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Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Titel: Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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schließlich hatte auch er Augen im Kopf. Und er sah es. Er musst e es sehen. Es war unübersehbar.
    Sie umklammerte den Rand des Waschbeckens. Er sieht es. Diese Tatsache durfte sie nie aus dem Auge verlieren, egal wie nett auch immer er sich ihr gegenüber verhalten mochte. Sonst würde sie sich noch verletzlicher machen, als sie es ohnehin schon war. Natürlich würde er ihr auf andere Art und Weise wehtun wie Tommy und Ricky, aber es würde gewiss nicht weniger schmerzen. Das durfte sie nicht zulassen.
    Sie machte ganz fest die Augen zu. Nein, sie würde es nicht zulassen, dass er sie verletzte. Nie und nimmer. Sie würde sich von überhauptniemandem mehr verletzen lassen. Nie und nimmer Niemals mehr.
    „Becky Lynn?“ Marty klopfte an die Tür. „Sei so gut und melde dich bei Sallie, wenn du fertig bist. Sie braucht dich.“
    Becky Lynn öffnete die Augen und holte tief Luft. „Sofort“, rief sie und drehte den Kaltwasserhahn auf. Mit beiden Händen spritzte sie sich kaltes Wasser ins Gesicht und hielt anschließend ihre Handgelenke unter den Wasserstrahl. Nachdem sie sich abgetrocknet hatte, entriegelte sie die Tür und ging hinaus.
    Als sie Sallies Büro betrat, war Jack da. Er war gerade im Begriff, sich von seiner Mutter zu verabschieden. Auch das noch.
    „Schön, dass wir uns nochmal über den Weg laufen. Ich hab noch was für dich.“ Er zog den Reißverschluss seiner Mappe auf und kramte darin herum. Einen Moment später hatte er gefunden, was er suchte, und zog ein Foto hervor.
    Es war die Aufnahme, die sie von ihm gemacht hatte. Sie nahm sie entgegen und starrte schweigend darauf.
    „Es gehört dir“, sagte er. „Dreh’s mal um.“
    Sie tat es und las, was auf der Rückseite stand. Reds erstes Foto. Februar 1985 .
    Ihre Hände begannen zu zittern. Während sie auf die schwarze Schrift starrte, spürte sie, wie ihr vor Rührung die Tränen in die Augen stiegen. Rasch blinzelte sie sie weg. Für Jack bedeutete diese Geste nichts, für sie jedoch sehr viel … alles. Niemand hatte ihr je so viel Aufmerksamkeit geschenkt.
    So ist es also, wenn man als Mensch behandelt wird, dessen Gefühle auch zählen, dachte sie verwundert und hob den Blick.
    „Ich … ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, Jack. Ich … ich bin einfach …“ Plötzlich hatte sie das Gefühl, fast ersticken zu müssen. Sie schluckte krampfhaft, dann lächelte sie matt. „Danke.“
     
19. KAPITEL
    Becky Lynn hatte das Foto von Jack gegen ihre Nachttischlampe gelehnt und machte es sich zur Gewohnheit, es jeden Abend vor dem Einschlafen zu betrachten. Sie registrierte jede Kleinigkeit – das leicht verschwommene Licht und den etwas verschobenenen Blickwinkel, Jacks Lächeln und die kühne Art, in der er sich dem Auge der Kamera stellte.
    Immer wenn sie etwas Neues entdeckte, spürte sie, wie ihr ein leiser Erregungsschauer den Rücken hinabrieselte. Gemessen an den hohen Maßstäben, die sie in Bezug auf Fotos hatte, war die Aufnahme natürlich nicht gut, und doch war sie für sie das Wertvollste, was sie je besessen hatte. Sie, Becky Lynn, hatte ein Foto aufgenommen. Es gehörte ihr ganz allein. Und es repräsentierte für sie etwas, das sie fühlen, aber nicht anfassen konnte – die Tatsache, dass sich ihr Leben verändert hatte, die Tatsache, dass sie selbst sich verändert hatte.
    Und das konnte ihr niemand wegnehmen.
    Jetzt beugte sie sich vor und fuhr ganz leicht mit den Fingerspitzen über die glänzende Oberfläche des Fotos. Jack hatte sich seit zwei Wochen nicht blicken lassen. Diese Tatsache erfüllte sie mit Erleichterung und Bedauern gleichermaßen. Erleichterung deshalb, weil sie, solange sie ihn nicht sah, nicht gezwungen war, sich ständig daran erinnern zu müssen, wer sie war. Und Bedauern, weil nur er in der Lage war, sie genau dies vergessen zu machen.
    Während sie mit zusammengekniffenen Augen das Foto anstarrte, verspürte sie plötzlich ein brennendes Verlangen in sich aufsteigen. Verlangen danach, das zu wissen, was er wusste, das zu tun, was er tat. Sie wollte dazugehören, wollte Teil dessen werden, was ihr als etwas so Besonderes und Aufregendes erschien.
    Wie mochte man sich wohl fühlen, wenn man im Stande war kreativ tätig zu sein? Wenn man seine Fantasien verwirklichen und sich seine eigene Welt erschaffen konnte?
    Es musste wundervoll sein. Sie konnte sich nichts Schöneres vorstellen.
    Wenn sie die Gabe dazu hätte, wäre sie glücklich. Mehr würde sie nicht zum Leben brauchen.
     
20.

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