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Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Titel: Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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du das hören?“ Die Frage war unfair. „Na, bitte, jetzt hab ich’s gesagt. Aber weißt du was?“ Er drängte sie zum Fenster und legte ihr die Hände auf die Schultern. „Es ist absolut egal. Der Leopard hat dich erkannt, er weiß, dass du für mich geschaffen bist.“
    „Und der Mann?“, fragte sie und ließ sich nicht durch seinen Ärger zum Schweigen bringen. „Was denkt der Mann darüber?“

 
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    „Der Mann wünscht sich, es wäre einfacher.“ Seine Finger strichen über ihre Halsschlagader. „Er wünscht sich, du wärst Gestaltwandlerin oder ein Mensch, damit er seinen Hass gegenüber den Medialen nicht infrage stellen müsste, nicht das anklagende Gesicht seiner Schwester vor sich sähe, sobald er die Augen schließt, sich nicht wie ein Verräter an seinen eigenen Schwüren fühlte.“
    Sie spürte unsagbaren Schmerz. „Es tut mir leid.“
    „Nein, Shaya, das muss es nicht. Denn gleichzeitig weiß dieser Mann auch, dass er dich für nichts in der Welt eintauschen würde, nicht einmal, wenn er dadurch seine Schwester wieder auferstehen lassen könnte.“ Die schreckliche Schuld legte sich wie ein Schatten über seine Augen, nun hatten sie die Farbe des mitternächtlichen Himmels angenommen. „Ich werde draußen wieder Wache halten.“ Ohne ein weiteres Wort verließ er den Raum.
    Ashaya starrte auf die geschlossene Tür, in ihrem Herzen tobte ein Sturm, sie hatte zu wenig Erfahrung mit Gefühlen, um Dorian ganz verstehen zu können. Sie wusste nur, dass er seelische Schmerzen litt. Dass sein Herz fast brach. Sie rieb sich unbewusst mit der Hand über die Brust. Als M-Mediale konnte sie emotionale Wunden nicht heilen. Sie hätte nicht einmal gewusst, wo sie anfangen sollte.
    Das Einzige, was sie Dorian geben konnte, das einzige Geschenk, das sie für ihn hatte, war die Möglichkeit, sich zu verwandeln. Daran würde sie arbeiten, dachte sie und hielt sich an Dingen fest, die sie kannte, die einfacher zu begreifen waren. Das war eine gute Entscheidung, sie konnte dadurch ihre Fähigkeiten einsetzen – dennoch war sie falsch. Sie konnte doch nicht einfach dasitzen und sich absichtlich der Wahrheit verschließen – sie hatte Dorian an den Rand des Abgrunds getrieben.
    War sie wirklich bereit, mit ihm zusammen dort hinabzusteigen?
    Ashaya hielt sich nicht für feige – sie hatte den Rat überstanden, ohne den Verstand zu verlieren, hatte ihr Leben eingesetzt, um andere vor dem sicheren Tod zu retten. Aber diese Entscheidung war die schwierigste, die sie je getroffen hatte. Wenn sie Dorian folgte, wenn sie seinen Schmerz zu ihrem eigenen machte, konnte sie nicht mehr umkehren.
    Keenan, dachte sie, und ihr mütterliches Herz zog sich zusammen – der Junge fühlte sich schon bei den Katzen zu Hause. Ihre Entscheidung würde ihm nichts nehmen. Aber Amara … sie hatte keine Ahnung, was mit Amara geschehen würde. Ihre Zwillingsschwester war seit ihrer Geburt ein Teil von ihr gewesen, ihre Gedanken und ihre Seelen waren durch ein starkes Band miteinander verknüpft. Eine Träne lief ihr über die Wange, als sie um den Verlust einer Beziehung trauerte, die nie eine Chance gehabt hatte und sie doch gefangen hielt.
    Dann stand sie auf, wischte die Träne fort … und ging hinaus.
    Dorian hatte sich an die gläserne Wand gelehnt, seine Augen ruhten auf den Bäumen. Er sagte kein Wort, als sie die Tür öffnete und hinaustrat, war so unbeweglich und abweisend wie kaltes Gestein. Aber als sie auf ihn zuging, hob er den Arm und zog sie an sich. „Weine nicht.“ Seine Stimme zitterte immer noch vor unterdrücktem Zorn. Aber unter dieser Wut spürte sie ein Gefühl, das sie in unbekannte Gefilde, in ein dunkles Chaos ziehen konnte.
    Sie barg ihr Gesicht an seiner Brust und schlang die Arme um ihn. „Dann lass den Schmerz los.“ Etwas zog an ihrer Seele, nahm ihr den Atem.
    Dorian rührte sich nicht.
    Sie wehrte sich gegen den Sog, der sie von Amara entfernte. Amara hielt sie gefangen, aber Ashaya wachte dennoch über sie. Ohne Ashaya würde Amara töten, morden, die Bestie werden, die Ashaya ihr Leben lang gängeln wollte. „Ich bin die Erstgeborene“, flüsterte sie. „Ich bin für sie verantwortlich.“
    Dorian erstarrte, dann senkte er den Kopf und küsste sie auf den Scheitel. „Das war ich auch.“
    „Magst du mir von ihr erzählen?“
    Er zog sie noch näher an seinen warmen Körper. „Sie hat immer gelacht“, sagte er mit schmerzhaft rauer Stimme. „Nichts schien sie traurig machen zu

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