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Gefangene des Scheichs: Erotischer Roman (German Edition)

Gefangene des Scheichs: Erotischer Roman (German Edition)

Titel: Gefangene des Scheichs: Erotischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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Ich reise nach Konstantinopel.“
    Im gleichen Moment, da sie dies ausgesprochen hatte, wurde ihr die ganze Ungeheuerlichkeit ihres Unternehmens schlagartig klar. Sie würde ohne Begleitung und ohne jeden Schutz Tausende von Meilen reisen. In einer Zeit, wo eine Frau gerade mal allein ihre Freundinnen besuchte. Die einzige Fremdsprache, die sie mit Händen und Füßen beherrschte, war Französisch. Aber wer sprach Französisch in den Ländern, durch die sie kommen würde – von den Franzosen abgesehen?
    Der Kofferträger presste die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Er schob mit dem Zeigefinger seine Mütze zur Seite und kratzte sich nachdenklich. Sein Blick verriet, dass er sich gerade Gedanken über den Geisteszustand seiner Kundin machte.
    “Mir ham se aber Edinburgh gesagt“, war alles, was ihm einfiel.
    „Ich weiß. Aber ich habe umdisponiert.“ Als würde man gerade mal eben nicht nach Schottland, sondern ans andere Ende der Welt reisen …
    „Hmmm“, brummte er, und Victoria schwieg, denn sie war es nicht gewöhnt, Dienstboten Erklärungen abzugeben. Schließlich zuckte der Kofferträger mit den Schultern und ließ sie so wissen, dass sie nicht die erste Irre war, mit der er zu tun hatte.
    „Also, das Café soll schön sein, Miss. Da vorn ist ein Zeitungskiosk. Vielleicht holen Sie sich ja dort was zu lesen.“
    Er hatte sich bereits umgedreht, als ihr noch etwas einfiel. Leicht japsend sagte sie: „Sollte Sie jemand ansprechen und nach mir fragen, so sagen Sie doch bitte, ich würde nach Schottland reisen.“ Ihr Blick war beinahe ängstlich geworden, und sie schob ein furchtsames „Ja?“ nach.
    Ein langer, nachdenklicher Blick traf sie. „Machen Sie keinen Blödsinn, Miss. So ’ne Nummer geht nie gut.“
    „Ja. Ich weiß“, erwiderte Victoria mit gesenktem Kopf.
    Noch kannst du zurück! Noch ist nichts verloren
!, sagte eine kleine Stimme in ihren Gedanken.
Gib das Ticket zurück und fahr nach Harrowby Hall! Es wird nicht so schlimm werden. Ruhe und Einsamkeit geben dir Gelegenheit, deine Gefühle in den Griff zu bekommen!
    Doch im nächsten Moment gewann die neue, kämpferische Victoria Oberhand. Sie wischte die kleine Stimme beiseite und dachte an Whitby. Ihren wundervollen, starken Whitby. Jenen Mann, der sie zu solch ungeheuerlichen Aktionen inspirierte. Sein Geruch war mit einem Mal so wirklich um sie herum, dass sie glaubte, er müsse sich irgendwo zwischen all diesen Menschen, ganz in ihrer Nähe aufhalten.
    Ein Fremder rempelte sie an und ging weiter, ohne sich zu entschuldigen. Es gemahnte Victoria an die Wirklichkeit.
    „Gut. Dann setze ich mich in das Café, und Sie tragen Sorge, dass meine Koffer pünktlich im Zug sind.“
    „Ganz klar, Miss. Na, ja … ich wünsch Ihnen denn ma viel Glück!“
    Er tippte gegen seine Mütze, packte seinen Karren und zog ihn kraftvoll davon. Victoria sah ihm nach, bis sich die Menschen wie eine unruhige Masse hinter ihm geschlossen hatten.
    Sie selbst suchte den kleinen Laden, um sich Lesestoff zu besorgen. Doch kaufte sie weder eine Zeitung noch ein Buch. Vielmehr blieb sie wie gebannt vor einem in ochsenblutrotem Leder gebundenen Notizbuch stehen.
    War sein Äußeres auch eher nichtssagend, so versprachen die leeren Seiten doch eine Welt von Möglichkeiten. Sie nahm es aus der Auslage und wog es ruhig in Händen. Das Leder war weich und strahlte eine gewisse Wärme aus.
    Vorsichtig öffnete sie den Lederriemen, der mit einem Knopf verschlossen war. Das Papier war dünn, und es gab wohl Hunderte Seiten, die man beschriften konnte. Schlug man das Notizbuch hinten auf, fand sich eine Tasche, in die man allerlei hineinschieben und so sicher aufbewahren konnte. Dieses Buch gehörte zu ihr! Hier würde sie alles eintragen, was ihr auf ihrer Reise widerfuhr!
    Victoria erstand noch ein paar Bleistifte, Radiergummis und einen Anspitzer. Nun war sie gerüstet. Stolz wie ein Ritter, der sein Schwert erhalten hat, marschierte sie, ihre sorgsam verpackte Neuerwerbung gegen die Brust gedrückt, in Richtung des Cafés. Sie hatte viel Zeit, und so würde sie bereits jetzt mit ihren Aufzeichnungen beginnen.
    27. Juli 1924. Victoria Station, London
    Mein großes Abenteuer beginnt. Ich weiß nicht, ob ich diese Reise überhaupt überleben werde, oder ob ich auch nur von Victoria Station wegkomme, aber ich bin voller Hoffnung und habe alle Kraft und Entschlossenheit, die notwendig ist, den Mann zu erlangen, nach dem ich mich mit solcher Leidenschaft sehne. Kein

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