Gefangene des Scheichs: Erotischer Roman (German Edition)
auch geschieht! Das ist ein Befehl!“
Sie wollte eigentlich protestieren. Doch sie ließ es bleiben, denn er war sowieso schon verschwunden. So schnell sie konnte, eilte Victoria zum Eingang und spähte hinaus. Gerade noch rechtzeitig, um Whitby dabei zuzusehen, wie er behände auf den Rücken eines Rappen sprang und in wilder Jagd mit einer Gruppe Reiter davongaloppierte. Eine gewaltige Staubwolke hinter sich lassend, verschwanden sie in der Ferne.
Viel zu verwirrt und überrascht, um etwas zu planen, suchte sie im Zelt nach der Kleidung, die der Sheikh ihr geschenkt hatte. Es war ihre einzige Möglichkeit, sich wenigstens ein kleinwenig gegen das zu wappnen, was auf sie zukam. Wären die Umstände anders gewesen, sie hätte sich, trunken vor Begeisterung, in den neuen Gewändern vor einem Spiegel gedreht, die sanft fließenden Stoffbahnenund das sanfte Schimmern, das von ihnen ausging, genossen. So aber fragte sie sich lediglich, wo sie jene Pistole mit Munition am besten verstecken konnte, die einer von Whitbys Männern für sie auf eines der Tischchen gelegt hatte.
Was auch immer geschehen war – für Victoria war klar, dass sie mit einem Angriff rechnen musste. Doch wen konnte sie fragen? Nur den Sheikh! Also verließ sie das Zelt und begab sich zu dem seinen.
Es war leer. Umgestoßen die kleinen Tische. Zerbrochen die Gläser, aus denen sie vor Kurzem noch ihren Tee getrunken hatten. Nur das kleine Feuer brannte noch und erhöhte die herrschende Hitze.
„Er ist entführt worden.“ Es war eine ruhige Feststellung, und Victoria drehte sich zu der Stimme um, die aus dem tiefen Schatten kam. Ali! Sie hatten ihn am Leben gelassen. Welche Freude erfüllte Victorias Herz in all dem Chaos!
„Oh Gott … Und jetzt?“
Er trat auf sie zu und zuckte mit den Schultern. Seine Augen lagen tief in ihren Höhlen, und er wirkte müde und ausgemergelt. „Whitby weiß, wer ihn verschleppt hat … Und er wird ihn zurückholen.“
„Na … aber dann ist doch alles in Ordnung.“ Sie wusste, dass dieser Satz Unfug war. Gar nichts war in Ordnung. Sie sah es Ali an.
Seine Augen wanderten unstet über den Boden, als suchten sie dort die Lösung aller Rätsel, den Blick in die Zukunft.
„Was geht da vor sich, Ali?“
Seine Zunge glitt über seine Unterlippe, die stellenweise tief aufgesprungen war. „Die Quoarim haben ihn geholt. Whitby hat mit Al Musri noch eine Rechnung offen. Und die wird er jetzt begleichen.“
Victorias Herz wurde wie mit einem gewaltigen Hammer niedergeschlagen. „Es ist gefährlich. Ja?“
„Wenn der Kampf gegen einen Tiger gefährlich ist, dann schon.“
„Hat er eine Chance?“
Ali löste sich aus ihrem Blickfeld und begann eine unruhige Wanderung durch das Zelt. Sand wehte herein, denn sie hatte den Eingang offen gelassen.
„Er ist mit zwanzig Mann losgeritten. Al Musri dürfte an die zweihundert Bewaffnete an seiner Seite haben. Alle befinden sich in seiner nächsten Umgebung. Whitby kann nur gewinnen, wenner verschlagen genug ist und das Glück und Allah auf seiner Seite hat.“
Victoria erstarrte innerlich. Wie konnte es sein, dass ihr gerade jetzt dieser Mann wieder genommen wurde, da sie sich endlich gefunden hatten? Denn dass sie sich gefunden hatten, das stand für sie absolut fest. Whitby war vielleicht kein Mann, wie man ihn in der besseren Gesellschaft willkommen heißen würde, doch sie hätte niemals all das auf sich nehmen können, was sie erlebt und durchgemacht hatte, wenn ihre Gefühle für ihn nicht derart stark wären. Er hatte sie auf die Probe gestellt, ja vielleicht sogar bestrafen wollen für ihr eigenmächtiges Handeln, aber jene letzte Bewegung seines Körpers hatte ihr gezeigt, dass er Gefühle für sie hatte. Dass es einen Bereich gab, der nicht von Hass und Gewalt bestimmt war. Und zu jenem Bereich hatte er sie gerade mitnehmen wollen …
„Wieso hat er uns alle hier zurückgelassen?“ Eine unbestimmte Ahnung hatte Victoria beschlichen, und sie wusste nicht, ob sie glücklich darüber war, denn jene Ahnung betraf nicht nur ihr Leben und das der zurückgelassenen Menschen, sondern zudem ihre wie auch immer geartete Beziehung zu Whitby.
Alis Blicke schienen ihre schlimmsten Befürchtungen zu bestätigen. Eine graue Härte war in seine Züge getreten und veränderten die gebräunte Haut seines Gesichts.
„Wir sind der Köder.“ Es war die ruhige Feststellung einer Frau, die alles gesehen und alles erlitten hat.
Ali schwieg mit unverändertem Blick.
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