Gefangene des Scheichs: Erotischer Roman (German Edition)
wieder wortlos zulächelte.
„Der … was?“, brüllte Victoria zurück und verschluckte dabei ungewollt eine größere Menge Staubs, der sie abermals husten ließ. Die Wagenkolonne machte einen diabolischen Lärm, der noch durch die Achsen intensiviert wurde, die in jedes Schlagloch rumpelten.
„Der Dschinn D’Aa. Das heißt in der Landessprache so viel wie Feuerteufel und bezeichnet einen speziellen Wind, der von den Bergen über die Wüstenebene hier in die Hauptstadt getragen wird.“
„Großartig!“, erwiderte Victoria, wobei sie sich jetzt ein Tuch vors Gesicht hielt, das die Herzogin ihr gegeben hatte.
„Und wieso baut man eine Stadt ausgerechnet da, wo dieser Wind landet?“ Sie bezahlte die ausschweifende Fragestellung mit einem Schluck Sand, der sich durch den feinen Stoff gewühlt hatte.
„Nun, hier war man vor den Angriffen der einheimischen Stämme einigermaßen sicher. Es geht hier nämlich die Sage …“, er wandte sich um und ließ für einen Moment seine Blicke über die sich nun eröffnende Ebene schweifen, „… dass hier ein gewaltiger böser Geist herrsche.“ Er nickte, sich selbst zustimmend, und schwieg dann, wobei er immer noch den Damen zulächelte. Selbst ihm schien der Sand im Mund nicht mehr zu schmecken.
Victorias Laune verschlechterte sich von Moment zu Moment. Und nun hatte sie auch noch Durst. Beißenden, rauen Durst, der sich mit dem heißen Wüstenwind verband und ihre Kehle zusammenschnürte.
„Bald sind wir da“, sagte die Herzogin und legte ihre Hand auf Victorias Unterarm, als habe sie deren Gedanken gelesen.
Dabei waren es wohl die Gedanken eines jeden Neuankömmlings in dieser Welt, die nur aus Hitze, Sand und Sonne zu bestehenschien. Vor Victorias geistigem Augen erhob sich plötzlich die grün übergossene Landschaft Schottlands. Die zerklüfteten Felsen und die Schafe, die sich als kleine schmutzige Wollknäule zwischen Heidekraut und Ginster tummelten, überzogen vom feinen Sprühregen der Highlands. Mit einem Mal schien ihr Harrowby Hall als der schönste Platz auf Erden …
Sie war in Gedanken gerade dabei, das alte Schloss zu umrunden, als die Wagenkolonne vor einigen niedrigen Häusern hielt, die ihren Armeecharakter auch hier nicht verleugnen konnten. Soldaten standen Wache vor den Türen und an den Hausecken.
„So. Da wären wir!“, verkündete der Herzog, als hätten sie gerade vor dem heimischen Schloss gehalten. Federnd sprang er aus dem Wagen und ließ es sich nicht nehmen, seiner Mutter den Schlag persönlich zu öffnen. Resolut stieg die alte Dame aus und ging entschlossenen Schrittes auf die Eingangstür zu, die bereits von einem Wachsoldaten offen gehalten wurde.
Die Ponsonbys hatten sowohl die Einladung zu einem kleinen Umtrunk als auch jene zum Dinner ausgeschlagen mit der Entschuldigung, dass der Colonel nach so langer Abwesenheit erst mal seine Leute inspizieren musste.
Im Inneren des Hauses hatte man sich bemüht, ein wenig kolonialen Stil und Erinnerungen an die Heimat aufrechtzuerhalten. Deckenhohe Palmen waren in gewaltige Majolika-Kübel gepflanzt worden, auf den wuchtigen viktorianischen Möbeln standen in Silber gerahmte Bilder und zahllose Erinnerungsstücke.
Dienstmädchen und Diener eilten herbei und lasen der Herrschaft jeden Wunsch von den Augen ab. Wenn Victoria der Sinn auch eigentlich nach einem großen Glas Wasser oder kalter Limonade stand, fügte sie sich doch den Gebräuchen und akzeptierte ein Glas Sherry.
„Sie beschäftigen hier kein einheimisches Personal?“, fragte Victoria, mehr um überhaupt etwas gesagt zu haben, als weil es sie brennend interessiert hätte.
„Nein.“ Der Herzog leerte sein Glas und gab den Tee in Auftrag. „Die hiesigen Frauen verlassen die Häuser so gut wie nie. Und wenn, dann nur in Begleitung. Sowas können wir hier nicht brauchen. Ich kann keine Frau anstellen, an deren Fersen ein Bruder oder Onkel klebt.“
Victoria schmunzelte, denn sie hielt es für eine launige Bemerkung.
„Miss Stockbridge, ich versichere Ihnen, das ist die Wahrheit! So … und jetzt nehmen wir endlich unseren Tee. Wir brüsten uns damit, die besten Gurkensandwiches südlich des Rahai zu haben.“
Begleitet vom Lächeln der Herzogin trank Victoria erst eine ganze Tasse Tee, bevor sie sich den Sandwiches zuwandte. Ihre Kehle öffnete sich langsam wieder, und auch ihre Gedanken nahmen an Fahrt auf. Sie hatte nicht vergessen, warum sie hierhergekommen war. Und nun, da ihre Aufmerksamkeit wieder voll
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