Gefangene des Scheichs: Erotischer Roman (German Edition)
Starrsinnig beinahe. Unwillig, laut das zu bestätigen, was sie beide wussten.
„Es ist die einzige Möglichkeit, die er hat. Er muss den Feind in die Falle locken. Sonst sind alle verloren.“
Victoria schluckte. Ihr Hals war ausgetrocknet vom heißen Wüstenwind und den widerstreitenden Gefühlen in ihrem Innern. Ihr Körper verzehrte sich nach seinen Berührungen, ihre Ohren sehnten sich nach seiner Stimme. Aber ihr Verstand bäumte sich auf im Kampf um ihr Seelenheil. Jetzt, ausgestellt im Nirgendwo, nur dazu da, einen übermächtigen Feind anzulocken, ihm geopfert zu werden, sehnte sie sich mit einem Mal fast nach ihrem Heim, ihrer Familie. Wo ihr Vater die Ziele vorgab und die Mutter die Marschrichtung lenkte. Wo das größte Problem darin bestand, einen brauchbaren Ehemann zu ergattern und das passende Kleid für einen gesellschaftlichen Anlass zu wählen. Wie weit entfernt von all den Schwierigkeiten in anderen Ländern hatte sie doch gelebt. In einer heilen Welt, die sie nie als solche wahrgenommenhatte. Fast fühlte sie sich undankbar ihrem Schicksal gegenüber, das sie dermaßen herausgefordert hatte.
„Hier ist alles so kompliziert“, sagte sie mit leiser Stimme.
Ein beinahe eruptives Lachen des Mannes ihr gegenüber ließ Victoria zusammenzucken.
„Ja! Ja … so kann man das durchaus sagen.“ Ali schüttelte den Kopf, noch immer breit grinsend, als sei er gerade Ohrenzeuge der Torheit des Jahres geworden.
„Ali … was tun wir, wenn sie angreifen?“
Er zuckte mit den Schultern und schaute in die Ferne, als könne er die Schemen der Reiter bereits am Horizont auftauchen sehen. „Zu Allah beten und die Waffen entsichern.“
Dies waren wenig verlockende Aussichten. Doch plötzlich arbeitete Victorias Verstand. Ihre Gedanken fanden einen Pflock, an dem sie sich orientieren konnten …
„Und bis dahin stehen wir hier rum und warten, oder was?“ Ein gewisser Trotz hatte sich in ihre Stimme geschlichen. Aber auch Kampfgeist. „Ali, ich habe nicht vor, hier zu sitzen und zu warten, bis sie kommen und uns abschlachten.“
Ihr Begleiter begann, mit der Schuhspitze Streifen in den lockeren Sand zu ziehen. „Und was wollen wir tun?“ Offensichtlich hatte Ali auch keine Lust, das Opferlamm zu spielen.
„Wir werden nicht hier sein.“
„Sie meinen, wir sollen dem Major einen Strich durch die Rechnung machen?“ Er klang eher verwundert, denn besorgt.
„Nicht wirklich einen Strich durch die Rechnung. Aber ich habe da so eine Idee …“ Sie musste ihm einfach von der Geschichte erzählen, die ihr eingefallen war. „Hören Sie zu, Ali. Ich habe vor vielen Jahren mal eine Geschichte über Alfred den Großen gelesen. Er hat seinen Bruder, den König, krank im Lager gelassen, als sie attackiert wurden. Er hat sogar die königliche Fahne gehisst, und als der Feind angriff, um des Königs habhaft zu werden, ist er ihnen in den Rücken gefallen und hat sie vernichtend geschlagen. So geht wohl auch Whitby vor. Was Alfred aber von Whitby unterscheidet, ist, dass er seinen Bruder zuvor wegbringen ließ.“
Alis Gesicht hellte auf. „Was haben Sie vor, Victoria?“
„Folgendes … lassen Sie die Leute Kleidung herbringen. Bei Anbruch der Dunkelheit werden wir Steinhaufen aufstellen und diese mit dem Stoff bedecken. Alle, die noch hier sind, abgesehen von ein paar Helfern, sollen in die Berge gehen und sich dort verstecken. Dann treiben wir ein paar Ziegen in jedes Zelt undsperren sie dort ein. Wenn der Feind angreift, sieht er nur Bewegungen in den Zelten und hält sie für bewohnt.“
Ali dachte nach. Er klopfte – offensichtlich konzentriert – Victorias Idee von allen Seiten ab, denn seine Füße hatten aufgehört, Linien zu ziehen. „Ich weiß nicht … die Ziegen brauchen nur zu meckern…“
„Ich weiß, Ali. Aber es ist unsere einzige Chance, wenn wir uns hier nicht abschlachten lassen wollen. Wir können nur hoffen, dass der Gegner in seinem Eifer die Finte zu spät bemerkt und dass Whitby schnell genug ist. Es gibt keine Alternative.“
Ihr Begleiter nickte bedächtig.
„Gehen Sie jetzt und instruieren Sie die Leute. Wir haben nicht mehr viel Zeit!“ Ihre Stimme klang entschlossener und überzeugter, als Victoria tatsächlich war.
Im Weggehen hielt Ali plötzlich inne und grinste Victoria breit an. „Jetzt bin ich mal gespannt, ob die Leute hier auf das hören, was ich und eine Engländerin von ihnen verlangen …“
Victoria erwiderte sein Lachen. „Wir werden es sehr bald
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