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Gefangene Seele

Gefangene Seele

Titel: Gefangene Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
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ich wollte nicht wahrhaben, was mit mir passiert war. Ich redete mir die ganze Zeit ein, dass es vergangen war und dass ich darüber hinweg war. Leider stimmte es nicht, ich war nicht darüber hinweg.
    Diese Gesichter … sie tauchen immer noch in meinen Albträumen auf. Ich habe zugelassen, dass die Erinnerung an meine Vergangenheit mich daran gehindert hat, mein Leben voll und ganz zu leben. Jedes Mal wenn ich ein komisches Gefühl hatte, haben wir die Stadt verlassen. Raphael versuchte mir die ganze Zeit über einzureden, dass es einen besseren Weg gäbe, aber ich wollte ihm nicht glauben. Du verstehst das nicht. Ich habe das Gefühl, ich hätte ihn getötet, und falls dir oder Sam etwas geschieht, dann … Ich würde es nicht ertragen, wenn ich noch einen weiteren Mann auf dem Gewissen hätte.”
    “Dass er gestorben ist, das ist nicht deine Schuld. Und wenn ihr in einer Stadt geblieben wärt, dann hätte das an Raphaels Schicksal nichts geändert. Er fing an dem Tag zu sterben an, als ein infizierter Päderast Sex mit ihm hatte. Und auch wenn du es dir bisher noch nicht überlegt hast, es ist ein Wunder, dass dich niemand angesteckt hat.”
    “Woher soll ich das wissen? Ich habe nie einen Test gemacht?”
    “Dann machst du eben heute einen, einverstanden?”
    Jade ließ den Kopf sinken und starrte auf den Boden. Schließlich sah sie Luke an.
    “Verstehst du jetzt, was ich meine? Wie eklig das ist?”
    “Was ist eklig?”
    “Dass ich mich auf Krankheiten testen lassen muss, bevor …” Plötzlich hielt sie inne, aber Luke wusste, was sie sagen wollte. Sie hatte Schuldgefühle, dass sie sich testen lassen musste, bevor sie etwas tat, das in ihr Angst auslöste … wie sich zu verlieben.
    “Kein Mann wird mich je haben wollen.”
    “Nun, das ist einfach nicht wahr”, murmelte Luke, dann wechselte er das Thema, bevor er sich eingestehen musste, dass er über sich selbst sprach.
    “Schau mal, Liebes. Was Raphael geschehen ist, ist schrecklich, und er hat dafür mit seinem Leben bezahlt. Ich weiß nicht, wie es Raphael ging, aber wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre, dann wäre ich lieber im Kampf gestorben, als solange im Krankenbett zu liegen und darauf zu warten, dass ich endlich meinen letzten Atemzug tue.”
    Jade wurde ruhiger, als sie darüber nachdachte, was Luke gerade gesagt hatte. Sie wusste, wie recht er hatte. Es war einfach so erschütternd, dass jemand, der sie von früher kannte, ihren Tod wollte. Sie hörte, wie in einem anderen Teil des Hauses das Telefon klingelte, und fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis dieses Geräusch für sie nicht mehr gleichbedeutend mit einer Katastrophe war.
    “Ich habe Angst”, sagte sie.
    “Ich weiß”, antwortete Luke. Er wollte sie in den Arm nehmen.
    “Nein … es ist nicht das, was du meinst”, sagte Jade. Dann sah sie weg, als sei es ihr peinlich zuzugeben, woran sie dachte.
    “Was dann?”, fragte Luke.
    “Ich habe Angst davor, mir vom Leben zu nehmen, was ich möchte.”
    Luke runzelte die Stirn. “Wieso? Was ist es, das du haben möchtest, und von dem du denkst, du könntest es nicht bekommen?”
    “Ich möchte, dass jemand mich liebt.” Dann kippte ihre Stimme und sie verstummte. “Ich möchte einen Mann, der eine Frau liebt, mit der er den Rest seines Lebens verbringen möchte. Ich will glücklich sein und keine Angst mehr haben. Ich bin es so leid, immer Angst haben zu müssen. Ich will Kinder, obwohl ich nicht weiß, ob ich eine gute Mutter wäre. Ich weiß ja noch nicht mal, was eine gute Mutter ausmacht.”
    “Ach Quatsch”, sagte Luke. “Du wärst die beste Mutter, und weißt du auch auch, warum? Weil du die schlimmsten Dinge durchgemacht hast, deshalb weißt du auch, was man nicht machen darf.”
    Luke saß da mit klopfendem Herzen. Am liebsten hätte er ihr gesagt, dass es schon jemanden gab, der sie liebte, aber diese Erkenntnis war selbst für ihn so neu, und er fürchtete sich davor, abgelehnt zu werden, sodass er es nicht aussprach. Noch nicht. Jade war noch nicht bereit, dies von ihm zu hören. Vielleicht würde es aber auch niemals dazu kommen.
    “Hast du mit Raphael jemals darüber gesprochen, ob ihr heiraten und Kinder haben wollt?”
    Sie runzelte die Stirn. “Du meinst wir beide zusammen?”
    Er nickte.
    “Nein … niemals. Er war wie mein Bruder … er war mein bester Freund. Aber wir hätten nie ein Liebespaar sein können. Wir haben zu viele Schmerzen des jeweils anderen mitbekommen.” Sie holte

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