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Gefangene Seele

Gefangene Seele

Titel: Gefangene Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
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“Wir werden beide mit Ihnen kommen.”
    Luke atmete tief ein und versuchte, seine Erleichterung nicht ganz so offensichtlich zu zeigen.
    Jade schob ihr Kinn vor. “Ich kann nicht ohne meine Sachen reisen.”
    “Wir holen sie vorher”, versprach Raphael.
    “Was, wenn sie auch nass geworden sind?”
    “Wenn es sich um Kleidungsstücke handelt, die Ihnen Sorgen machen … die können wir Ihnen leicht ersetzen”, stellte Luke fest.
    Jade schüttelte den Kopf. “Nein, um Kleidung geht es nicht. Es geht mir um die Gesichter, ich darf die Gesichter nicht verlieren.”
    Luke verzog das Gesicht und wollte gerade fragen, was es mit den Gesichtern auf sich hatte, aber als er Raphaels in Falten gezogene Stirn sah, besann er sich eines Besseren.
    “Egal was Sie noch brauchen, wir holen es vorher”, sagte Luke leise. “Und das verspreche ich Ihnen.”
    Jade starrte ihn jetzt geradeheraus an. Er hatte keine Ahnung, wie häufig ihr Männer schon etwas versprochen hatten, und wie häufig sie enttäuscht und verletzt worden war.
    Luke spürte, dass etwas in ihm geschah, und er schwor sich, dass er Jades Vertrauen gewinnen würde, auch wenn es bis zu seinem Tod dauern würde. Er würde ihr Vertrauen gewinnen und sie eines Tages lächeln sehen.
    “Also, an wen muss ich mich wenden, um Ihre Sachen zu bekommen?”, fragte Luke. Raphael zog aus seiner Jeanstasche einen Zettel mit Clarence ‘Telefonnummer.
    “Wir haben vorher in einer Pension gewohnt, die The Forsythia Inn heißt. Die Besitzerin heißt Clarice. Im Moment wohnt sie bei ihrem Bruder Clarence. Er hatte uns vor der Flut mit seinem Motorboot gerettet. Also, wenn der Pegel bisher nicht gefallen ist, erreicht man die Pension nur mit einem Boot.”
    “Geben Sie mir den Zettel. Ich rufe ihn an und sorge dafür, dass ich Ihre Sachen bekomme. In welchem Zimmer haben Sie gewohnt?”
    “Nein”, unterbrach Jade ihn, “wir machen es selbst.”
    “Warum?”, fragte Luke.
    Jade starrte ihn an. “Was soll das heißen, ‘Warum’? Es sind unsere Sachen, deswegen.”
    Luke hob abwehrend die Hände und unterdrückte den Impuls, Jade zurück anzustarren.
    “Das ist ja alles gut und schön, aber wenn Sie mir die Bemerkung erlauben, Sie sehen beide erbärmlich erschöpft aus, also schlage ich Ihnen vor, die Hilfe anzunehmen, die man Ihnen anbietet.”
    Jades Kinnlade fiel herunter, Raphael unterdrückte ein Grinsen.
    “Sie begreifen es vielleicht nie”, sagte Jade. “Die Sachen passen vielleicht nicht alle in Clarence’ kleines Boot.”
    Luke seufzte, dann antwortete er mit sanfter Stimme: “Lady, wenn es Sie glücklich macht, dann rufe ich den verdammten Küstenschutz, um Ihre Sachen aus dieser Pension herauszubekommen. Lassen Sie mich doch einfach machen, wofür ich bezahlt werde.”
    “In Ordnung”, stimmte Jade zu.
    “Halleluja”, entfuhr es Luke.
    “Na, kann ich denn jetzt bitte diese Telefonnummer haben?”
    Raphael gab ihm das Stück Papier. Luke tippte die Nummer in sein Mobiltelefon und ging ein Stück fort, um das Gespräch zu führen.
    Sobald er außer Hörweite war, zog Jade Raphael am Ärmel. “Ich habe Angst”, flüsterte sie. “Ich will das hier nicht machen.”
    Raphael schlang seine Arme um ihre Schultern und drückte sie an sich. “Ich weiß, dass du das nicht tun willst”, sagte er leise. “Aber du solltest es tun. Denk doch darüber nach, Süße. Du hast einen Vater und ein Zuhause, und Menschen, die sich große Sorgen um dich gemacht haben. Wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich es sofort machen, glaub mir.”
    Jade sah ihn an. In ihrem Inneren fühlte sie sich seltsamerweise durch das betrogen, was Raphael gerade gesagt hatte.
    “Warum? Reiche ich dir nicht?”
    Raphaels Magen krampfte sich zusammen. “Oh, Süße, du bedeutest mir alles. Aber eine Familie zu haben, ist doch etwas anderes! Es sind Menschen, mit denen du eine Geschichte hast, du hast sogar denselben genetischen Code, verdammt. Eines Tages, wenn ich tot bin, dann wird sich niemand daran erinnern, dass es mich gegeben hat. Niemand wird von mir ein Bild in seinem alten Fotoalbum haben. Es wird niemanden geben, der sagt: ‘Ich finde, hier sieht Raphael aus wie sein Großvater’, oder ‘Er hat die Augen von seiner Mutter’, weil ich verdammt noch einmal gar nicht weiß, wer diese Menschen gewesen sind. Niemand weiß das. Wenn ich gestorben bin, wird es so sein, als hätte ich niemals gelebt.”
    Jade schluchzte laut auf, denn sie spürte seine Trauer. Große Tränen

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