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Gefangene Seele

Gefangene Seele

Titel: Gefangene Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
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Stimme hinzu: “Aber drück’ mich nicht zu fest, ich mag es nicht, wenn man mich anfasst.”
    Sam wollte nicht darüber nachdenken, warum das so war. In diesem Moment zählte nur, dass sie ihm ein wenig Nähe gestattete.
    “Sicher”, sagte er und unterdrückte den Wunsch zu weinen. Dann schlang er die Arme um sein einziges Kind, während er seine Innbrunst unterdrückte. Als sei dieser Augenblick nicht schon ein Wunder an sich, spürte er auch noch ihr Herz schlagen, als er sie an sich drückte. Nach alldem schien es doch, einen Gott zu geben.
    Luke atmete langsam aus. Was er gerade gesehen hatte, schien darauf hinzudeuten, dass es den beiden gelingen würde, sich einander anzunähern. Dann sah er zu Raphael hinüber, der mit einem eingefrorenen Lächeln in seinem Lehnstuhl saß. Luke verstand seine Reaktion. Alles schien für Jade in gerade Bahnen gelenkt, aber für Raphael war die Situation schwierig. Und sie würde es bleiben. Luke nahm an, dass Raphael auf der einen Seite erleichtert war. Wenigstens musste ihr Freund jetzt nicht mehr um Jades Sicherheit und ihr Wohlbefinden fürchten. Auf der anderen Seite war es pure Ironie, dass er diesen Zustand vielleicht nicht mehr miterleben würde.
    In Lukes Augen war die ganze Situation ein einziges großes tragisches Karussell. Sam hatte seine Tochter wieder, aber die einzige Erinnerung, die sie an ihre Kindheit hatte, ließ sie nachts Albträume haben und aufschreien. Jade hatte Raphael, aber er würde bald sterben. So gesehen war Raphael der Einzige, der nahe dran war, sein Ziel zu erreichen. Er hatte immer darum gerungen, ein anderes Leben zu führen – sicherer, geordneter – und einen guten Ort für Jade zu finden. Jetzt hatte er beides, aber wie hoch war der Preis? Plötzlich bemerkte Luke, dass Jade ihn über Sams Schulter hinweg anstarrte.
    Als er ihren Blick erwiderte, löste sich Jade sofort aus der Umarmung von Sam und sah weg, aber es war schon zu spät. Sie war ertappt worden. Was sie am meisten nervte, war nicht, dass Luke sie dabei erwischt hatte, dass sie ihn ansah, sondern dass sie es überhaupt getan hatte. Er gehörte nicht zu ihrer Welt, und sie war sich nicht so sicher, ob es überhaupt einen Weg gab, dass sie zu seiner Welt gehörte. Dann sah sie zu Raphael herüber und wusste, dass das, was sie sich wünschte und dachte, nicht zählte. Ihm ging es nicht gut. Sie spürte das.
    Sie sah zurück zu Sam.
    “Uh … Sam …”
    “Was ist?”
    “Also, Sam … ich muss dich um einen Gefallen bitten.”
    Sam lächelte. “Natürlich!”
    “Raphael geht es schon eine längere Zeit nicht gut. Ich glaube, er müsste mal zum Arzt.”
    Raphael war nicht darauf vorbereitet, dass Jade dermaßen mit ihrem Anliegen mit der Tür ins Haus fallen würde.
    Schnell stand er auf. Er fürchtete, dass ihr Vater es ihr übel nehmen würde, nicht nur einen Gast mitgebracht zu haben, sondern gleich etwas zu erbitten, das vermutlich einige Kosten verursachen würde. Das durfte er nicht zulassen.
    “Nein, wirklich nicht nötig …”, sagte er schnell. “Mir geht’s …”
    “Ich glaube, das ist eine gute Idee”, warf Luke ruhig ein.
    Jade drehte sich zu ihm um und kniff die Augen zusammen, als sie von Luke zu Raphael und wieder zu Luke sah. Plötzlich nahm sie auf Raphaels Gesicht einen Ausdruck wahr, den sie noch nie zuvor gesehen hatte. Er hatte Geheimnisse vor ihr, und was es auch immer sein mochte, Luke wusste davon.
    Sie drehte sich wieder zu Raphael um.
    “Raphael?”
    Er nahm sie in den Arm. “Es ist okay, Süße. Ist schon gut.”
    Sam wurde klar, dass hier etwas nicht stimmte, aber darüber machte er sich weniger Sorgen, als darum, Jade ihre Bitte zu erfüllen.
    “Natürlich bekommen Sie medizinische Hilfe. Es tut mir leid, dass es mir vorher gar nicht aufgefallen ist, dass Sie sich nicht wohlfühlen”, sagte Sam. “Ich zeige euch eure Zimmer, dann rufe ich sofort meinen Hausarzt an. Unter diesen Umständen kann ich mir vorstellen, dass er gern vorbeikommt.”
    Raphael seufzte. Es gab keinen anderen Weg, als die Wahrheit zu sagen. Und das war nun der Zeitpunkt. Seine Magenschmerzen wurden stärker und die Übelkeit stieg in ihm hoch. In den letzten zwei Monaten wollte er nichts anderes tun, als schlafen. Jetzt, da Jade in Sicherheit war, kam es ihm so vor, als sei alle Energie aus ihm gewichen. Er musste sich nicht mehr ihretwegen zusammenreißen. Es würde nicht leicht sein, aber das Einzige, was er noch für Jade tun konnte, war ihr beizubringen,

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