Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne
den Faden ihrer vorherigen Unterhaltung wieder auf. „Jetzt erzähl mir von deiner Schwester. Warum kann sie dich aufspüren, wenn das sonst niemand schafft?“
„Das ist kompliziert.“ Sie zog wieder an ihrer Hand. „Bitte, lass mich los. Je mehr körperlichen Kontakt ich mit dir habe, desto schwerer fällt es mir, noch aufrechtzuerhalten, was von meinen Schilden übrig ist. Ein Ausrutscher genügt, und der Rat braucht mich gar nicht mehr zu jagen – sie können einfach meinen Geist einsperren.“
Es tat weh, sie freizugeben. Der Leopard riss mit den Krallen von innen an seiner Haut. „Leg los.“
Sie funkelte ihn kühl an. „Du hast die Angewohnheit, mich wie eine Untergebene zu behandeln. Und das bin ich nicht.“
„Ich habe gelernt, dominant zu sein. Unter anderem deshalb bin ich ein Wächter.“ Nur die Stärksten im Rudel wurden Wächter. Sie waren zur Unterstützung des Alphatiers da, wenn es darum ging, die Ordnung wiederherzustellen.
„Dann solltest du es in meiner Gegenwart verlernen“, kam es prompt zurück. „Ich gehöre nicht zu deinem Rudel, und selbst wenn es so wäre, würden wir den gleichen Rang bekleiden.“
Seine Lippen zuckten. „Bist du so sicher, Shaya?“
„Du hast Tamsyn respektvoll behandelt. Dabei ist sie nicht ansatzweise so stark wie du. Dein Rudel muss also Frauen ebenfalls hohe Ränge zusprechen. Ich habe besondere Fähigkeiten und bin ehrgeizig, also gehe ich davon aus, dass wir den gleichen Rang bekleiden würden.“
Er beugte den Kopf. „Der Punkt geht an dich. Aber ich will immer noch mehr über deine Schwester erfahren, und du wirst es mir immer noch erzählen müssen. Im Augenblick bist du auf der Flucht. Die DarkRiver-Leoparden bieten dir aus verschiedenen Gründen Unterschlupf, aber wir werden dir nicht blind vertrauen – die Sicherheit unserer Jungen kommt an erster Stelle. Entscheide dich.“ Was er für sich behielt, war, dass sie ohne ihn nirgendwohin gehen würde. Der Leopard wollte sie behalten. Und Dorian wusste, dass damit gewisse Probleme auf ihn zukamen.
„Was ist mit Keenan?“, fragte sie und sah ihm fest in die Augen. „Werdet ihr ihm ebenfalls euren Schutz entziehen, wenn ich dir nicht sage, was du wissen willst?“
Er hörte das leise Motorengeräusch eines herannahenden Lieferwagens. „Ich denke, es geht eher darum, ob du uns weiter vorenthalten willst, was wir für seinen effektiven Schutz brauchen.“
Sie wollte gerade antworten, als er seine Aufmerksamkeit dem Tor zuwandte. „Da ist der Wagen. Komm schnell.“
Sie lief hinter ihm her. Der Lieferwagen stand genau vor dem Eingang. „Rein“, befahl Dorian und öffnete die hinteren Ladetüren. Ashaya kroch in den leeren Frachtraum, Dorian schloss das Rolltor des Lagerhauses, stieg ebenfalls in den Wagen und zog die Türen zu. Kurz darauf fuhren sie bereits.
„Wohin fahren wir?“, fragte Dorian, er hatte Rina am Geruch erkannt. Sie war Kits Schwester und eine der jüngeren Soldatinnen.
„Zur Garnison. Jamie wird dort zu uns stoßen, er hat einen Wagen für dich. In Ordnung?“
„Ja sicher.“ Er lehnte sich an die Seitenwand des Fahrzeugs, Ashaya versuchte, es ihm auf der gegenüberliegenden Seite gleichzutun. Er streckte die Beine aus und stemmte die Füße rechts und links neben ihr an die Karosserie. Sie legte sofort ihre Hände auf seine Unterschenkel. „Gab es nicht etwas mit besserer Federung?“ Er hatte nichts gegen Shayas Berührung, aber ihm flogen fast die Zähne aus dem Mund.
„Oh, Moment.“ Es knirschte in der Mechanik, Räder wurden eingezogen und der Wagen bewegte sich sanfter voran. „Ich habe jetzt den Hooverantrieb eingeschaltet. Barker meinte, das Fahrzeug sei nicht für Räder gemacht. Hatte ich vergessen, tut mir leid.“ Ein verlegenes Räuspern.
„Du machst das gut.“ Rina unterstand seinem Kommando, und seit sie herausgefunden hatte, dass er gegen ihre erotische Ausstrahlung immun war, entwickelte sie sich zu einer guten Sicherheitskraft. Wenn das Mädchen jetzt noch lernen würde, ihr Temperament zu zügeln, gehörte sie bald zu den Besten. Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder Ashaya zu, ließ die Beine aber dort, wo sie waren. „Besser?“
Sie nickte, sah nach vorn und schüttelte dann den Kopf. Seltsamerweise verstand er sie sofort. Sie würde ihm alles erzählen, aber nicht vor Zeugen. Das konnte er akzeptieren. Doch er würde seinen Rudelgefährten nichts verheimlichen, was sie wissen mussten – Ashaya war sicher klug genug, das zu
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