Gefangene des Scheichs: Erotischer Roman (German Edition)
kommen.
Seinen heißen Atem noch auf ihrem Gesicht, schrie sie ihn an: „Denk, was du willst, du Schwein!“
Sie wollte noch mehr sagen: dass sie ihn geliebt hatte. Dass sie alles für ihn gegeben hätte. Dass der einzige Verrat, den sie begangen hatte, jener an ihren Eltern, ihrer Klasse, war. Und … dass sie ihn jetzt nur noch verabscheute. Doch die Worte waren in ihrer Kehle versiegt wie Wasser in der Wüste.
Kapitel 17
Victoria lag auf einem Teppich, leidlich mit einer bunten Decke vor der nächtlichen Kälte geschützt. Das kleine Feuer unweit ihres Lagers war seit Stunden niedergebrannt, und sie hatte nicht mal näher an die verlöschende Glut rücken können, um sich zu wärmen. Wehrlos hatte sie dagelegen, der beißenden Kälte ausgeliefert, und erfüllt von tiefster Verzweiflung. Die kurzen Phasen leichten Schlafs waren erfüllt gewesen von Bildern des zuvor Erlebten, deren Grauen sie hatte wieder und wieder aufschrecken lassen. Mit schreckensgeweiteten Augen hatte sie in die Dunkelheit gestarrt und sich verflucht. Für ihre Gefühle, für die Tatsache, dass sie aus London geflohen war, dafür, dass sie weder auf ihre Eltern noch ihre Freunde gehört hatte. Sie hatte sich mit ihrer ganzen Existenz auf einen Mann verlassen, der sie nicht nur nicht liebte, sondern verachtete, wenn nicht sogar abgrundtief hasste. Dessen Überzeugung, dass sie ihn verraten hatte, unerschütterlich zu sein schien.
Victoria war sich vollkommen im Klaren darüber, dass jeder neue Tag auch neue Strafen mit sich bringen würde. Vor ihr lag eine endlose Straße der Qualen, und es gab keine Aussicht auf ein Entrinnen. Innerlich zerrissen versuchte sie, sich an seine guten Seiten zu erinnern. Doch gab es diese überhaupt? Was wusste sie denn schon von ihm, außer dass er sich in der Gesellschaft unmöglich benommen hatte. Wenn sie die Bilder seiner Londoner Zeit vor sich vorbeiziehen ließ, entdeckte sie jetzt nur noch einen Mann, gegen den ein russischer Großfürst ein Ausbund an Bescheidenheit und Integrität zu sein schien.
Whitby führte ein Doppelleben, und er hatte sich nicht mal die Mühe gemacht, dies zu verbergen. Allein sie war zu verblendet gewesen von Liebe, um dies zu erkennen. Dummheit, Liebe und Unerfahrenheit hatten sie in diese Situation gebracht. Tiefste Einsamkeit und Verzweiflung umgaben sie. In ihrem Herzen herrschte ebenso eisige Finsternis wie um sie herum. Wo war der Stern, der sie leiten mochte? Wo der funkelnde Strahl, an dem sie sich in ihrer Verlassenheit orientieren konnte?
Der Morgen dämmerte und tauchte die Welt in ein mattes, blaues Licht. Sie hörte, wie das Leben in den benachbarten Zelten erwachte. Schwache Stimmen. Meckernde Ziegen und grummelnde Kamele. Leute streckten sich und ächzten dabei, die Nacht aus den müden Gliedern drängend. Sie zog die Decke über die Schulterund hatte keine andere Wahl als zu warten, was ihr als nächstes widerfahren würde. Tiefe Sehnsucht nach den Dienstboten, die das Feuer in ihrem Zimmer schürten und die schweren Vorhänge zurückzogen, erfasste Victoria. Nach dem Duft des Frühstücks, das im Morgenzimmer angerichtet war. Ja, sie spürte sogar den sanften Kuss ihrer Mutter auf der Wange und hörte deren Stimme: „Na? Hast du gut geschlafen, Liebes?“
Glühende Tränen stiegen in ihren Augen auf und brannten hinter ihren Lidern. Doch wenn sie auch sonst nichts wusste: dass sie keinerlei Schwäche mehr zeigen durfte, dessen war sie sich gewiss.
Wie in einem abgeschlossenen Zimmer ihrer Seele erinnerte sie sich an das Gefühl „Eifersucht“. Immer wieder tauchte es auf und zerfraß sie. Die Erinnerung an die beiden Frauenkörper, ihre bronzene Geschmeidigkeit, ihre lustvolle Hingabe an den Mann, wegen dem sie ihr Leben aufs Spiel gesetzt hatte, brachte sie mit sich. In einer bizarren Flucht in gewohnte Gefühle, redete Victoria sich ein, dass er nur seine Lust gestillt hatte an diesen Frauen. Seine Lust auf Sex und seine Lust, sie zu verletzen. Dass er keine Liebe für die beiden empfand. Vielleicht nicht einmal Sympathie. Doch diese Gedanken zerstoben vor dem düsteren Horizont des vor ihr Liegenden.
Die um sie herum lauter werdenden Stimmen gemahnten Victoria allerdings an ein weitaus drängenderes Problem. Mit dem einbrechenden neuen Tag war auch ihre Nüchternheit zurückgekehrt. Jeder Gedanke trat klar und präzise in ihren Verstand. Alles, was sie bis jetzt gesehen, gehört und erlebt hatte, zeigte ihr, dass sie in Gefahr schwebte. In
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