Gefangene des Scheichs: Erotischer Roman (German Edition)
Weg ist mir zu weit, keine Gefahr zu bedrohlich. Ich werde ihn finden und ihm damit beweisen, wie groß meine Liebe zu ihm ist
.
Dass der Bahnhof, von dem ich abreisen werde, meinen Namen trägt, nehme ich als ausgesprochen gutes Omen
.
Victoria ließ den Stift über die erste Seite fliegen und füllte dicht an dicht jene imaginären Linien, an denen sich die Worte entlanghangelten. Wie im Fieber fantasierte sie von ihrem Wiedersehen mit einem tief bewegten Whitby, der endlich jene Frau in seine Arme schließen konnte, die bereit war, ihr ganzes bekanntes Leben für ihn aufzugeben. Für ein Leben an seiner Seite.
Schon bald kreisten ihre Schilderungen nicht nur um den ersehnten Mann, sondern um Eingeborene in schillernden Gewändern. Buntes Basartreiben und wild gestikulierende Händler, die ihre Waren feilboten. Victorias Fantasie füllte sich mit Geräuschen und Düften einer fremden, verzauberten Welt, die sie wie auf einem fliegenden Teppich durch die Stunden des Wartens trugen. Gegen den bald aufkommenden Hunger bestellte sie Gurkensandwiches und aß sie mit größtem Appetit.
Mit jeder geschriebenen Zeile fühlte sie sich mutiger und abenteuerlustiger. Sie dachte an Edith M. Hulls Roman „Der Scheich“, der sie ebenso mitgerissen hatte wie die Verfilmung mit Rudolph Valentino, die sie sich unzählige Male im Kino angesehen hatte. Whitbys Bild vermischte sich mit dem von Rudolph Valentino als stolzem Beduinenherrscher, der die von ihm entführte Agnes Ayres ins Beduinenzelt trug und sie dort leidenschaftlich in seine Arme riss.
Die vierte Stunde brach an, als Victoria sich selbst in ihrem Tagebuch so beschrieb:
Ich sitze in einem Zelt, in wertvolle Gewänder gehüllt, wie sie die einheimischen Fürstinnen tragen, und gesalbt mit schwer duftenden Ölen. Um mich herum kostbare Teppiche, dicke Kissen, bestickt in den herrlichsten Farben
.
Halbnackte Sklaven eilen ein und aus, stets bemüht, unsere Wünsche von unseren Augen zu lesen. Doch in seinen Augen lese ich nur Liebe und Sehnsucht nach mir. Der Wind wärmt das Zelt, und wenn jemand kommt oder geht, erhasche ich einen Blick auf die goldenen Wogen der Wüste, die sich majestätisch um unser Zelt herum erheben. Ein Flötenspieler sitzt hinter einem Paravent und unterhält uns mit seinen fremdländischen Weisen
.
„Miss … Sie müssten dann jetzt einsteigen.“ Es war der Kofferträger, der sich rechtzeitig eingestellt hatte, um seine Kundin zu holen.
So abrupt aus ihren Träumen gerissen, bezahlte Victoria rasch, gab ein gutes Trinkgeld und packte ihren kleinen Schatz in ihre Tasche.
Sie war nicht ungehalten über die Unterbrechung, denn die Reise war lang, und sie würde noch viel Gelegenheit haben, ihren Gedanken nachzuhängen.
„Ihr Gepäck ist eingeladen.“ Es schien, als suche der Kofferträger nach Worten, fände sie nicht und nähme stattdessen andere.
„Ich danke Ihnen.“
„Hm … ich wünsch Ihnen viel Glück, Miss. Und denken Se dran: Nix is so wie’s scheint!“
Genau so zitierte sie ihn in ihrem Tagebuch, als sie sich in ihrem Abteil niedergesetzt hatte. Die Türen wurden knallend geschlossen und mit einem Ruck setzte sich der luxuriöse Zug in Bewegung.
Victoria war unterwegs. Jetzt würde sie nichts mehr aufhalten.
Kapitel 10
Das Rattern des Zugs, die gleichmäßigen Laute um sie herum, all das hatte Victoria schnell in einen tiefen, ruhigen Schlaf sinken lassen. Stunde um Stunde verschlief sie nicht nur die Fahrt im Simplon-Orient-Express, den sie in Frankreich bestiegen hatte, sondern auch die Zwischenstationen. Passagiere stiegen ein und aus, Landschaften flogen an ihnen vorbei, und Victoria schlummerte noch immer. Die Erschöpfung forderte ihren Tribut. Das Tagebuch fest in Händen, saß sie in ihrer Ecke, den Kopf gegen das Polster gelehnt und schreckte nur ab und an hoch, um gleich darauf wieder einzuschlafen.
In ihren Träumen tummelten sich verschleierte Beduininnen, Säbel schwingende Reiterhorden und schottische Burgen. Flirrende Fata Morganen über goldenen Sandhügeln. Falken, die zur Jagd hoch in den klaren blauen Himmel schossen und Kamele, die träge ihre Lasten und Reiter durch die endlosen Wüsten trugen.
Victoria, den Kopf noch immer in die weichen Polster gedrückt, wurde noch nicht einmal vom Schaffner geweckt, der eigentlich eingetreten war, um nach irgendwelchen Wünschen zu fragen. Er nickte lächelnd und zog sich leise zurück.
Als sie endlich erwachte, den Nacken etwas steif von der
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