Gefangene des Scheichs: Erotischer Roman (German Edition)
Lebensgefahr. Gewiss, man würde sie vielleicht nicht sofort töten, aber der Weg, den sie bis dahin zu gehen haben würde, wäre einer der Qualen und Erniedrigungen.
Ihr blieb nicht viel Zeit. Angestrengt überlegte sie, wie viele Männer oder Frauen wohl schon wach und aufmerksam waren. Whitby hatte einen Fehler gemacht: Er war gegangen – wohin auch immer – und hatte sie nicht mal gefesselt. Sie würde fliehen!
Victoria erhob sich, schlüpfte in ihr Kleid, das man in eine Truhe gelegt hatte, und ging auf Zehenspitzen zum Eingang des Zelts. Noch war draußen alles ruhig. Entschlossen, die Zeit zu nutzen, zog sie sich zur Rückseite der Behausung zurück und löste dort jene Verbindungen, die die Stoffbahnen hielten. Sie schob sie vorsichtig zur Seite, und vor ihren Augen breitete sich die weite Ebene mit den langgezogenen Berghängen aus. Victoria ließ sich auf dem warmen und angenehmen Boden nieder und kroch ins Freie. Alle Muskeln ihres Körpers waren angespannt. Selbst ihrAtem ging so flach, als müsse er sie davor schützen, sich zu verraten.
Zu ihrer Rechten sah sie die Pferde. Vier von ihnen standen dicht beieinander und waren an Pflöcken festgebunden. Fast in der Hocke bewegte sich Victoria langsam auf sie zu. Würden sie erschrecken und zu wiehern beginnen, wäre sie verloren. Sie hatte nicht mal etwas, um sie zu beruhigen oder abzulenken.
Victorias Magen zog sich zusammen. Die Anspannung war beinahe unerträglich. Doch entgegen ihrer Befürchtungen blieben die Tiere ruhig. Sie löste das Seil des ersten auf ihrer Seite, was das Tier aber nur bewog, kurz den Kopf zu heben, sie anzusehen und leise zu schnauben. Es trug keinen Sattel, aber Victoria war versiert genug, auch so zu reiten. Noch immer geduckt so gut es ging, erklomm sie den Rücken des Tiers, wendete es und ritt dann so leise wie möglich los. Die Augen auf den Boden geheftet, suchte sie nach den weniger steinigen Stellen, um sich nicht durch das Hufgetrappel zu verraten. Und es gelang.
Nach kurzer Zeit wusste sie sich außer Hörweite und konnte ihre Fersen in die weichen Flanken des Pferds bohren, das daraufhin sofort in Trab und danach in einen gestreckten Galopp überging. Victoria hätte am liebsten gejubelt. Ein ungeheures Gefühl von Freiheit erfasste sie, wie sie so durch den heißen Wüstensand dahinflogen. Getragen vom Wind, der mit ihrem Haar spielte und gegen ihre Brust drückte. Sie war frei!!!
Vor ihrem inneren Auge sah sie sich … wie die Heldin in ihren Filmen. Agnes Ayres, die auf ihrem herrlichen Rappen durch die Wüste jagt. Jetzt war sie die Heldin. Stark und frei!
Die Berge wurden mit jedem Schritt größer und mächtiger. Bald waren sie so nah, dass Victoria glaubte, nur die Hand ausstrecken zu müssen, um sie berühren zu können. Schon verlangsamte sie den Schritt des Pferdes. Sah vor ihrem inneren Auge die Garnison. Sie musste nur noch über den Berg kommen, den Weg wiederfinden, den Ali mit ihr gegangen war, und dann trennte sie nur noch ein Winziges von der Heimat. Von den grünen Hängen den blühenden Wiesen Englands.
Das Pferd schnaubte, offensichtlich wenig erfreut, gebremst zu werden, und warf den Kopf nach hinten. Eine merkwürdige Unruhe ging plötzlich von dem Tier aus, die Victoria sofort wahrnahm. Ihre Sinne waren hellwach. Doch wie sie auch lauschte, sie konnte nichts hören.
„Da ist nichts“, sagte sie leise, wie um das Tier zu beruhigen, doch in Wahrheit hatte sie viel mehr ihre eigene Ruhe im Sinn. Siesprang vom Rücken des Pferdes und führte es vorsichtig langsam zu den Felsen. Weit kam sie nicht. Es konnte unmöglich der Weg sein, den sie mit Ali genommen hatte, denn bald reichte die Breite nur noch für einen Menschen. Keinesfalls aber für ein Pferd.
Mittlerweile brannte die Sonne gnadenlos. Ihr Körper fühlte sich vollkommen ausgelaugt an, und ihre Finger begannen taub zu werden. Wie hatte sie nur so töricht sein können und nicht mal Wasser mitnehmen? Man floh nicht in die Wüste, ohne sich auch nur im Geringsten vorzubereiten. In die Wüste ging man nicht wie auf einen Waldspaziergang. Mit dem Pferd kam sie nicht weiter, aber zurückzugehen wagte Victoria ebenfalls nicht. Was, wenn man inzwischen ihre Flucht bemerkt und Männer hinter ihr hergeschickt hatte? Es gab keine andere Möglichkeit: Sie musste das Pferd zurücklassen und allein weitergehen.
Was dies aber für den letzten Teil der Strecke bis zur Garnison bedeutete, wurde ihr erst klar, als sie nur noch Fels um sich
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