Gefangene des Scheichs: Erotischer Roman (German Edition)
ungewohnten Schlafhaltung, war der Zug bereits auf Schweizer Gebiet. Gewaltige Bergmassive zogen an Victoria vorbei, und sie konnte sich nicht sattsehen, an den grauen Massen, auf deren Spitzen der Schnee in der Sonne glitzerte.
Sie rieb ihren Nacken und machte Lockerungsbewegungen, das Tagebuch noch immer in der freien Hand haltend. Wie gerne hätte sie einen Fotoapparat gehabt, um diesen Anblick für immer festzuhalten. Dann hätte sie zu Hause ihren Eltern die Bilder zeigen können.
Als nun dieser Gedanke durch ihren Kopf glitt, schrak sie zusammen. Ihre Eltern! Wann sie die wohl wiedersehen würde? Sie versuchte, sich vorzustellen, was in London los war. Ob man bereits ihren Anruf aus Schottland erwartete? Mit trägen Gedanken versuchte sie sich zeitlich zu orientieren. Wie lange sie wohl geschlafen hatte?
Vielleicht hatte man von Harrowby Hall aus bereits in London angerufen und sich erkundigt, ob Victoria wohl den Zug verpasst haben mochte, da sie nicht auf der Fähre gewesen war und ein Wagen des Onkels umsonst am Hafen auf sie gewartet hatte.
Victorias Magen zog sich vor Hunger schmerzhaft zusammen. Sie machte sich auf zum Speisewagen, der mit eleganten Tischen, wundervollen Intarsienarbeiten in den hölzernen Wänden und dezenter Beleuchtung prunkte. Sie hatte kaum den Wagen betreten, als schon ein Kellner herbeigeeilt kam, und sie zu einem Tisch führte, an dem bereits eine luxuriös gekleidete Dame in einem üppigen Pelzcape und ein Offizier in perfekt sitzender Uniform saßen, der offensichtlich ihr Ehemann war. Die Frau trug einen glockenförmigen Hut mit einer glitzernden Feder an der Seite. Ihr Haar, im modernen Bubi-Schnitt, glänzte wie gelackt und die Spitzen waren keck an die Wangen gelegt. Sie hatte große, dunkle Augen und einen roten Kirschmund. Der Offizier hatte einen gewichsten Schnurrbart und seine Mütze saß akkurat über der Stirn. Er stand höflich auf und nickte Victoria freundlich lächelnd zu, während der Kellner ihr den Platz zuwies.
„Darf ich uns vorstellen“, übernahm der Offizier die Führung. „Mein Name ist Charles Ponsonby, und dies ist meine Frau Unity.“ Dabei machte er eine leichte Verbeugung. Die Spitzen seines Schnauzbarts wanderten ein wenig nach oben, denn er lächelte wieder.
Mrs. Ponsonby lächelte ebenfalls und zwinkerte dabei ein wenig, was aber den einfallenden Sonnenstrahlen geschuldet war. Ihr Mann nahm wieder neben ihr Platz.
„Wir kommen aus Glasgow.“ Jetzt konnte Victoria den schweren Akzent mit dem gerollten „r“ zuordnen, der ihr gleich bei ihm aufgefallen war.
„Mein Name ist Victoria Stockbridge, und ich komme aus London.“ Sie musste schmunzeln, denn sie fühlte sich an die Vorstellrunden in einer neuen Schulklasse erinnert.
„Darf ich fragen, wohin Sie reisen, Miss Stockbridge?“, sagte Mrs. Ponsonby und nahm dabei von dem Aperitif, den die Gruppe bestellt hatte.
„Nun … recht weit … Ich reise nach Denhar.“
Die Brauen des Offiziers wanderten nach oben. „Denhar? Na, das nenne ich mal einen Zufall!“
Seine Frau studierte die Speisekarte und lauschte doch, was sie dadurch kundtat, dass sie leicht zustimmende Bewegungen mit dem Kopf machte.
Der Zug ruckte etwas und Victoria hielt ihr Glas fest.
„Sie müssen wissen, ich bin in Saramaa stationiert. Wir waren ein paar Wochen zu Hause, und nun heißt es wieder: Ran an denFeind.“ Ein Leuchten ging über das kantige Gesicht mit den buschigen Brauen.
„Mein Mann ist ein Offizier mit Leib und Seele, und er geht in seinem Kommando vollständig auf. Sie hätten sehen sollen, wie er in Glasgow gelitten hat. Er hat begonnen, die Dienstboten zu kommandieren wie seine Soldaten.“
Das Essen war gekommen, und Ponsonby spießte mit seiner Gabel kleine Stückchen Fisch auf. „Nun ja … Unity, Liebes … du übertreibst mal wieder maßlos.“
Verschwörerisch beugte Mrs. Ponsonby sich zu Victoria hinüber, und ihre überlange Perlenkette drohte in ihrer Consommé zu ertrinken. „Er hat angefangen zu gärtnern … die Blumen hätten sie sehen sollen! Er hat sie in der Schlachtordnung von Waterloo gepflanzt!“
„Unity!“, mahnte Ponsonby streng. Doch seine Frau nickte Victoria nur nachdrücklich zu.
„Wie ist es in Denhar eigentlich so?“, fragte Victoria.
„Heiß und Eis“, sagte Mrs. Ponsonby wie aus der Pistole geschossen. Und auf Victorias verblüfften Gesichtsausdruck hin: „Tagsüber werden Sie von der Sonne versengt, und nachts gefriert das Wasser in der
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