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Gefechte der Leidenschaft

Titel: Gefechte der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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aber fest entschlossen, dem Schicksal die Stirn zu bieten.
    Doch seine Zuversicht konnte trügen. Jeder Mann, egal wie stark und wendig er sein mochte, konnte auf dem Duellplatz umkommen. Auch Caid mochte bei seinem nächsten Kampf eine tödliche Verletzung davontragen. Die musste noch nicht einmal, wie bei Blackford, auf den ersten Blick, lebensbedrohend wirken. Der Tod konnte durch Verbluten, Blutvergiftung, Wundbrand oder Lungenentzündung eintreten. Auch Caid, so stark und aufrecht er war, konnte daran sterben.
    Dieses Wissen hatte sie vom Beginn ihrer Bekanntschaft an begleitet. Doch es zu wissen war eine Sache, den Beweis dafür in Blackfords unbeweglicher Gestalt vor sich zu sehen, eine andere.
    Da öffnete sich die Tür und der Doktor trat ins Zimmer. Mit gefasster Miene näherte er sich dem Bett und falls er überhaupt bemerkt hatte, dass seine Rockärmel schwarzrot von Blut waren, so scherte er sich nicht darum.
    Blackfords Gesicht wurde womöglich noch bleicher. Mühsam hob er den Kopf ein wenig vom Kissen und fragte: »Was ist mit Dorelle?«
    »Der junge Herr benötigt meine Dienste nicht mehr«, antwortete der Arzt mit knapper Endgültigkeit. »Nun wollen wir einmal sehen, was ich für Sie tun kann, Sir.«
    Francis Dorelle war tot. Die Erkenntnis überkam Lisette wie eine unerbittliche Woge von Schmerz und Leid. Nie wieder würde er Gedichte schreiben, nie wieder beim Licht des Mondes deklamieren, nie wieder Damen den Hof machen. Er würde keinen Zorn und keine Freude mehr fühlen, weder Liebe noch Kummer, weder Bewunderung noch Schmerz. Er hatte für seine Ehre gekämpft und war dafür gestorben. Er war nicht mehr.
    Lisette überließ ihren Platz dem Arzt und trat beiseite. Dann drehte sie sich um und ging langsam zur Tür.
    »Lisette? «, rief Caid ihr nach.
    Sie antwortete nicht, sondern ging aus dem Zimmer und zog die Tür ganz leise hinter sich ins Schloss.



Siebzehntes Kapitel
    Kurz nach dem Frühstück löste Caid Nicholas an Blackfords Krankenbett ab. Zwei Tage nach dem Duell befand sich der Patient auf dem Weg der Besserung. Er hatte lediglich leichtes Fieber, was aber, wie ihnen der Arzt versicherte, zu erwarten gewesen war. Diese etwas lieblose Auskunft mochte auch darauf zurückzuführen sein, dass Blackford den Arzt mit erstaunlich einfallsreichen Flüchen bedachte, wann immer dieser in der Wunde herumstocherte.
    Durch das Fieber, die erzwungene Untätigkeit und vor allem die Tatsache, dass er bewacht wurde, damit er sich nicht überanstrengte, war Blackford so reizbar wie eine Klapperschlange geworden. Er bestand darauf, dass er aufstehen konnte, und pflegte jeden, der anderer Meinung war, mit wüsten Beschimpfungen zu überschütten. Aus diesem Grund hatten die Fechtmeister allein die Pflege übernommen. Sie wollten den Damen seine Ausdrucksweise — und womöglich den Anblick eines nackten Mannes, der aus dem Bett zu kriechen versuchte — ersparen.
    Als Caid jetzt ins Zimmer kam, lag Blackford da und starrte aus dem Fenster. Ein Sonnenstrahl malte ein großes leuchtendes Viereck auf den Boden. Der Verletzte wirkte gedankenversunken und merkwürdig traurig.
    »Wieder Kopfschmerzen?«, fragte Caid Nicholas, der, ein Bein lang von sich gestreckt, auf einem gepolsterten Stuhl saß.
    »Entweder das oder er ist deprimiert«, antwortete der italienische Fechtmeister gedehnt. »Wenn du rauskriegst, was es ist, kannst du mehr als ich.« Er faltete die Zeitung, die er gelesen hatte, zusammen, legte sie beiseite und stand auf. »Der Dussel wollte sein Frühstück nicht essen, vielleicht hat er also nur Hunger.«
    »Falls es daran liegt, lässt sich sicher ein Gegenmittel finden«, sagte Caid.
    »Das hat Madame Moisant vor einer halben Stunde auch vorgeschlagen, doch sie hat für ihre Mühe nur ein Grunzen geerntet.« Der Mann auf dem Bett zeigte nicht die geringste Reaktion. »Siehst du?«, setzte Nicholas hinzu. »Eine undankbare Aufgabe. Ich wünsche dir viel Spaß dabei.«
    »Zu gütig von dir«, antwortete Caid trocken.
    »Wie gütig ich wirklich bin, zeigt sich daran, dass ich ihn noch nicht umgebracht habe.« Mit diesen Worten stolzierte Nicholas aus dem Schlafzimmer und zog die Tür hinter sich zu.
    Caid lachte kurz auf, dann ergriff er die Zeitung und überflog die politischen Neuigkeiten und die Unglücksmeldungen, bevor er sich den üblichen Anzeigen von Zwangsversteigerungen, Ankunft und Abfahrt von Dampfschiffen und Sonderverkäufen in den diversen Warenhäusern zuwandte. Eine

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