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Gefangene Seele

Gefangene Seele

Titel: Gefangene Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
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anderes beschäftigte.
    Velma war gerade dabei, in die Küche zu gehen, als sie sich umdrehte und fragte: “Mr. Cochrane, geht es Ihnen nicht gut?”
    Sam seufzte. Velma war ein Spürhund, wenn es darum ging, dass etwas nicht in Ordnung war. Er hätte also nicht verwundert sein sollen, dass sie ihn jetzt so direkt fragte.
    “Mir geht es gesundheitlich gut. Aber alles andere ist nicht in Ordnung. Verdammt noch mal, sehen Sie sich doch nur die Zeitungen an! Es steht überall drin! Auf der Straße campieren die Fernsehreporter. Sie sitzen mir so eng auf der Pelle, wie es ihnen das Gesetz erlaubt. Ich habe Angst, dass dieses ganze Drumherum Jade abschrecken wird, noch bevor sie mich kennenlernt.”
    Velma nickte. Das hätte sie sich denken können. Die Straße glich einem Irrenhaus.
    “Aber das geht wieder vorbei”, beruhigte sie ihn. “Außerdem, wenn Ihre Tochter die letzten Jahre auf eigenen Füßen gestanden hat, dann wird sie doch stark genug sein, auch damit fertig zu werden, meinen Sie nicht?”
    Sam seufzte ein weiteres Mal. Von dieser Seite hatte er es noch nicht betrachtet. Er war so daran gewöhnt, sich um alles selbst zu kümmern, aber nun hatte er keinen Einfluss auf den weiteren Verlauf.
    “Sie haben ja recht”, gab er zu und umarmte die kleine Frau kurz. “Danke, dass Sie sich so um alles kümmern”, fügte Sam hinzu.
    “Natürlich habe ich recht”, sagte sie und band sich die Schürze ab, um ihre Verlegenheit zu überspielen. “Ich bin in der Küche, falls Sie noch etwas brauchen.”
    Sam grinste, als sie die Bibliothek verließ. Immer sind es die Frauen, die das letzte Wort haben und darauf bestehen müssen, dass sie recht haben. Dann klingelte das Telefon, und sein Lächeln verschwand. Er wollte es eigentlich klingeln lassen, aber dann fiel ihm ein, dass es ja Luke sein könnte. Er ging um seinen Schreibtisch herum und nahm den Hörer ab.
    “Bei Cochrane.”
    “Sam? Was ist bei dir los?”
    “Luke? Wo seid ihr?”
    “Wir sind ungefähr zwei Blocks von dir entfernt. Aber überall stehen Nachrichtenreporter und Fernsehteams herum. Was geht da vor sich?”
    Sam holte tief Luft. “Ihr kommt, das ist hier los”, sagte er. “Ich nehme an, ihr habt keine Nachrichten gesehen oder die Zeitung gelesen?”
    Luke schaute nach rechts neben sich auf den Beifahrersitz und versuchte, Jade aufmunternd zuzulächeln. Nachdem, was er gestern Abend in jenem Motelzimmer mitangesehen hatte, wollte er sie nicht noch weiter unnötig beunruhigen. Sie lächelte nicht zurück, aber wenigstens schaute sie ihn nicht länger ängstlich an. Das war ja schon mal etwas. Wenn er es jetzt schaffen würde, ihre zerbrechliche Beziehung nicht weiter aufs Spiel zu setzen, wäre er schon froh. Er konzentrierte sich wieder aufs Fahren und auf das Telefonat mit Sam.
    “Nein, wir haben keine Zeitungen in den letzten zwei Tagen gelesen.”
    “Gut”, murmelte Sam. “Aber du musst es schaffen, sie hier ins Haus hineinzubugsieren, ohne dass sie sich zu sehr erschreckt.”
    Luke unterdrückte einen Fluch. “Ja, klar. Kein Problem.” Einen Augenblick lang war er frustriert, aber dann hatte er eine Idee. “Hey Sam, verlegen die immer noch Kabelfernsehen hinter dem Haus?”
    “Nein, nicht mehr. Die sind seit fast einer Woche fertig. Warum fragst du danach?”
    “Gut, dann kommen wir einfach durch die Hintertür, die auf die Seitenstraße führt.”
    Plötzlich begriff Sam, was Luke vorhatte. “Gut, dann mache ich hinten das Tor auf”, sagte er schnell, fügte aber gleich danach die Frage hinzu: “Aber was ist, wenn dein Wagen nicht auf die Auffahrt passt?”
    In Lukes Wange sah man einen Muskel zucken, als er plötzlich nach rechts abbog. “Das wird schon passen. Sonst machen wir es passend”, murmelte er. Dann berührte er leicht Jades Hand.
    “Moment noch, wir sind gleich dort.”
    Sam hörte schon die Bremsen quietschen, bevor er den Hörer aufgelegt hatte. Er rannte zur Tür.
    Jade hatte keine Ahnung, was vor sich ging, aber es war bereits zu spät, um um eine Erklärung zu bitten.
    Raphael rappelte sich vom Rücksitz hoch, als er merkte, dass die Reifen auf dem Asphalt ins Schlingern kamen. Er glaubte, sie würden gleich einen Unfall bauen und griff nach vorne nach Jade.
    “Alles in Ordnung”, sagte sie. “Schnall dich an.”
    Raphael suchte nach seinem Sicherheitsgurt.
    Der Mietwagen rumpelte über einige Schlaglöcher, als Luke ihn durch die ungeteerte Seitengasse auf Sams Haus

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