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Gefangene Seele

Gefangene Seele

Titel: Gefangene Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
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Hochwasser änderte, desto schwieriger wurde es für ihn, seinen Job zu erledigen.
    Er parkte den Wagen möglichst nahe am Gebäude und stieg aus. Mit großen, schnellen Schritten überquerte er den Parkplatz und ging durch die Eingangstür. Sofort fiel ihm auf, wie viele Menschen sich dort aufhielten. Er stand am Kopfende eines riesigen Saales, wo noch zahllose Menschen auf ihren Lagern schliefen, während andere bereits ihr Frühstück vom Roten Kreuz bekamen. Einige Kinder weinten, während andere gierig Orangensaft und süße Brötchen aßen.
    “Sir, kann ich Ihnen helfen?”
    Luke drehte sich um. Vor ihm stand eine müde aussehende Frau in den Vierzigern.
    “Ich suche jemanden”, antwortete er. “Gibt es eine Liste mit Namen der Leute, die hier sind?”
    “Irgendwo gibt es so etwas”, sagte sie, während sie einem Kleinkind auswich, das eine halbe geschälte Orange in der Hand hielt. Sie ging in ein kleines Büro zu ihrer Rechten.
    Luke schaute kurz in den Bereich, in dem die Pritschen aufgebaut waren, dann folgte er ihr. Die Frau blätterte dreimal durch einen Stapel Unterlagen, bis sie die Liste fand.
    “Ah, hier haben wir sie”, stellte sie fest. “Wie heißt die Person, die sie suchen?”
    “Jade Cochrane. Sie ist um die zwanzig. Eine ausgesprochen hübsche Frau mit langen schwarzen Haaren. Sie ist vielleicht zusammen mit …”
    Die Frau sah plötzlich von den Papieren auf. “… einem großen dunkelhaarigen Mann, der aussieht, als könnte er für Michelangelo posieren?”
    Lukes Puls beschleunigte sich. Der Mann, mit dem Jade auf den Fotos zu sehen war, konnte nicht besser beschrieben werden.
    “Ist sie hier?”
    “Sie war, oder zumindest sollte sie hier gewesen sein”, klärte ihn die Frau auf. “Wir haben noch nicht alle gehen lassen. Aber das hier ist so ein Irrenhaus, ich kann nichts beschwören.”
    “Es ist extrem wichtig, dass ich sie finde.”
    Die Frau zögerte, dann sah sie ihm geradewegs in die Augen.
    “Ich brauche von Ihnen einen Ausweis.”
    Luke holte seine Brieftasche aus der Jacke. “Ja, sicher. Ich heiße Luke Kelly und unter anderem arbeite ich als Privatdetektiv. Ich wurde von einem Mann namens Sam Cochrane angeheuert, um seine Tochter zu finden.”
    “Ist sie weggelaufen? Denn die Frau, die ich meine, ist schon älter. Das bedeutet, dass man sie nicht zwingen kann, irgendwo hinzugehen, wo sie nicht hin will.”
    “Nein, sie ist nicht von zu Hause fortgelaufen”, stellte Luke klar. “Sie wurde von ihrer Mutter entführt, als sie vier Jahre alt war. Seitdem hat der Vater sie nicht mehr gesehen.”
    “Ach du meine Güte! Der arme Mann! Aber wie kommen Sie darauf, dass sie hier sein könnte?”
    “Ich hatte den Auftrag schon bekommen, als ich sie sah … oder zumindest glaube ich, sie im Fernsehen erkannt zu haben, als über die Flutkatastrophe berichtet wurde.”
    “Oh ja, das”, stimmte die Frau zu. “Die Medien sind überall und machen sich breit, obwohl wir den Platz besser für die Opfer brauchen könnten. Aber das ist eine andere Geschichte. Und was Sie angeht: Gehen Sie einfach herum und suchen Sie sie. Sie ist ja erwachsen und nicht allein.”
    “Ich möchte allerdings nicht, dass sie sich aufregt. Je weniger Aufsehen ich errege, desto besser. Falls Jade Cochrane hier sein sollte, dann wird sie sich nicht daran erinnern, was in den ersten vier Jahren ihres Lebens passiert ist.”
    “Nein, natürlich nicht.” Die Frau legte die Hände auf die Brust und unterdrückte die Tränen. “Oh, das … ist erschütternd.”
    “Ja, Ma’am”, stimmte ihr Luke zu und verließ das Büro.
    Sein Herz schlug schneller, als er die Gänge mit den Pritschen auf der Suche nach jungen hübschen Frauen mit langen dunklen Haaren abging. Zweimal glaubte er sie schon gefunden zu haben, als er im letzten Augenblick feststellen musste, dass er sich geirrt hatte. Mit jeder Minute waren weniger Menschen im Lager. Er hielt an und bückte sich, um ein rosafarbenes Wollknäuel aufzuheben, das eine alte Dame verloren hatte. Als er es ihr zurückgab, fing sie an zu weinen.
    “Das ist alles, was ich noch habe”, sagte sie und drückte es fest an sich, während sie wieder ins Nichts starrte. “Ich kann den Pullover nicht zu Ende stricken, wissen Sie? Keine Ahnung, was ich tun soll. Ich mache alles zu Ende, was ich anfange …”
    Luke spürte das Bedürfnis, sie zu trösten, aber er durfte keine Zeit verlieren. Er musste Jade finden. Er konnte sich nicht vorstellen, mit leeren

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