Gefangene des Scheichs: Erotischer Roman (German Edition)
den Lippen, und noch ehe sie ausgesprochen war, erschrak sie maßlos. Hatte sie sich nicht auf die Sache mit dem eigenen Abteil konzentrieren wollen? Wieso sagte sie dann so etwas? Sie begann, einen der kleinen Knöpfe ihres Ärmels heftig um die eigene Achse zu drehen, ohne zu bedenken, dass er durchaus abreißen konnte und sie nicht mal Nadel und Faden besaß, ihn wieder anzunähen. So aber geschah es, noch ehe die Duchess antworten konnte, dass Victoria tatsächlich den kleinen, stoffummantelten Knopf in ihrer Hand hielt.
„Ein Missgeschick“, sagte die alte Dame noch immer lächelnd und betrachtete den Knopf in Victorias Hand. Im gleichen Moment erhob sie sich.„Annie, Miss Stockbridge braucht unsere Hilfe! Kommen Sie, mein Kind!“
Victoria folgte der alten Dame und hielt sich dicht bei ihr, denn diese schien in dem ruckelnden Zug nicht besonders sicher zu gehen.
„Wir werden in mein Abteil gehen. Dort kann Annie Ihnen den Knopf wieder annähen.“
Sie hatten bald die Erste-Klasse-Abteile erreicht. Das der Herzogin war von atemberaubender Eleganz und stand mit Sicherheit jenen Räumen, die diese ansonsten gewohnt war, nur in wenig nach. Feinste Intarsienarbeiten schmückten die Wände. Ein kleiner kristallener Leuchter hing an der Decke und diverse einarmige Leuchter an den Wänden. Es gab Sessel und eine Couch, in deren Mitte ein Tisch mit weißer Damasttischdecke stand, auf dem sich ein wunderbar duftendes Blumenbukett befand.
„Nehmen Sie doch bitte Platz, meine Liebe.“
Die ausgestreckte schlanke Hand der Adligen deutete auf einen der Sessel.
„Darf ich Ihnen eine Tasse Tee anbieten?“, fragte die Duchess, und Victoria nickte. Mehr aus Höflichkeit denn aus wirklicher Lust. Doch der Tee, in feinstem Porzellan und aus silberner Kanne kredenzt, tat ihrem trockenen Hals gut.
„Die Luft in Zügen ist immer unangenehm. Vor allem in uns ungewohnten Klimaten, nicht wahr?“
Es war eine Frage, die keiner Antwort bedurfte, und so nickte Victoria nur – noch immer etwas beeindruckt von der Tatsache, dass sie Tee mit einem Mitglied des englischen Hochadels trank, was auch für sie nicht alltäglich war. Währenddessen brauchte sie nur ihren Arm seitlich an der dick gepolsterten Lehne herabhängen zu lassen, damit die fleißige Annie nähen konnte.
„Sie fragten mich soeben, ob ich den Weissagungen der Zigeunerin traue. Nun … nicht jeder. Ich habe schon so manche erlebt, die lediglich auf einen schnellen Penny aus war, aber ansonsten keine Ahnung hatte von dem, was sie tat. Allerdings habe ich auch das Glück gehabt, solche Frauen zu treffen, die sehr wohl in die Zukunft schauen können.“
Die Herzogin nahm einen kleinen Schluck und stellte dann die Tasse zurück. Sie wirkte jetzt wie ein zierlicher Paradiesvogel in einem goldenen Käfig. Bei jeder ihrer Bewegungen klirrte ihr Schmuck leise und trug zu jenem verwirrend widersprüchlichen Bild bei, das die alte Dame mit solcher Selbstverständlichkeit kreierte.
„Ich würde zu weit gehen, erzählte ich Ihnen jetzt en détail von jenen Prophezeiungen, die mir in der Vergangenheit gemacht wurden. Und es hieße unsere junge Bekanntschaft überfordern, lieferte ich Beispiele für deren Wahrheitsgehalt. Aber ich will Ihnen doch so viel sagen: Wenn man denn eine dieser Frauen trifft, sollte man ihre Worte niemals gering erachten. Im Gegenteil! Und spricht sie eine Warnung aus – wie in Ihrem Fall, mein liebes Kind –, dann tut man gut daran, in sich zu gehen und ihr gegebenenfalls Folge zu leisten, so gut man eben kann.“
Victoria blickte schweigend in ihre Tasse und beobachtete ein kleines Stückchen eines Teeblatts, das sich mühsam am Rand der Tasse festklammerte.
„Die Zigeunerin hat Sie ermahnt, umzukehren … aber das werden Sie nicht, wie?“
Was sollte sie sagen? Mühsam versuchte sie, die alte Dame einzuschätzen. Wie viel konnte sie ihr anvertrauen?
„Nein. Ich bin auf dem Weg nach Denhar, und ich werde dort einen Mann finden, den ich unterstützen kann in seinem Dienst für das Empire.“
Diese Sache hatte schon einmal geklappt. Warum nicht ein zweites Mal? Also hielt Victoria erneut ihre Rede. Diesmal vor dem Oberhaus, sozusagen.
Doch mitten in ihrem Satz hob die Herzogin abrupt die Hand und gebot ihren Worten so Einhalt.
„Gut, gut, mein Kind.
Das
hat vielleicht bei dem forschen Ponsonby verfangen. Ich würde allerdings die Wahrheit vorziehen.“ Ein verschmitztes Lächeln umspielte die schmalen rosa Lippen der alten
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