Gefangene des Scheichs: Erotischer Roman (German Edition)
Dame.
Victoria schwieg. Sie war ertappt worden.
„Sie machen diese Reise vielleicht wegen einer Herzensangelegenheit. Doch ich wage Zweifel anzubringen, dass dies irgendetwas mit dem Empire zu tun hat. Lassen Sie mich ein wenig Sherlock Holmes spielen … Sie sind ganz ohne Frage eine junge Dame der Gesellschaft. Sie verfügen über ein gewisses Vermögen. Denn ohne ein solches könnten Sie sich eine solche Reise niemals leisten. Sie reisen ohne Personal. Wüssten Ihre Eltern von diesem Vorhaben, hätte man Ihnen zumindest einen Diener mitgegeben, der Sie im Zweifelsfall auch beschützen könnte.“
Die Herzogin nahm noch einen Schluck, blickte kurz aus dem Fenster und gab dann Annie mit einem Handzeichen zu verstehen, dass sie einen Sherry wünschte.
„Nein. Niemand aus Ihrer Familie weiß von diesem Abenteuer. Man hätte Sie auf keinen Fall den Gefahren ausgesetzt, denen Sie jetzt entgegensehen.“
Victoria brauchte jetzt dringend den Drink, der ihr in einem zierlichen Kristallglas angeboten wurde.
„Ich will meine Mutmaßungen abkürzen … Sie unternehmen dieses Abenteuer wegen eines Mannes. Ein Mann, den Sie in Denhar zu finden glauben. Sie haben sich verliebt und denken das Gleiche von ihm.“
Victoria wurde eiskalt. Sie sehnte sich nach einer warmen Stola, die sie hätte um ihre Schultern ziehen können.
„Stockbridge … Stockbridge“, murmelte die Herzogin. „Ich denke, ich kenne Ihren Vater. Wobei …
kennen
ist wohl zu viel gesagt.“
Eine Eisschicht schien sich auf ihrer Haut zu bilden, und Victoria kämpfte gegen den Drang an, mit den Zähnen zu klappern.
„Werden Sie mich verraten?“, platzte sie heraus und zog damit die Aufmerksamkeit der Duchess auf sich. Diese schien einen Moment zu überlegen. Ein Moment, der sich über Minuten auszudehnen schien.
„Ach, mein liebes Kind … ich bin eine alte Frau und meine Energie reicht nicht mehr dazu aus, das Leben anderer in Unordnung zu bringen.“ Sie kokettierte, was sie in Victorias Augen noch liebenswerter erscheinen ließ. „Die Zigeunerin hat in Ihre Zukunft gesehen und Sie gemahnt, umzukehren. Gut. Sie mag Ihre Zukunft kennen, liebes Kind. Aber sie kennt
Sie
nicht! Ich habe gelernt, dass wir oft Fehler machen. Mehr oder weniger gravierende. Es kommt nur darauf an, was wir aus ihnen lernen. Und ich sage Ihnen noch etwas …“ Abermals griff sie zum aufgefüllten Sherryglas und nahm einen Schluck. „In meinem Leben waren die Fehler praktisch immer die Wurzel großen Glücks. Wenn es auch eines langen, oft schmerzvollen Wegs bedurfte, zu diesem Glück zu gelangen. Nein. Ich will Sie nicht verschrecken. Ich will Ihnen die Hand reichen und meine Hilfe anbieten. Sobald wir in Denhar sind, möchte ich Sie bitten, mein Gast zu sein. Wenn die liebenswerten Ponsonbys es denn zulassen und keinen Anspruch auf ihre junge Reisegefährtin erheben.“
Ihr Schmunzeln steckte Victoria an. „Ich würde mich sehr freuen, Euer Gnaden.“
Die alte Dame nickte und zupfte an ihrem weit fallenden Ärmel. „Gut. So ist es denn beschlossene Sache. Sie werden in meinem Haus Quartier beziehen, und wann immer Sie meiner bedürfen, werde ich als treue Freundin an Ihrer Seite sein.“
Victoria konnte ihr Glück nicht fassen. Nicht nur, dass sie in den Ponsonbys Unterstützung gefunden hatte, jetzt hatte ihr das Schicksal sogar eine Herzogin geschickt, die ebenso warmherzig wie vernünftig zu sein schien. Und ausgestattet mit der Weisheit und Gelassenheit des Alters. Wie hätte sie es besser treffen können?
Kapitel 12
Der Bahnhof von Denhar war nicht zu vergleichen mit jenem, von dem aus Victoria die Hauptstadt des Empire verlassen hatte. Er war kaum mehr als ein eilig zusammengebautes Haus, welches Platz für ein paar Bänke und einen Fahrkartenschalter bot.
Mit jeder Meile, die sich ihr Zug ihrem Ziel genähert hatte, war die Hitze intensiver und die Sonne glühender geworden. Sie hatte verfolgt, wie die Pflanzen zunächst an Farbe zu verlieren schienen und schließlich ganz verschwanden. Eine goldene Decke hatte begonnen, sich über die Natur zu legen. Was aber von dem komfortabel gekühlten Zug aus noch so angenehm und beinahe unwirklich gewirkt hatte, wandelte sich in einen schier unerträglichen Glutofen, als sie in Denhar ausstieg.
Ponsonby, der bereits von einigen Soldaten erwartet wurde, wies diese an, sich des Gepäcks anzunehmen. Er selbst grüßte einen jungen, eilig herannahenden Offizier schneidig und salutierte, wie auch alle anderen
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