Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gefechte der Leidenschaft

Titel: Gefechte der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
Vom Netzwerk:
an den Morgen erinnerte, da man Eugenes Leiche vom Duellplatz in das Stadthaus der Moisants gebracht hatte. Überall war so viel Blut gewesen, sein Körper ganz schlaff und still ... Schließlich hatte sie seinen Kammerdiener angewiesen, die Leiche herzurichten, hatte Kleidung für das Begräbnis ausgewählt, war wie im Traum durch das ganze Haus gegangen, um die Uhren anzuhalten und die Spiegel zur Wand zu drehen. Die ganze Zeit über hatte Henri Moisant gewütet und geschrien, dass ihr der Tod ihres Mannes egal sei, nur weil sie ihren Kummer nicht zur Schau trug.
    Während sie Agatha den Rücken zukehrte, damit diese ihr die kleinen Knöpfe an ihrem Kleid schließen konnte, wurde Lisette geradezu überwältigt von dem entsetzlichen Ausgang dieses anderen Duells und den schrecklichen Folgen, die es haben könnte.
    »Oh, Aggie«, sagte sie und presste die Hand vor den Mund.
    »Ja, meine Liebe«, antwortete ihre Gefährtin seufzend, »ich weiß.«
    »Er ... er hat ein Gedicht für mich geschrieben.« Tränen stachen Lisette in der Nase und füllten ihre Augen, obwohl sie ihren Kopf hoch hielt, um nicht zu weinen.
    »Was für Tragödien sind schon durch diese Duelle verursacht worden! All die jungen Männer, die den Tod fanden, noch bevor sie richtig gelebt hatten ... Welch eine Verschwendung, welch eine schreckliche Verschwendung!«
    Agathas Stimme klang so schicksalsergeben, dass Lisette zornig wurde. »So etwas dürfte nicht geschehen!«
    »Wir können nichts daran ändern.«
    »Es ist einfach ein Verbrechen!«, rief sie wütend.
    Agatha, die mit den Knöpfen fertig war, strich mit einer schnellen Handbewegung Lisettes Mieder glatt. Dann schloss sie sie kurz in die Arme. »Es ist die Aufgabe von uns Frauen, alles für diejenigen zu tun, die überleben.«
    Für eine Sekunde legte Lisette ihre Stirn auf Agathas knochige Schulter, dann straffte sie sich. »Wie schlecht geht es Monsieur Blackford? Haben sie etwas darüber gesagt?«
    »Ziemlich schlecht. Irgendjemand rief etwas von einem Unfall. Ich mag gar nicht daran denken, was er wohl damit gemeint hat.«
    »Wenn sich der Arzt nicht um ihn kümmern kann, dann müssen wir zusehen, was wir für ihn tun können«, sagte Lisette und wandte sich zur Tür.
    Die Wunde war ein großes, ausgefranstes Loch unter dem Schlüsselbein. Sie hatte so stark geblutet, dass Blackfords Hemd blutgetränkt war und auch die Männer, die ihn auf einer eilends ausgehängten Tür ins Haus getragen hatten, davon befleckt waren. Es war also vordringlich, die Blutung zu stoppen. Caid hatte aus seinem Halstuch eine Kompresse gemacht, die er mit blutigen Händen noch immer fest auf die Wunde drückte. Als Lisette an das Bett trat, auf dem Blackford auf einem alten Laken, das man über Wachstuch gebreitet hatte, hingestreckt lag, rief Caid ihr zu, sie solle aus einem weiteren Laken noch eine größere Kompresse machen und sie in dem Moment auf die Wunde drücken, wenn er das durchtränkte Halstuch wegziehen würde.
    Der Anblick von Blut hatte Lisette noch nie etwas ausgemacht und er störte sie auch jetzt nicht. Was ihr zu schaffen machte, war der frische Blutgeruch. Doch sie wusste aus
    Erfahrung, dass sie die Situation im Griff behielt, wenn sie nur kurze flache Atemzüge tat. Als offizielle Herrin des Moisant-Haushaltes hatte man sie gerufen, wann immer ein Sklave einen Unfall hatte. Das hier war auch nichts anderes, redete sie sich ein.
    »Was ist passiert?«, fragte sie, während sie einen langen Streifen von einem zerschlissenen, aber sauberen Laken abriss und ihn zusammenfaltete. »Agatha sprach von einem Unfall.«
    »Wirklich eine verdammte Geschichte! Dass das Ganze eine so dramatische Wendung nehmen sollte, lag nicht in Blackfords Absicht.«
    »Nein, so etwas sagte er auch.« Sie blickte auf das Gesicht des Engländers. Er lag bleich und still da, mit geschlossenen Augen, und atmete schnell, aber leise. Er zeigte weder ein Anzeichen von Schmerz noch irgendeine andere Reaktion und es ließ sich nicht sagen, ob er bewusstlos, besonders tapfer oder einfach noch so betäubt war, wie es viele Opfer kurz nach ihrem Unfall waren.
    »Es passierte alles so schnell! Schon kurz bevor das Zeichen gegeben wurde, ging Dorelle zum Angriff über. Er tat es wohl nicht, um seinen Gegner zu übertölpeln, sondern einfach, weil seine Nerven versagten. Wie Sie sich vorstellen können, parierte Blackford mit einem ziemlich kraftvollen Hieb, durch den Dorelles Rapier zerbrach. Es knallte einfach mitten durch.

Weitere Kostenlose Bücher