Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne
auch der andere.
„Er hat zu viel Blut verloren“, sagte der Chirurg und steckte die Schachtel mit den Tuben wieder ein. „Die fehlenden Körperflüssigkeiten sollten rasch ersetzt werden. Was mit der Frau los ist, weiß ich nicht. Ich kümmere mich nur um äußere Verletzungen, und sie scheint keine zu haben.“
„Können Sie etwas wegen des Blutverlusts machen?“, fragte Mercy.
„Schon möglich.“ Er sah nach hinten. „Notfall-Salzlösung. Regal 1B, auf der linken Seite. Bild kommt per Telepathie.“
Kaum hatte der M-Mediale das letzte Wort ausgesprochen, tauchten die Sachen in der Hand des TK-Medialen auf. „Wir haben noch dreißig Sekunden, bis unsere Abwesenheit bemerkt wird“, sagte der Mann und hielt ihm die Sachen hin.
Der M-Mediale arbeitete schnell und schweigend. „Das ist einfachste Feldchirurgie. Die Sanitäter dürften nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen.“ Mit einer Sicherheit, die auf viel Erfahrung schließen ließ, schob er eine seltsam aussehende Nadel in Dorians Armvene und legte damit einen kleinen Zugang. Er zog die Nadel heraus, stöpselte den Schlauch der Kochsalzlösung direkt an den Zugang, drückte Mercy den Beutel in die Hand und öffnete das Ventil. „Fertig.“
Die beiden Männer verschwanden. Mercy sah mit einem Blick, dass der einfache intravenöse Zugang richtig arbeitete. „Gott sei Dank gibt es arrogante Chirurgen.“ Sie wusste, dass alles immer noch auf Messers Schneide stand, aber nun hatten die beiden wenigstens eine Chance. Lieber Gott, bitte lass sie eine Chance haben . „Dass du mir ja nicht stirbst, Blondie.“
„Mercy.“ Yelenas Stimme zitterte. „Der Anruf kam von Faith. Sie sagte, sie habe Hilfe angefordert, ich soll dir ausrichten, du sollst die beiden Männer nicht erschießen.“
Mercy sah die Pistole in ihrer Hand an und richtete dann den Blick wieder auf Yelena. „Bleibt doch unser Geheimnis, oder?“
Yelena lachte unter Tränen und griff nach dem Beutel mit der Kochsalzlösung.
„Ich halt ihn schon.“
„Nein.“
Mit freundlicher Bestimmtheit berührte sie Yelenas Arm. „Du musst aufpassen … falls sie zurückkommen.“
Aber das erwies sich als unnötig, der Feind kam nicht wieder. Als Nächstes tauchten die Sanitäter auf, gefolgt von einem ganzen Schwarm Leoparden, Männer und Frauen, angeführt von einem Jaguar mit kalten Augen, der die beiden Schwerverletzten ins Krankenhaus begleitete und dann den ganzen Flügel in eine Sicherheitszone verwandelte.
Vaughn spuckte einen Befehl nach dem anderen aus, schließlich hatten nur noch Rudelangehörige Zutritt. Die eigenartig angeschlagene Faith – Vaughn war nur aufgrund ihrer Vision so schnell auf der Bildfläche erschienen – setzte sich in den Gang und sagte, sie werde auf geistige Bedrohungen achten. Clay kam über eine Stunde später, er hatte mit dem Wagen herfahren müssen und brachte die bewusstlose Amara Aleine aus Dorians Haus mit. „Ich habe Jamie und Desiree zur Überwachung dagelassen“, sagte er, legte Amara auf ein Krankenbett und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Sascha und Luc sind unterwegs. Sascha sieht scheußlich aus.“ Er runzelte die Stirn und sah Faith an. „Genau wie du.“
Faith rieb sich die Schläfen. „Als Sascha begriffen hat, was los war, hat sie über Lucas und das Blutband Dorian Energie gesandt. Dafür hat sie sich selbst, Lucas und mich angezapft. Wahrscheinlich sieht Lucas nur deswegen nicht genauso schlecht aus, weil er das Alphatier ist – er hat einfach mehr Kraft.“
„Warum hat sie nicht uns alle genommen?“, grollte Mercy.
„Sie konnte nur Leute nehmen, die mit Sicherheit sofort ihre Schilde senken würden. Trotz ihrer Fähigkeiten, die Schilde von Gestaltwandlern zu durchdringen, hätte es sonst zu lange gedauert.“
„Faith hat recht“, sagte Sascha müde, als sie an Lucas’ Arm durch die Tür trat. „Bei Dorian hat es nur funktioniert, weil er verzweifelt versucht hat, Ashaya zu retten. Sobald ich anklopfte, hat er mich hereingelassen.“
Faith stand auf. „Du hast ihnen das Leben gerettet.“
Sascha schüttelte den Kopf, als sie in das Zimmer kamen, in dem Dorian, Ashaya und inzwischen auch Amara lagen. „Es wäre zu wenig und auch zu spät gewesen, wenn Ashaya ihn nicht in diesen ersten kritischen Momenten gehalten hätte.“ Sie trat zu Dorian. Ihre Finger zitterten, als sie ihm die Haare aus der Stirn strich. „Es hat nicht viel gefehlt, und er wäre gestorben.“
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„Sie ist verletzt und
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