Gefangene des Scheichs: Erotischer Roman (German Edition)
feststellte. Gloria war von ihrer amerikanischen Mutter mit einem immensen Vermögen versehen worden, das ihr für alle Zeiten ein Auskommen sichern würde, das jeglicher Bescheidenheit Hohn sprach. Sie selbst hingegen hatte eine gewiss nicht karge Aussteuer zu erwarten und Zahlungen aus einem Fonds, den ihr Großvater für sieaus dem Erbe der verstorbenen Großmutter angelegt hatte, doch konnte sie diese Summen im Traum nicht mit Glorias Vermögen vergleichen. Würde sie einen gewissen Lebensstandard halten wollen, war sie gezwungen, einen Mann zu wählen, der ihr diesen aus seiner Kraft bieten konnte. Whitby aber, dessen war sie sich sicher, war dazu gewiss nicht imstande.
„Weißt du, Darling … wenn die erste Leidenschaft verflogen ist, erhält Geld plötzlich ein ganz unangemessenes Gewicht. Und wenn dann nicht genug davon vorhanden ist, verwelken deine Blütenträume ganz schnell. Zumal wir beide ziemlich verwöhnte Orchideen sind.“ Sie schenkte Victoria einen langen, abschätzenden Blick. „Nun ja … du bist eher eine Rose.“
Sie atmete tief durch, denn bei diesen Überlegungen fühlte sich Victoria weniger wie eine Rose, als vielmehr wie ein zertrampeltes Gänseblümchen.
Gloria hatte gewiss mit allem Recht, was sie gesagt hatte, aber wo sollte sie dann mit all ihrer Sehnsucht, all ihrer Leidenschaft für Whitby hin? Warum war kein anderer Mann dazu imstande, all jene Gefühle in ihr auszulösen, wie er es so problemlos konnte?
„Ich fürchte, Darling …“, und wieder traf sie ein langer Blick aus tiefliegenden Augen, „… du wirst etwas ganz Schreckliches tun, was deine Familie in tiefstes Elend stürzen wird.“ Sie sagte das ohne jedes Amusement. Es war eine ruhige, sachliche Feststellung, ähnlich jener einer Wahrsagerin, die nur weitergibt, was sie in den Karten gesehen hat.
„Das ist doch Mumpitz, Gloria. Und das weißt du auch.“
Ihre Freundin erhob sich plötzlich. „Ja. Gewiss. Wärest du jetzt so lieb, deinen famosen Butler zu informieren, dass ich gehen möchte?“
Gloria hatte entschieden, dass das Thema Whitby nichts mehr hergab und ein anderes nicht im Raum stand, das ihre weitere Anwesenheit gelohnt hätte.
Gemeinsam gingen die Freundinnen die breite Treppe in die Halle hinunter, wo eine Zofe bereits Glorias seidenen Umhang bereithielt.
„Wir sehen uns bei der Soiree?“, wollte Victoria zum Abschied wissen.
„Oh ja. Gewiss doch. Es wird mit Sicherheit ein ganz … außergewöhnlicher Abend werden …“
Gloria warf den angenähten Schal mit großer Geste über ihre Schulter, und Victoria zog es vor, die Äußerung unkommentiert zu lassen.
Kapitel 6
Das Haus, in dem Victorias Familie lebte, war winzig, verglichen mit dem Stadthaus von Frederic, ihrem Onkel väterlicherseits und derzeitigem Träger des Familientitels. Für die Soiree hatte ihr Vater den großen Ballsaal von Lexington House von seinem Bruder zur Verfügung gestellt bekommen, denn er bot einen mehr als nur passenden Rahmen für eines der großen gesellschaftlichen Ereignisse dieser Saison. Ihr Onkel hatte sich mehr als generös gezeigt, indem er auch noch sämtliches Personal, die Blumenarrangements sowie die Küche seines Hauses beisteuerte.
Victoria wusste, warum jeder Termin, sei er auch im Normalfall noch so unbedeutend, zu einem Großereignis aufgeblasen wurde. Wenn man eine wenig attraktive Ware anzubieten hat, muss man sich nun mal mit ihrer Präsentation umso mehr Mühe geben. Da dies natürlich auch allen infrage kommenden Bewerbern um ihre Hand bekannt war, führte dazu, dass Victoria keinerlei Freude mehr bei solch einem Anlass empfinden konnte. Und auch jetzt stand sie neben ihren Eltern und nahm die schier endlose Schar an eintreffenden Gästen in Empfang, schüttelte zahllose Hände, tauschte belanglose Nettigkeiten aus und hielt doch aus dem Augenwinkel nur jenen Bereich der gewaltigen Halle zu ihren Füßen im Blick, wo Whitby auftauchen musste.
Zusätzlich erschwert wurde die Begrüßungscour durch etwas, das ihre Mutter sich unpassenderweise angewöhnt hatte: Bei jedem ankommenden männlichen Gast, der ihr für die Hand ihrer Tochter angemessen erschien, drückte sie in Victorias Richtung kurz die Augen zu, um ihr so zu bedeuten, sich eben jenen jungen Herrn genauer zu betrachten. Victoria fühlte sich dabei mehr als nur unwohl. Sie fühlte sich in die Ecke gedrängt. Es fiel ihr ungeheuer schwer, dem Drang zu flüchten nicht nachzugeben. Einzig die Aussicht, dann Whitbys
Weitere Kostenlose Bücher