Gefangene des Scheichs: Erotischer Roman (German Edition)
ihrer Erwartungen sah sie ihn nämlich in eine offensichtlich lebhafte Unterhaltung mit seiner durchaus attraktiven Tischdame vertieft. Jedes Lachen von Whitby, jedes amüsierte Kopfschütteln seinerseits auf eine wohl kecke Bemerkung der Dame hin, bedeutete einen glühenden Stich in Victorias Brust. Sie vergaß zu essen. Nahm nur immer wieder vom nachgeschenkten Wein und spürte kaum, wie sich Zorn und Wut durch den dichter werdenden Nebel in ihrem Kopf emporgruben.
„Hast du von dem Lachs gekostet, mein Schatz?“, fragte ihr Vater, dem offensichtlich nicht entgangen war, dass seine Tochter dem Wein etwas zu deutlich zusprach, doch Victoria schüttelte nur den Kopf, als gelte es, eine lästige Fliege zu verscheuchen.
All ihre Aufmerksamkeit galt Whitby, zu dem die Dame in dem dunkellila Kleid immer näher hinzurücken schien. Oder er ihr? Was machte das für einen Unterschied? Das Ergebnis war das Gleiche. Mittlerweile steckten die beiden ihre Köpfe kichernd zusammen wie zwei konspirierende Schüler.
Und wie diese Frau beim Lachen den Kopf in den Nacken warf! Hatte sie kein Benehmen? Zudem war das kesse Blinzeln ihrem Alter vollkommen unangemessen, wie Victoria befand.
Und dann erhob sich die Dame. Sie wisperte Whitby etwas zu und verließ den Tisch.
Victoria erstarrte. Ihre Hand mit dem halbvollen Glas schwebte in der Luft.
Sie sah nur noch das aufreizende Hinternwackeln, mit dem diese Frau den Saal verließ. Glühende Hitze schoss in ihre Wangen. Kühler Wein tropfte auf ihre zitternde Hand. Ihr Magen drehte sich und alles im Raum schien sich zu verzerren, als sich auch Whitby plötzlich erhob, die Serviette neben seinen Teller legte und ohne einen Gruß ebenfalls hinausging – begleitet von den perplexen Blicken seiner Tischnachbarn, denen das provokante Verhalten nicht entgangen war.
Eine Klaue legte sich um Victorias Kehle. Ihr Verstand setzte aus. Mit einem Mal bestand sie nur noch aus wilder Rage, die jeden Moment in Raserei umschlagen konnte. Sie stellte das Glas wuchtiger ab als beabsichtigt. Die beiden leeren Plätze anstarrend, focht sie mit sich selbst einen furchtbaren Kampf aus. Ihr erster Impuls befahl ihr, aufzuspringen und den beiden zu folgen. Der zweite aber ließ sie an ihre Eltern und die Gäste denken, denn dass sie nicht mehr ganz sicher auf den Beinen sein würde, wusste sie instinktiv. Sollte er doch tun und lassen, was ihm gefiel! Sie würde sitzen bleiben. Das war ihr Fest, und er war es nicht wert, dass sie sich selbst und alle anderen brüskierte. Er war ein Windhund. Ein Ärgernis in jedem anständigen Salon. Ja, es war ja überhaupt nur ihrem Vater und seinen Vorgesetzten zu danken, dass die Mutter diesen Menschen empfangen hatte.
Ihre Stirn brannte, und sie nahm noch einen Schluck in der Absicht, die Hitze in ihren Adern zu kühlen. Das Blut zurückzudrängen, das so machtvoll bis in ihren Kopf wallte. Sollte er dieses Frauenzimmer doch ebenso küssen, wie er sie geküsst hatte. Offensichtlich nahm er ja jede sich bietende Gelegenheit wahr. Dass sie sich nicht geschämt hatte, solch leichte Beute zu sein! Wahrscheinlich – wer konnte es wissen – war diese Frau sowieso der Demimonde entstiegen. Dann hatten sich die beiden ja verdient.
Victoria hingegen war anständig und würde ihn bei nächster sich bietender Gelegenheit entschieden in seine Schranken weisen. Wenn nötig, auch mit der Hand in seinem Gesicht!
Im nächsten Moment sprang Victoria auf. Ihre Serviette rutschte zu Boden. Doch sie hob sie nicht auf, sondern stürmte durch die Tischreihen auf die Tür zu, durch die Whitby kurz zuvor gegangen war. Oh ja! Sie würde ihm die Meinung sagen. Und zwar jetzt! Auf der Stelle! Ihm sagen, dass er nie mehr wagen solle, auch nur in ihre Nähe zu kommen. Dass eine Frau ihrer Position sich eine solche Beleidigung nicht gefallen ließe! Jetzt galt es, ihm zu zeigen, mit wem er es sich hier verscherzt hatte. Und die Gelegenheit, einem solchen Kerl eine Lektion zu erteilen, durfte man nicht verstreichen lassen.
Hatte der leere Saal, in den sie nun trat – lediglich ein schlummernder Diener saß zusammengesackt auf einem Stuhl in einer hinteren Ecke –, sie auch im ersten Moment innehalten lassen, so weckte ein unterdrücktes Kichern augenblicklich wieder ihre Sinne. Und ihren Kampfgeist! Ihr Herz pochte bis in ihre Ohren, vor lauter Angst, was sie gleich zu sehen bekommen würde. Aber sie war eine Kämpferin. Die würdige Enkelin ihres in zahllosen Schlachten siegreichen
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