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Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Titel: Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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schwer getroffen, dass er auf der Stelle über sie hätte herfallen können. „Dass es um unschuldige Kinder ging, hatte nichts zu sagen?“
    Sie schwieg lange. „Doch, das hatte es.“ Sie sprach so leise, dass sie kaum zu verstehen war.
    Die Katze wurde unruhig. Sie drängte ihn, die Hand auszustrecken und Ashaya zu zeigen, dass sie nicht allein war. Aber das war Rudelgebaren. Und Ashaya war nicht einmal ansatzweise ein Teil des Rudels. „Ein weiterer Riss in Silentium?“
    Sie packte den Objektträger wieder ein und lehnte ihren Kopf an das Fenster. „Kinder zu töten ist böse.“ Etwas in ihrer Stimme klang nach Geheimnis und ließ seine Sinne aufhorchen. „Ich möchte daran glauben können, dass nicht alle meine Leute das Böse verkörpern.“
    „Das Böse ist ein interessantes Konzept für eine Mediale.“
    „Tatsächlich?“ Sie sah ihn an. „Es ist sowohl ein intellektueller als auch ein gefühlsmäßiger Begriff, an dieser Stelle unterscheiden sich Menschen von Bestien.“
    Er wollte gerade etwas entgegnen, als sie sich plötzlich aufrichtete und nach seinem Arm griff. „Nein! Nimm die nächste Ausfahrt.“
    „Das hier ist unsere.“
    „Nein!“
    Sie war eine Mediale, vielleicht hatte sie etwas gespürt.
    „Werden wir verfolgt?“ Noch während er fragte, spürte er in seinem Geist einen eigenartigen Anflug von Gefahr.
    „Bitte, fahr einfach weiter.“
    Er folgte dem Gefühl und bog nicht ab. „Wohin fahren wir?“
    Sie antwortete nicht, tat aber etwas ganz und gar Nichtmediales: Sie beugte sich vor und umklammerte mit beiden Händen das Armaturenbrett. Er konnte ihre Augen nicht sehen, ahnte aber, dass sie wieder vollkommen schwarz waren, wie immer, wenn Mediale sehr starke geistige Kräfte anwandten. Aber Ashaya war eine M-Mediale und hatte ihm selbst gesagt, dass keine ihrer Fähigkeiten außerhalb des Labors von Nutzen waren. Entweder hatte sie gelogen, oder etwas ganz anderes war im Spiel.
    Lange Zeit sagte sie kein Wort. Wenn er nicht ihre Konzentration und Angespanntheit gespürt hätte, hätte er vermutet, sie sei in eine Art Trance gefallen. „Wenn wir weiterfahren, verpassen wir unseren Termin.“ Doch er hatte selbst das Gefühl, dass etwas absolut nicht stimmte.
    „Dreh nicht um.“ Ein Befehl.
    In der Regel hörten Leoparden auf niemanden außerhalb der Hierarchie. Und Dorian hörte nur auf ganz wenige Männer und Frauen. Ashaya gehörte ganz bestimmt nicht dazu. „Nenn mir einen Grund.“
    „Hier runter.“ Sie hatte sich so weit vorgelehnt, dass ihr Kopf fast an die gewölbte Windschutzscheibe des kugelförmigen Gefährts stieß. „Fahr raus!“ Die Spannung im Wagen stieg, als er die Spur nicht wechselte.
    Gegen seinen Willen war seine Neugier geweckt, mit einer katzenhaft schnellen Bewegung riss er schließlich das Steuer herum und lenkte den Wagen zur Ausfahrt. „Also, was …“
    „Geradeaus über die Kreuzung.“
    Sie gab ihm weiter Anweisungen, aber jedes Mal, wenn er sie fragte, wohin sie fuhren, schwieg Ashaya. Wahrscheinlich hätte er nicht lockergelassen, aber als sie etwa fünfzehn Minuten vom Ziel entfernt waren, wurde ihm klar, wohin sie ihr Weg führte. Er presste die Lippen aufeinander. Wie hatte sie das nur herausgefunden?
    Dorian lenkte den Wagen an den Straßenrand und trat hart auf die Bremse, Ashaya schrie auf, als sie in den Sitz zurückgeschleudert wurde. „Warum hältst du?“ Ihre Augen waren wie nachtschwarze Tinte, als sie ihn ansah, er konnte sein Spiegelbild darin erkennen.
    Er legte die Hand auf ihre Kopfstütze und wandte sich ihr zu. „Nur wenn du Informationen über das Medialnet empfangen oder telepathischen Kontakt zu jemandem gehabt hättest, könntest du von diesem Ort wissen.“
    „Wie bitte?“ Anscheinend war es ihr nur unter großen Anstrengungen möglich nachzudenken. „Niemand lässt mir irgendetwas zukommen.“
    „Woher weißt du es dann?“
    „Was?“ Sie war lauter geworden. Das war auch nicht gerade medial. „Fahr sofort weiter, Dorian.“
    Er meinte, eine Bitte herauszuhören, sagte sich aber, dass er sich das nur eingebildet haben konnte. Diese Frau würde sich niemals dazu herablassen, um etwas zu bitten. „Erst wenn du mir sagst, warum wir dorthin fahren.“
    „Ich weiß ja gar nicht, wohin es geht“, sagte sie wütend. „Ich folge nur seiner Stimme.“
    Die Katze erstarrte. „Wessen Stimme?“
    „Keenans.“ Sie flüsterte, als sie ihre Fingerspitzen an die Windschutzscheibe legte. „Mein Sohn ruft nach mir.

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