Gefangene des Scheichs: Erotischer Roman (German Edition)
herangekommen war. Die Gewehre in die Luft gereckt, die Zügel mit nur einer Hand haltend, jagten sie – nach vorn über die Hälse ihrer Pferde gelehnt – durch den steindurchwobenen Sand. An den Zelten machten sie aber nicht Halt, wie Victoria erwartet hätte, sondern sie ritten mit ihren Pferden direkt hinein. Der Lärm brandete bis zu ihnen herauf.
Victoria zitterte am ganzen Körper. Die Angst ließ sie erstarren, und unfähig, auch nur den Kopf zu bewegen, wandelte sich ihre Ahnung in Gewissheit ob des Grauens, das sie erwartet hätte, wären sie im Dorf geblieben. Allein die beiden größten Zelte, jenes des Sheikhs und das Whitbys, blieben unangetastet, denn hier vermuteten die Reiter offensichtlich reiche Beute.
Doch auf einmal gab es eine Veränderung. Eine einzelne Stimme brüllte Unverständliches. Die Pferde hörten auf zu trampeln und hielten inne. Nach und nach sprangen die Männer aus den Sätteln. Offensichtlich fassungslos gingen sie zwischen den Trümmern herum, hoben Zeltbahnen an.
„In Gottes Namen … wo bleibt er denn?“, keuchte Victoria, und Alis einzige Antwort war die Intensivierung des Drucks seiner Hand an ihrem Arm.
Die Sonne ging auf. Vom fahlen Licht der Nacht blieb nichts als eine Erinnerung, als Victoria nun die auf die Berge gerichteten Gesichter des Feinds erkennen konnte.
„Sie wissen, dass wir hier sind“, stieß Ali tonlos hervor. Im gleichen Moment zog er die Pistole aus seinem Gürtel und entsicherte sie. Victoria tat es ihm wortlos nach.
Es waren nur noch Minuten, die sie von ihrem grauenhaften Schicksal trennen mochten. Vielleicht wenige Stunden, wenn sie es schafften, tiefer in den Berg zu gelangen und sich in irgendeiner Höhle zu verbergen. Aber schlussendlich saßen sie in der Falle. Die Finte hatte ihnen nichts gebracht als den Aufschub vor der sicheren Vernichtung.
Plötzlich wandte Ali sich Victoria zu. Er sah ihr fest in die Augen. „Was immer auch geschieht, Victoria … Behalten Sie eine Patrone im Lauf!“
In ihren Blicken mischten sich Verwunderung und Verzweiflung. Sie sehnte sich nach einer rettenden Begründung und wusste doch, dass sie nicht existierte.
Seine Kiefer mahlten schwer. „Sie werden uns nicht lebend kriegen!“, sagte er tonlos, und Victoria nickte langsam. Das war das Ende ihres Wegs. Ihr Schicksal war besiegelt und konzentrierte sich auf ein kleines Stück Metall im Lauf ihrer Pistole.
Die Herzen unendlich schwer, aller Hoffnung beraubt, sahen sie sich schweigend an. Ja, sie waren so vertieft in die Verzweiflung ihrer Lage, dass sie den Lärm nicht gleich bemerkten, der sich erhoben hatte.
„Allah …!“ Ali hatte seine Blicke von Victoria abgewendet und starrte über ihre Schulter ins Tal. Weder klang er überrascht noch erfreut. Erschüttert eher. Sie wollte nicht sehen, was er sah. Fürchtete sich vor der Erkenntnis, dass der Feind bereits auf den Berg zuhielt, und doch konnte sie nicht anders. Musste seinem Blick in die Ferne folgen. Und dann sah sie, was er sah: Whitby und seine Männer! Noch auf ihren Pferden sitzend, schossen und schlugen sie auf die am Boden befindlichen Gegner ein. Mann um Mann fiel. Sackte zusammen. Manche tödlich getroffen, andere mit letzter Kraft um ihr Leben kämpfend.
Victoria sah Blutfontänen, die aus offenen Wunden spritzten. Männer, die mit zerfetzten Gliedmaßen in den Tod taumelten. Sie vermochte nicht mehr einzuschätzen, wie lange das Gemetzel dauerte. Wie unter Schock beobachtete sie, welcher Schrecken sich dort unten zutrug. Und erst, als sie Whitby erkannte, der – gekleidet in ein weißes Gewand, einem Todesengel gleich – durch die dunkle Masse der am Boden liegenden Leiber schritt, die Pistole als Verlängerung seines Arms vor sich ausgestreckt und letzte Gnadenschüsse setzte, wurde sie ruhig.
Dann, als der letzte Schuss verhallt war, richtete er sich auf. Seine Männer wandten sich ihm zu und sahen ihn an. Er erhob daraufhin seinen Arm in die Luft und rief etwas. Im gleichen Moment brandete ein Freudengeschrei auf, das aus zahllosen Kehlen, die sich aus ihren felsigen Verstecken erhoben, erwidert wurde. Die Kämpfer schossen in die Luft. Heulten wie Wölfe.
Victorias Ohren waren betäubt vom Weinen und Schreien, das gleich der Brandung um sie herum toste. Schon hatten sich die Ersten auf den Weg nach unten gemacht. Und jetzt liefen sie nicht – sie rannten! Ihre Gewänder flatterten im Wind, und ihre Füße wühlten den Staub auf. Zwischen all den Leichen fielen sich
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