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Gefangene Seele

Gefangene Seele

Titel: Gefangene Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
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zusteuerte.
    “‘Tschuldigung”, murmelte er und sah mit gerunzelter Stirn in den Rückspiegel. Hinter ihnen fuhr ein kleiner weißer Lieferwagen, der sie bald eingeholt hatte. “Verdammt, sie haben uns gesehen.”
    “Wer hat uns gesehen?”, fragte Raphael.
    Jade hatte einen Kloß im Hals. Sie wusste nicht, warum sie plötzlich von der Hauptstraße abgebogen waren und wozu diese Fahrmanöver gut sein sollten. Aber ihr wurde plötzlich klar, dass sie Luke Kelly vertraute. Er würde dafür sorgen, dass sie heil ankämen.
    Luke war noch nie eine so enge Straße mit neunzig Kilometern in der Stunde gefahren und musste sich so sehr aufs Fahren konzentrieren, dass er Raphaels Frage nicht beantworten konnte. Dazu kam das Problem, dass von hinten alle Grundstücke gleich aussahen, und er nicht erkennen konnte, welcher Garten zu Sams Haus gehörte, da alle mit den gleichen Backsteinmauern umgeben waren.
    “Sagt mir Bescheid, wenn ihr ein großes blaues Tor seht!”, rief er. “Es sollte auf der rechten Seite sein!”
    Jade beugte sich vor, um besser sehen zu können, und richtete ihr Augenmerk auf die Büsche und Gebäude, an denen sie vorbeirasten. Plötzlich sah sie direkt vor sich etwas Blaues. Aber bevor sie den Blick fokussieren konnte, war es auch schon wieder verschwunden. Sie brauchte eine Sekunde, um zu begreifen, dass es die beiden Flügel eines blauen Tores waren, die nach innen aufgingen.
    “Da!”, rief sie und zeigte geradeaus. “Jemand macht gerade das Tor auf.”
    Luke grinste. “Gut gemacht. Jetzt lasst uns mal gucken, ob wir das Baby hier heil hineinbekommen.”
    Er stieg in die Bremsen, um den Wagen auf die Auffahrt zu steuern, ohne die Mauer zu berühren. Mit einer scharfen Bewegung steuerte er nach rechts. Der Wagen kam leicht ins Schleudern, dann schoss er durch die Lücke, mit wenigen Zentimetern Platz nach links und rechts. Als sie auf dem Grundstück waren, hielt er an, zog schnell die Handbremse an, stieg aus und rannte zum Tor.
    Obwohl sie so aufgeregt war, stellte Jade fest, dass sie sich nicht bewegen konnte. Stattdessen starrte sie geradeaus auf das elegante Haus auf dem großen Grundstück, vor dem sie zum Stehen gekommen waren. Ein geschwungener Weg führte auf ein dreistöckiges Gebäude aus Felsblöcken und Backstein zu. Plötzlich wurde ihr die Situation bewusst, und sie drehte sich in ihrem Sitz um. Sie sah Luke und einen älteren großen Mann das Gartentor schließen. Als sie einen langen hölzernen Riegel vor das Holztor legten, überkam sie das Gefühl, innerhalb einer Schlossmauer gefangen genommen zu werden.
    “Was sollte das denn nun?”, fragte Raphael.
    “Ich weiß nicht, aber ich glaube, wir sind da”, sagte sie leise. Dann löste sie ihren Sicherheitsgurt und stieg aus.
    Die Sonne schien ihr warm ins Gesicht und der Wind rauschte leise in den hohen Baumwipfeln, die das Grundstück umgaben. Irgendwo sang ein Vogel. Zu ihrer Rechten antwortete ein zweiter dem ersten. Sie sah Luke an, dann den Mann, der neben ihm stand. Sie zitterte. Der Mann war groß und schlank und hatte volles silbergraues Haar. Sein Gesichtsausdruck verriet Schmerz.
    Instinktiv ging Jade einen Schritt zurück, aber Raphael stand hinter ihr und legte ihr die Hand auf die Schulter.
    “Ist schon gut, Süße”, flüsterte er. “Sag ihm einfach Guten Tag.”
    “Das kann ich nicht, Rafie … ich habe Angst.”
    “Er wird dir nichts tun, Baby.”
    Jade spürte, wie sich ihr Magen zusammenkrampfte. “Woher willst du das wissen?”
    “Sieh dir doch nur sein Gesicht an. Dass er dich liebt, ist ihm ins Gesicht geschrieben, schau nur.”
    Jade holte tief Atem und sah Sam in die Augen.
    Sam hielt den Atem an. Er hatte Angst, sie würde davonlaufen. Aber was sie auch in ihm sehen mochte, sie ging den ersten Schritt auf ihn zu. Dann noch einen und einen weiteren, bis sie so nahe bei ihm war, dass er ihre kurzen Atemzüge hören konnte. Sie hatte Angst, und Sam konnte sich ungefähr vorstellen, wie sie sich fühlen mochte. Er zitterte am ganzen Leib, aber sie war schön – sie war eine Schönheit. Nach all diesen Jahren war es einfach ein Wunder, dass sie jetzt einander gegenüberstanden.
    Sam wollte etwas sagen, aber er musste zunächst seine Tränen hinunterschlucken, um die Worte hervorzubringen. Er streckte die Arme nach ihr aus. Er wollte seine Tochter in den Armen halten.
    “Oh Jade … Liebes …”
    Sie ging nervös einen Schritt zurück.
    “Langsam, Sam”, ermahnte ihn Luke leise. “Lass sie

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