Gefangene Seele
wird. Das ist in meiner Abteilung für zu viele Jahre eine offene Wunde gewesen. Es ist Zeit, dass wir diesen Fall abschließen können.
Und Sam, bevor ich’s vergesse, vielleicht bereitest du deine Tochter schon mal darauf vor, dass es vermutlich noch mehr Stress von Seiten der Medien geben wird?”
“Warum?”, fragte Luke.
“Erinnern Sie sich an die Zeichnungen, die Sie uns gegeben haben?”
“Ja, natürlich.”
“Es besteht die Möglichkeit, dass jemand es hat durchsickern lassen, dass wir diese Zeichnungen haben. Wenn das der Fall ist, also dass die Medien das wissen, dann können wir sicher sein, dass es eine Massenhysterie unter den Männern gibt, die vor zig Jahren Kinder missbraucht haben. Die wollen nicht in die Presse kommen.”
Luke rührte sich für einen Moment nicht, während er sich überlegte, was das bedeutete. Dann fiel es ihm ein.
“Sie haben keinen Weg gefunden, die Skizzen auf legale Weise zu verwenden, oder?”, fragte er.
“Wir … hatten … Möglichkeiten”, sagte Earl.
“Earl, Sie machen mir Angst”, sagte Luke.
Earl grinste. “Das nehme ich als Kompliment.”
Alle drei legten gleichzeitig auf. Sam war irritiert.
“Das verstehe ich nicht”, sagte er. “Was soll mit diesen Zeichnungen sein?”
“Erinnerst du dich daran, als Jade die Skizzen Earl gab? Sie sagte doch, es sei ihr egal, ob die Presse davon Wind bekäme, solange es andere Kinder davor schütze, dass ihnen dasselbe passiert. Nun, ich nehme an, dass die Polizei Schwierigkeiten hatte, all die Gesichter zu identifizieren, weil so viele Jahre dazwischen liegen.
Die Polizei kennt weder die Namen der Täter noch weiß sie, wo sie heute leben. Dazu kommt, dass in jedem Bundesstaat andere Gesetze bezüglich Kindesmissbrauchs herrschen. Auch wenn man einige von ihnen identifizieren könnte, ist es von Staat zu Staat verschieden, ob die Tat nicht schon verjährt ist, das heißt man müsste sie laufen lassen. Aber … wenn die Medien davon erfahren … und wenn nur einer die Skizzen an eine Boulevardzeitung verkauft hat …”
Sam begann zu verstehen. “Nur weil die Behörden die Täter nicht identifizieren können, heißt das nicht, dass andere Menschen es nicht könnten. Die Leute, die die Männer vor zwanzig Jahren kannten.”
“Genau.”
“Brillant”, murmelte Sam. “Und ich hoffe, dass diese ganzen Männer jetzt ordentlich Angst haben.”
Luke klopfte Sam auf die Schulter.
“Ich muss es Jade sagen.”
“Was musst du mir sagen?”, fragte Jade.
Luke erschrak. Sam hielt die Luft an.
“Ich wusste nicht, dass du hier bist”, sagte Luke.
Jade runzelte die Stirn. “Das ist offensichtlich. Also, was musst du mir erzählen?”
“Man hat den Mann festgenommen, von dem man glaubt, er habe Johnny Newton beauftragt, Raphael und dich zu töten.”
Jade schlug die Hände zusammen. Erleichtert sah sie Luke an. “Du machst Witze? Das geht so schnell? Heißt das, dass die Gefahr vorüber ist? Wie heißt er?”
“Vielleicht”, sagte Luke und holte tief Luft, während er aufmerksam Jade beobachtete, als er weitersprach: “Er heißt Frank. Frank Lawson. Er kandidiert für den Gouverneursposten in Tennessee.”
Jade hörte den Namen wie durch einen Nebel. Der Raum begann sich um sie zu drehen. Sie griff nach Lukes Arm, bevor alles um sie herum schwarz wurde. Sie bekam nicht mit, dass er sie auffing, bevor sie auf den Boden stürzen konnte.
“Hier herein!”, dirigierte Sam und ging in das Wohnzimmer vor, wo er die Kissen vom Sofa warf. “Denkst du, wir sollten einen Krankenwagen rufen?”, fragte er.
Luke legte Jade vorsichtig auf die Couch und strich ihr die Haare aus dem Gesicht. Wenige Sekunden zuvor war sie fröhlich, nun war sie wieder ganz am Ende, wie schon so lange.
“Nein. Sie ist nur ohnmächtig geworden. Vielleicht wenn wir ein feuchtes Handtuch nehmen …?”
Sam eilte in den Flur und rief derweil nach Velma.
Kurz danach kam Jade wieder zu sich. Das Erste, was sie spürte, waren Lukes Hände auf ihrem Gesicht, dann auf ihrem Körper. Instinktiv schob sie sie weg und versuchte sich aufzurichten, um wegzulaufen.
“Nein … nein, lass mich.”
Sofort ließ Luke sie los.
“Schon gut, Liebes, schon gut. Ich bin es nur. Luke. Es ist in Ordnung. Du bist gerade ohnmächtig gewesen.”
Sie stöhnte, rollte sich auf die Seite und setzte sich auf.
“Was war los?”
“Ich habe dir den Namen Frank Lawson genannt. Dann bist du zusammengebrochen.”
“Oh Gott.” Sie begann zu
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