Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne
Bewusstsein zu manipulieren. Aber … wir sollten einfach abwarten und die Sache beobachten.“
Faith nickte. „Was glaubst du? Warum konnte der Dunkle Kopf ihr nicht in unser Netz folgen? Der Netkopf kann es doch auch.“ Sascha sah, wie noch während des Redens Begreifen in Faiths Augen aufleuchtete. „Er ist eingesperrt. Die Medialen tun alles, um ihre dunklen Gefühle zu unterdrücken, deshalb sitzt er in der Falle.“
„Genau.“ Sascha fiel noch etwas anderes ein. „Ich frage mich, wie es Ashaya gelungen ist, im Medialnet unerkannt zu bleiben, besonders nachdem sie Dorian begegnet war. Beim Paarungstanz ist es doch nicht möglich, emotionale Distanz zu wahren.“
„Warum also hat sich diese Kraft nicht im Medialnet gezeigt und sie verraten?“ Faiths nachtschwarze Augen wurden zu funkelnden Obsidianen. „Aber natürlich! Wenn dieses Zwillingspaar die Zwillingswesenheit im Medialnet spiegelt, und der Dunkle Kopf mit Amara verbunden ist …“
„… hat der Netkopf eine Verbindung zu Ashaya. Wahrscheinlich beschützt er sie schon sehr lange. Deshalb ist nie jemand auf den Gedanken gekommen, sie könnte zu den Rebellen gehören.“ Sascha sah die beiden Schwestern auf den nebeneinander stehenden Betten an. Völlig gleich und doch wieder nicht. Ein Ausdruck der Spaltung im Medialnet. War eine Wiedervereinigung überhaupt möglich? Oder war das Medialnet schon irreparabel geschädigt?
Als Dorian erwachte, spürte er das Rudel überall. Die Luft schwirrte von ihnen. Doch durch die vertraute Wärme drang ein Leuchten und brachte seine Seele zum Klingen. Der Leopard streckte sich und Dorian wandte den Kopf. „Shaya.“ Da war sie, wunderschön wie immer.
Sie lag auf der Seite und hatte ihre rosige Wange in die Hand gebettet. Sie schlief und war in Sicherheit. Ihm fiel wieder der Schrecken ein, der ihn überkommen hatte, als der bewaffnete Mann plötzlich vor ihr aufgetaucht war, und er fletschte knurrend die Zähne. Er konnte nicht mehr still liegen und setzte sich mühsam auf. Es überraschte ihn ein wenig, dass ihn niemand davon abhielt. Diesen glücklichen Umstand nutzte er aus und stellte die Füße auf den Boden.
Nach ein paar Sekunden fanden seine wackligen Beine Halt. Er trug dunkle Trainingshosen und kein Hemd. Sein Hals war verbunden, aber Dorian spürte trotzdem, dass die Wunde schon beinahe verheilt war. Irgendein medizinisches Zaubermittel vermutlich.
Ashaya trug einen blauen Flanellpyjama. Er wollte sich einfach nur zu ihr legen und sie in die Arme nehmen. Dann entdeckte er die Frau im dritten Bett. Ihr Schlafanzug war hellgelb, und sie lag auf dem Rücken. Ein Teil von ihm, den er bisher nicht wahrgenommen hatte, entkrampfte sich.
Ashaya wäre am Boden zerstört gewesen, wenn sie ihre Zwillingsschwester verloren hätte.
Er spürte das beinahe schmerzhafte Bedürfnis, Ashaya zu berühren, und wollte sich gerade zu ihr legen, als seine Glückssträhne vorbei war. Eine große Rothaarige mit Sorgenfalten im Gesicht kam herein, sah ihn und schrie auf. „Was hast du dir denn dabei bloß gedacht?“ Dann rannte sie auf ihn zu, schlang die Arme um ihn und küsste ihn auf den Mund.
„Verdammt noch mal“, flüsterte sie, als sie ihn wieder losließ. „Das hat mich zehn Jahre meines Lebens gekostet.“
„Tut mir leid, Merce.“ Er zog an einer ihrer Locken. „Hast du ihn erledigt?“
„Natürlich. Hab ihm die Kehle zerfetzt.“ Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. „Der Scheißkerl war tot, bevor er zu Boden ging.“
„Und Keenan?“
„Alles in Ordnung. Sascha meint, Ashaya habe ihn instinktiv geschützt – er hat nichts bemerkt. Jetzt sieht er seine Mami im Sternennetz und fühlt sich pudelwohl bei den Wölfen.“ Sie schniefte und rieb sich noch einmal die Augen. „Deine Leute konnten wir bisher nicht erreichen.“
Eine Welle der Erleichterung schwappte über ihn hinweg. „Gut so. Sie werden es besser aufnehmen, wenn ich wieder gesund bin und es ihnen selbst sage.“
„Habe ich mir auch gedacht.“ Sie tippte mit dem Finger auf Ashayas Bett. „Du hast dich also mit einer Medialen zusammengetan.“
Meine Gefährtin, dachte er. Dort lag sie, er spürte die Verbindung zu ihr in seinem Herzen. „Stimmt.“
„Ganz schön überraschend.“
Etwas in ihrem Ton ließ ihn aufblicken. „Merce?“ Sein Magen krampfte sich zusammen. „Du bist doch nicht – ich meine …“ Plötzlich fehlten ihm die Worte. Merce war immer seine beste Freundin gewesen. Verdammt,
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