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Gefangene Seele

Gefangene Seele

Titel: Gefangene Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
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Name kam Otis irgendwie bekannt vor, aber er verdrängte den Gedanken. Im Laufe seines Lebens hatte er Tausende von Menschen kennengelernt, davon lebten die meisten fast über das ganze Land verstreut. Aber dann erwähnte der Moderator, dass der Name der Tochter Jade lautete, und er spekulierte darüber, dass sie mit diesem Namen wahrscheinlich eine Stripperin sein musste.
    Otis horchte auf. Jetzt erinnerte er sich. Der kalte Schweiß stand ihm auf der Stirn, und er bremste scharf ab. Der Wagen geriet ins Schlingern und hielt nur knapp vor der Leitplanke, die die Straße von einem Abgrund des Canyons auf dem Weg nach Los Angeles trennte. Seine Hände schwitzten, als er die Handbremse zog. Vor seinem geistigen Auge sah er ein wunderhübsches schwarzhaariges Mädchen, das ihn anflehte, sie zurück ins Bett zu legen. Er hielt sich die Ohren zu, als könne er damit ihre Schreie abschalten. Immer noch hörte er sie weinen, als er damals die Tür hinter sich geschlossen hatte.
    Und da gab es noch diese eine Nacht, als er sie zum letzten Mal gesehen hatte. Er hatte damals geglaubt, sie sei tot. Er hatte keine Ahnung, dass Frank Lawson der Typ Mann war, der ausflippte und ein kleines Kind fast zu Tode prügeln konnte, ganz zu schweigen, sie mit einer Flasche zu verletzen.
    Otis schloss die Augen, als er sich an diese Nacht entsann. In seiner Erinnerung fing so das Ende der People of Joy an.
    Es war schon spät, als Frank Lawson ankam, und Solomon hatte überlegt, ob er ihn wieder wegschicken sollte. Aber Lawson war schon einige Male sein Kunde, und er bezahlte immer ordentlich.
    “
Komm schon, Solomon. Es ist sechs Monate her, dass ich das letzte Mal hier war. Nun stell’ dich nicht so an.”
    “
Verdammt, Lawson, es ist fast zwei Uhr morgens.”
    Lawson lächelte und begann dann, Hundert-Dollar-Scheine aus einem Bündel Banknoten zu ziehen. An diesem Punkt hatte Solomons Geldgier gewonnen, sein Verstand hatte keine Chance mehr.
    “
Ich will die kleine Hübsche mit den schwarzen Haaren”, forderte Lawson.
    Solomon zog die Stirn in Falten. In den letzten sechs Monaten hatte sich Jade sehr verändert, und er konnte sich vorstellen, dass Lawson das nicht sonderlich gern sehen würde. Aber angesichts des ganzen Geldes stimmte Solomon schließlich doch zu. Er führte Lawson in den lilafarbenen Raum und ging dann Jade holen.
    Sie versuchte ihn umzustimmen und behauptete, sich nicht gut zu fühlen, aber Solomon kannte das alles schon in- und auswendig. Er trug sie den Flur hinunter und warnte sie, sie solle ihren Job machen, sonst würde er dafür sorgen, dass es ihr leidtäte. Danach hielt sie schließlich den Mund.
    Lawson war schon auf Droge, als Solomon mit Jade das Zimmer betrat, und der Kunde runzelte die Stirn, als er das Mädchen sah. “Willst du mich verarschen?”, fragte er Solomon.
    Solomon sah ihn an. “Worüber redest du? Du wolltest doch Jade haben, oder nicht?”
    Lawson starrte Jade an. Sie war nicht mehr das zierliche kleine Kind, an das er sich erinnerte. Vor ihm stand ein Mädchen, das schon Brüste hatte, soweit er das erkennen konnte, und sie war in die Höhe geschossen. Er wollte keine Brüste. Frauen hatten Brüste, und Frauen gaben ihm das Gefühl, wertlos zu sein.
    “
Komm schon, Lawson, du kennst doch Jade. Sie ist doch dein kleiner heißer Feger, erinnerst du dich nicht?”
    Dann, bevor Lawson sich versah, ging Solomon hinaus und schloss die Tür hinter sich. Draußen redete er sich ein, alles würde schon nach Plan verlaufen. Fünf, zehn Minuten waren vergangen, bis er den ersten Schrei hörte. Es war eine Mischung aus Schrecken und Schmerz, so wie Solomon es noch nie zuvor gehört hatte. Bis er wieder auf dem Flur stand, hatten auch die anderen, die unter demselben Dach mit ihm lebten, auf die Schreie reagiert. Aus allen Zimmern kamen sie angelaufen und rannten die Treppe hinunter zu dem Raum, aus dem die Schreie kamen, aber es war Raphael, der als Erster im lilafarbenen Zimmer ankam.
    “
Er ist tot!”, schrie jemand. “Raphael hat ihn umgebracht!”
    Solomon warf Raphael ein Bettlaken zu, mit dem er Jades reglosen Körper zudecken sollte.
    “
Schaff’ sie hier raus”, sagte er zu ihm. Raphael verließ das Zimmer, ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen.
    Solomon kniete neben Lawson nieder und versuchte, seinen Puls zu fühlen. Lawson war niemand, der so einfach verstarb, ohne dass es jemand mitbekam. Er durfte einfach nicht tot sein. Dann spürte Solomon ein schwaches Pulsieren unter

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