Gefechte der Leidenschaft
Nachricht fiel ihm besonders ins Auge und er schaute zu Blackford hinüber.
»Hat Nicholas dir alle Nachrichten vorgelesen?«, fragte
er.
»Ja, mit seinem holprigen italienischen Akzent.«
»Wahrscheinlich auch die Meldung von Turnier, oder?«
»Er dachte wohl, es würde mich interessieren.«
»In deinem Zustand ganz bestimmt.«
Blackford schwieg.
»Es ist Nicholas anscheinend nicht in den Sinn gekommen, dass du nichts davon hören willst.«
Immer noch keine Antwort.
»Das ist es, was dich bedrückt, nicht wahr? Dass du an dem Turnier nicht teilnehmen kannst. Oder bist du eingeschnappt, weil die Leute sagen könnten, dass dich ein blutiger Anfänger verwundet hat, dem du eigentlich haushoch überlegen warst?«
Blackfords Kommentar fiel so übel aus, wie Caid angesichts seiner provozierenden Worte erwartet hatte. Doch es war immer noch besser, den Engländer aus seiner düsteren Stimmung zu reißen als ihn dort liegen und vor sich hin brüten zu lassen wie eine Figur aus einer Shakespeare-Tragödie.
»Du solltest dich glücklich schätzen, dass du nicht mit Thimecourt kämpfen musst. Wie ich gehört habe, hat er ein höllisches Temperament und unter Umständen fordert er einen später noch einmal, wenn ihm der Ausgang des Turnierduells nicht passt.«
»Dein Problem«, sagte Blackford gleichgültig. »Immerhin hast du die Ehre, mit ihm zu kämpfen, nachdem er denjenigen besiegt hat, der an meiner Stelle antreten wird.«
»Oder auch nicht. Es kommt darauf an, wie viele bis dahin noch ausscheiden.«
»Ich bin nicht >ausgeschieden<, wie du es so schön genannt hast.«
»Und das wird man beim nächsten Mal auch berücksichtigen. Es wird noch andere Turniere geben, das weißt du doch. Bevor wir New Orleans verließen, habe ich gehört, dass vielleicht schon nächsten Monat eines stattfinden soll, da diesmal nicht alle Bewerber angenommen werden konnten.«
»Nichts könnte mir gleichgültiger sein«, sagte Blackford mit Nachdruck.
Caid runzelte ungeduldig die Stirn. »Und nichts ist größer als dein Mangel an guten Manieren.«
»Überdruss hat nichts mit gutem Benehmen zu tun.«
»Außer dass das eine das andere nicht verdrängen sollte. Und überhaupt sind diejenigen, die sich langweilen, meist selbst Schuld daran, weil sie nichts unternehmen.«
»Mit Unternehmungsgeist erreicht man tatsächlich viel. Aber er hilft mir nicht, so schnell gesund zu werden, dass ich dich in diesem Turnier — oder bei anderer Gelegenheit — aufspießen könnte.«
»Wusste ich’s doch, dass du irgendetwas Tollkühnes vorhattest«, entgegnete Caid, der zu seinem umgänglichen Ton zurückfand. »Aus diesem Stoff sind Märtyrer gemacht.«
Blackfords leuchtend blaue Augen flackerten vor Wut. »Wenn du mir meinen Degen gibst, steche ich ihn dir in den Hals. Dann können wir beide die Plätze tauschen und sehen, wer sich besser als armes Opfer macht.«
»Oh, diese Ehre überlasse ich dir gern«, erwiderte Caid und grinste ohne jede Reue. »Du hast darin schließlich viel mehr Erfahrung als ich.«
»Sagte der Geflügelhändler zum Henker, als es ums Köpfen ging. Das ist allerdings erstaunlich, wenn man alle Umstände bedenkt. Nehmen wir doch nur mal deinen Aufenthalt im Gefängnis. Meinst du vielleicht, deine edle Selbstverleugnung in dieser Angelegenheit sei irgendetwas anderes als einfach nur ermüdend?«
Das hieß, er solle sich um seinen eigenen Kram scheren, dachte Caid. Warum hatte er sich auch auf einen Streit mit jemandem eingelassen, der mit Worten ebenso geschickt zu fechten verstand wie mit dem Degen?
»Treffer«, gab er mit schiefem Lächeln zu. »Aber es würde mich doch interessieren, wer dir die Geschichte erzählt hat.«
»Jedenfalls nicht Madame Moisant, falls du das glaubst. Mademoiselle Agatha erwähnte es ganz nebenbei, so als müsste ich davon wissen, weil wir beide zufällig in derselben Ecke der Welt geboren sind. Sie hatte wohl Angst, dass unsere bewegte Vergangenheit dem Glück ihres einsamen Kükens nicht gerade zuträglich sein könnte.«
»Und wenn ich mich in Bezug auf Madame Moisant stur gestellt hätte, wärst du dann eingesprungen?«
»Wie denn? Hätte ich der Dame meinen freundlichen Beistand anbieten sollen? Nur zu gern, aber ich glaube, als letztes Mittel hätte ich dir eher mit der flachen Klinge Vernunft eingebläut.«
Caid schaute ihn direkt an. »Nur zu, Versuch’s doch.«
»Oh, ich gebe zu, das dürfte mir im Moment schwer fallen. Aber ich werde mich nicht für immer in
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