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Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Titel: Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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antworten. Aber nur ein schlaksiger Junge kam zu ihnen herüber. „Hi, Dorian.“ Die Augen des Jungen glänzten voller Übermut wie Obsidiane in einem Gesicht, dessen feingeschnittene Züge östliche Herkunft verrieten und von einem Leben unter kalifornischer Sonne zeugten. „Ein paar Leute haben hier nach ihr gefragt.“ Sein Blick richtete sich kurz auf Ashaya. „Haben ihr Bild herumgezeigt.“

 
    24
    Wir werden abwarten. Wir können es uns noch nicht leisten, den Rat offen herauszufordern. Aber haltet Euch bereit, jede Unachtsamkeit auszunutzen. Die Gestaltwandler konzentrieren sich auf den Rat. Sie rechnen nicht mit uns. Schließlich stellen wir keine Bedrohung dar.
    – verschlüsselte Mail aus der versunkenen Stadt Venedig an eine unbekannte Anzahl von Adressaten in San Francisco
    „Menschen?“, fragte Dorian, der daran dachte, was die Ratten gesagt hatten.
    „Nein. Solche wie sie.“
    „Haben sie etwas herausgefunden?“
    Der Junge sah ihn beleidigt an. „Zum Teufel, nein.“
    „Hüte deine Zunge, Jimmy. Ich kenne deine Mutter.“
    Der Teenager verdrehte die Augen. „Sie haben nach deiner sexy Freundin gefragt.“ Ein übermütiges Grinsen erschien auf seinem Gesicht. „Aber schon erstaunlich, wie viele Leute hier kurzsichtig sind. Als wäre es eine Seuche.“
    „Wir sollten vielleicht einen Augenarzt einstellen“, sagte Dorian trocken.
    „Sag dem Arzt, die Kurzsichtigkeit tritt ganz plötzlich auf und trifft Dutzende Leute auf einmal.“ Grinsend sah Jimmy die Straße hinunter. „Wird voll hier. Egal, wir geben euch Bescheid, wenn sie wiederkommen.“ Er wandte sich ab, verschwand geschickt im dichten Gewühl von Chinatown.
    Dorian schloss das Fenster und fuhr weiter. „Ist nicht weiter überraschend, dass sie dich suchen.“
    „Nein.“ Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper. Die Geste hätte sie verraten, wenn er nicht schon längst gewusst hätte, dass ihr Silentium nur Schein war. „Du hast dem Jungen nichts für seine Informationen gegeben“, sagte sie. „Läuft das nicht so?“
    „Nicht hier.“ Er bog in eine enge Straße mit Geschäften ein. „Wir sind ein Teil von Chinatown. Wir kümmern uns um sie, sie kümmern sich um uns.“
    „Man kann sie nicht kaufen?“
    „Unsere Beziehungen haben sich über mehr als zehn Jahre entwickelt – die Leute hier wissen, dass sie sich auf uns verlassen können, wenn die Kacke am Dampfen ist. Wir haben ihretwegen Köpfe rollen lassen, verschwundene Kinder wieder aufgespürt und Täter ihrer gerechten Strafe zugeführt.“ Er zuckte die Achseln. „Nein, man kann sie nicht kaufen. Sie gehören zur Familie.“
    „Aber für euch ist doch nur das Rudel Familie.“
    Er strich ihr mit den Fingerknöcheln über den Hals. Eine flüchtige Berührung, aber es genügte, um seinem immer stärker werdenden Verlangen die Spitze zu nehmen. „Das Rudel ist unsere Familie“, sagte er, es war nicht länger die Frage ob, sondern wann Ashaya in seinem Bett landen würde. „Aber wir können das Netz erweitern, wenn wir wollen. Und wir stehen zu denen, die zu uns stehen. Außerdem gehören einige von ihnen wirklich zur Familie.“ Auf diesen Straßen war Dorian Ria zum ersten Mal begegnet. Die lebhafte Menschenfrau mit den braunen Haaren war inzwischen Lucas’ Assistentin und mit einem Leoparden verheiratet. Aber bei ihrer ersten Begegnung war sie mit blutigem Gesicht und zerrissenem T-Shirt auf Händen und Füßen rücklings durch eine dunkle Gasse gekrochen.
    Ihre Eltern waren mit einem Möchtegern-Erpresser in Streit geraten, der daraufhin beschlossen hatte, ihnen eine Lehre zu erteilen. Dorian war damals nur ein paar Jahre älter als Kit heute, ihm hatte ein Blick genügt, dann hatte er den Widerling gepackt und gegen die nächste Mauer geschmettert. Zufällig eine aus gutem, altem Stein. Der Kerl hatte zwanzig gebrochene Knochen, als sie ihn einsammelten. „Zu wem stehst du, Shaya?“
    Ihre Antwort kam für ihn unerwartet: „Zu Keenan, Amara und noch ein paar anderen.“
    „Gute Antwort“, sagte er, der Leopard strich ruhelos in seinem Körper herum. Das Verlangen, sich zu verwandeln, die andere Hälfte seiner Seele zu befreien, war ein bekannter Schmerz – der Leopard hatte nie ganz begriffen, dass er nicht hinaus konnte.
    Zum Glück ergriff Ashaya das Wort. „War das ein Test?“ Ihre Stimme aus Eis und wildem Honig legte sich um die Katze und besänftigte sie.
    „Keine Angst. Du hast bestanden.“ Er sah sie grimmig an. „Der Rat musste

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