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Gefangene Seele

Gefangene Seele

Titel: Gefangene Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
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Jade dabei beobachtete, wie sie mit den Kindern malte. Er beobachtete sie nicht in der unverbindlichen Art, wie man sonst fremde Menschen ansieht. Er starrte Jade an, als habe er gerade ein Gespenst gesehen. Raphael wurde nervös. Er stellte den Kaffeebecher irgendwo ab und durchquerte den Raum, während er unbemerkt seine Hände zu Fäusten ballte. Als er nahe genug an diesem Mann dran war, dass er auf seinem Nacken ein Muttermal erkennen konnte, sagte er leise: “Lassen Sie sie in Ruhe. Sie geht Sie nichts an.”
    Luke erschrak, dann drehte er sich um und war erstaunt, dass ihn jemand überraschen konnte, den er zuvor noch genau beobachtet hatte. Er hatte es sich anders vorgestellt, sich bekannt zu machen, aber nun war es zu spät.
    “Ich bin Luke Kelly.”
    Der Mann bewegte sich nicht, noch machte er Anstalten, die Hand zu schütteln, die ihm Luke entgegenstreckte. Aber Luke ließ sich nicht irritieren und zückte seinen Ausweis aus der Brieftasche.
    “Hören Sie, ich will nichts Böses von ihr. Ich bin Privatdetektiv aus St. Louis, Missouri.”
    Raphaels Herz schlug schneller. Die Frau, die das Porträt von Ivy gekauft hatte, stammte aus St. Louis, das hatte sie jedenfalls gesagt. Das konnte kein Zufall sein. Aber er musste sichergehen.
    “Was machen Sie hier?”, fragte Raphael.
    “Sam Cochrane hat mich damit beauftragt, seine Tochter zu finden.”
    Raphael spannte alle Muskeln an.
Oh mein Gott … war es wirklich wahr?
“Wer ist Sam Cochrane?”
    Luke wandte sich um und deutete auf Jade. “Heißt sie Jade?”
    Raphael zögerte, dann nickte er.
    “War die Frau auf dem Gemälde ihre Mutter?”
    Raphaels Augen füllten sich mit Tränen, aber er hielt sie zurück. “Ja.”
    “Was ist mit ihr passiert?”, fragte Luke.
    “Sie ist gestorben, als wir Kinder waren.”
    “Und wie stehen Sie zu ihr?”, Luke zeigte wieder auf Jade.
    Raphael sah hinüber zu Jade. Er konnte nicht wissen, dass man ihm ansah, wie sehr er sie liebte.
    “Wir sind verwandt”, brachte er schließlich heraus.
    Es war nicht genau die Antwort, die Luke haben wollte, aber er wusste, dass er im Augenblick nicht mehr Informationen bekommen würde.
    “Wie heißen Sie?”, fragte er stattdessen.
    Raphael sah ihm in die Augen und streckte das Kinn ein wenig vor. “Raphael.”
    “Und, Raphael, haben Sie auch einen Nachnamen?”
    “Nein.”
    “Hören Sie. Ich bin nicht hier, um Ihnen oder Ihrer Freundin Ärger zu machen. Wenn Sie vor etwas davonlaufen, dann geht mich das nichts an. Ich versuche nur, die Tochter eines guten Freundes zu finden.”
    Raphael fragte sich, ob die Jahre, die zwischen der Zeit bei Solomon und jetzt lagen, genug sein würden. Ob die Zeitspanne jemals reichen würde, damit sie sich nicht mehr verfolgt fühlten oder davor Angst hatten, aufgespürt zu werden. Aber das interessierte Luke Kelly sicherlich nicht.
    “Wir rennen nicht vor der Polizei davon, wenn Sie das meinen”, sagte Raphael schließlich. “Und ich versuche nicht, meine Identität zu verbergen. Ich habe weder meine Mutter noch meinen Vater kennengelernt. Von meiner Kindheit kann ich mich nur noch an die People of Joy erinnern. Sie haben mich Raphael genannt.”
    “People of Joy? Die Menschen der Freude, die Sekte? Haben Sie noch etwas … hm … mit denen zu tun?”
    “Nein”, antwortete Raphael kurz. “Wenn wir alle Glück haben, gibt es sie nicht mehr.” Raphael hatte das Gefühl, völlig die Kontrolle verloren zu haben. Er hatte Angst davor, was kommen würde. Aber … wenn alles gut ging, dann war das hier die Antwort auf all sein Hoffen. “Ist dieser Sam Cochrane ein guter Mensch?”
    Luke lächelte. “Oh, ja, er ist der Beste.”
    Raphael seufzte. “Ja, sie ist auch die Beste.”
    Plötzlich spürte Jade, dass sie beobachtet wurde und drehte den Kopf. Als sie sah, dass Raphael mit einem Fremden sprach, legte sie die Stirn in Falten. Für gewöhnlich plauderten sie nicht mit Leuten, die sie nicht kannten. Sie schaute Raphael an und zog fragend eine Augenbraue in die Höhe.
    Er zuckte aber nur mit den Schultern und lächelte aufmunternd, dann bedeutete er ihr, zu ihnen zu kommen. “Hast du einen Augenblick Zeit?”
    Jade nickte und stand auf. Bald darauf zerstreute sich die Gruppe Kinder.
    Raphael hielt ihr seine Hand hin: “Dann komm mal her, Baby. Ich glaube, du solltest jemanden kennenlernen.”
    Jades Pupillen weiteten sich, als ihr Blick von Raphael zu dem Mann wanderte, der neben ihm stand. Er schien seine Gesichtszüge zu

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