Gefangene Seele
und er spürte, wie sie ihm in die Haut zwickten, wusste er, dass er dies nicht träumte.
20. KAPITEL
A ls Jade aufwachte, fühlte sie sich unbeschreiblich. Sie spürte jede Faser ihres Körpers wie nie zuvor. Sie lag regungslos mit geschlossenen Augen und spürte jeden einzelnen Herzschlag. Das Gefühl der Bettwäsche auf ihrer Haut erregte sie fast schon wieder, weil es sie an die Berührung von Lukes Händen und Lippen erinnerte. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Unterlippe, um zu spüren, wie zart sie war, aber sie schmerzte. Erst dann erinnerte sie sich schwach daran, dass sie sich auf der Höhe ihrer Lust auf die Lippe gebissen hatte.
Sie erschauderte.
In der letzten Nacht war in ihrem Innersten eine riesige Mauer durchbrochen worden. Das hatte Luke allein mit seiner Zärtlichkeit und seiner Liebe geschafft. Sie erinnerte sich daran, wie seine Stimme an ihrem Ohr geklungen hatte, als sie einschlief. Sie hatte eher ihrer Melodie gelauscht als den Versprechen, die er ihr gemacht hatte.
Zum ersten Mal, seitdem sie sich erinnern konnte, hatte sie die Nacht durchgeschlafen, ohne Albträume gehabt zu haben.
Sie drehte sich auf ihren Bauch und vergrub ihr Gesicht im Kissen.
Als sie das tat, spürte sie, wie sich eine Hand auf ihren Rücken legte.
“Jade?”
Sie stöhnte und drehte sich wieder um. Sie hatte keine Ahnung, dass ihr verwuscheltes Haar und ihre tiefe verschlafene Stimme so aufreizend sein konnten. Wenn sie es gewusst hätte, hätte sie vielleicht ausprobiert, wie sie auf Luke Kelly wirkte, aber sie kannte sich mit den Gepflogenheiten an einem Morgen danach nicht aus, daher wartete sie, bis Luke sprach.
Luke lächelte sie an und zupfte ihr im Haar herum, dann strich er ihr einzelne Strähnen aus der Stirn und von den Augen.
“Geht es dir gut?”
Sie nickte.
Er lächelte zärtlich. “Mir auch. Sehr sogar.”
Seine Sanftheit beruhigte sie. Vorsichtig berührte sie sein Gesicht, fuhr mit dem Daumen über die Linie seines Kinns und spürte dabei die Bartstoppeln. Es war eine so normale und doch intime Geste. Und am meisten war sie davon überrascht, dass es ihr leichtfiel, sich so zu verhalten. Dann dachte sie an den Abend zuvor und was alles passiert war.
Es schien ihr eine Ewigkeit her zu sein, und dennoch war ihr Leben immer noch in Gefahr. Bis sie herausgefunden hatten, wer Newton dafür engagiert hatte, sie zu ermorden, war sie immer noch nicht sicher. Sie musste aussprechen, was sie bewegte, daher setzte sie sich auf. Die Decke rutschte ihr auf den Schoß. Im hellen Tageslicht war sie nicht so mutig wie in der Nacht zuvor, und schnell wollte sie sich das Laken wieder bis zur Schulter ziehen.
Luke bremste sie mit einer Handbewegung, dann mit seinem Blick.
“Ich bin es doch nur”, sagte er leise.
Unbewusst legte sie eine Hand über ihre Narbe.
Luke runzelte die Stirn. “Mach dir darüber keine Sorgen, Schatz. Es ist doch nur der Wegweiser zu deinem Herzen.”
“Oh, Luke.”
“Siehst du”, sagte er und fuhr mit der Fingerspitze die dünne weiße Linie von ihrem Bauch bis zum Anfang entlang.
“Das ist genau über deinem Herzen. Und wenn ich mich jetzt jemals verlaufe, dann weiß ich immer ganz schnell, wo ich es finden kann.”
Sie blickte ihn einen Moment lang ungläubig an, dann schluchzte sie und verbarg das Gesicht in ihren Händen.
Luke setzte sich auf und nahm sie in den Arm.
“Das ist in Ordnung, Süße. Es ist schon in Ordnung. Weine nur, so lange du willst. Weine, bis der Schmerz nachlässt, und wenn es so weit ist, dann fangen wir von vorne an.”
Jade sah ihn an, ihre Augen standen noch voller Tränen.
“Womit fangen wir dann wieder von vorne an?”, fragte sie.
“Damit, neue Erinnerungen zu erschaffen. Nur dieses Mal werden es gute, positive Erinnerungen sein … Erinnerungen an eine glückliche Zeit.”
Sie seufzte. “Oh, Luke.”
“Du wiederholst dich”, scherzte er.
Sie verzog das Gesicht. “Und es ist allein deine Schuld, dass ich sprachlos bin.”
“Ach so gut war ich, was?”
Ihr Mund blieb offen stehen, und sie sah ihn überrascht an. Dann bemerkte sie ein kleines Zwinkern in seinen Augen und begann zu grinsen.
“Du machst dich über mich lustig.”
“Ja. Und was willst du jetzt dagegen unternehmen?”
Sie befreite sich aus seiner Umarmung und rang mit ihm, bis er auf der Matratze lag.
Luke lachte, als sie ihn endlich losließ.
“Gibst du auf?”, fragte sie.
Plötzlich war die Albernheit aus seinem Gesichtsausdruck
Weitere Kostenlose Bücher