selig, dass sie sich daran erinnert hatte, dass seine Kundin bei ihrem letzten Besuch um ein paar Cracker gebeten hatte, weil sie nicht zum Essen gekommen war.
„Vielen Dank, meine Liebe. Das ist wirklich ganz reizend von Ihnen“, säuselte Mrs. Cole.
„Bitte, Mrs. Cole. Keine Ursache.“
Jetzt schien die Frau sie das erste Mal wirklich wahrzunehmen. Sie musterte Becky Lynn ausführlich und spitzte dann belustigt die Lippen. „Was hat Sie denn hierher verschlagen? Darf ich fragen, woher Sie kommen?“
Becky Lynns Wangen wurden heiß, aber sie hieltdem forschenden Blick der Frau tapfer stand. „Aus Mississippi, Ma’am.“
„Mississippi?“ wiederholte die Frau amüsiert, „Ma’am?“ Madeline Cole schaute Foster an. „Meine Güte, Foster, wo hat Sallie denn dieses Mädchen aufgegabelt?“
Foster grinste. „Warum? Ist sie nicht exotisch?“ flachste er wie üblich, aber Becky Lynn hatte inzwischen gelernt, dass er es nie böse meinte. „Wir vermuten, dass sie eine Prinzessin ist, die von zu Hause weggelaufen ist, weil ihr Vater wild entschlossen war, sie mit einem alten fetten König zu verheiraten.“
„Mit Mundgeruch“, warf Brianna im Vorübergehen gut gelaunt ein. „Und einer Glatze.“
Madeline Cole legte den Kopf schräg. „Vielleicht ist sie ja auch ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen worden und versteckt sich hier vor dem Mob. Das Nächste, was
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