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Gefechte der Leidenschaft

Titel: Gefechte der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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widmete, in den Schatten stellte. Sie hatte sogar Solons Aufgabe übernommen, die Gläser für eine letzte Runde zu füllen und einen bewegenden Toast auf das Gedenken an alle verblichenen Poeten und ihre Werke ausgebracht.
    Da war ganz eindeutig etwas faul.
    Caid zog sich das Hemd aus und legte es über eine Stuhllehne, wo der Butler es finden würde. Darauf reckte er sich gewaltig und streckte dabei die Arme weit nach oben, um die Verspannungen in Hals und Schultern zu lösen, bevor er sich in den Sessel fallen ließ. Während er seine Stiefel abstreifte, überlegte er stirnrunzelnd, ob er nicht zu viel Aufhebens von ein bisschen schlechter Laune machte. Andererseits war ihm noch nie aufgefallen, dass Lisette launisch war. Und auch jetzt machte sie ja keinen unvernünftigen Eindruck.
    Höchstwahrscheinlich ging ihr der Tod des jungen Dorelle nahe. Vielleicht gab sie sich sogar die Schuld daran, was verständlich, aber natürlich abwegig war. Und dann hatten die Beschimpfungen Madame Bechets sie möglicherweise härter getroffen, als sie zugeben mochte. Und auch der Klatsch und Tratsch, den die Ereignisse auf dieser Landhausparty unweigerlich auslösen würden, belasteten sie wahrscheinlich obendrein. Ja, sie hatte wahrlich Grund genug, niedergeschlagen oder gar deprimiert zu sein. Trotzdem hatte er noch immer seine Zweifel. Es schien, als habe sie eine verhängnisvolle Entscheidung getroffen. Welche das sein mochte, daran wollte er lieber nicht denken.
    Doch was Entscheidungen anging, so war sie nicht die Einzige — auch er hatte einige Beschlüsse gefasst. Zunächst einmal hatte er erkannt, dass er aufhören musste, Lisette zu einer Heirat zu drängen. Damit machte er ihr nur das Leben schwer, von ihm selbst einmal abgesehen. Sie hatte einfach zu viele Bewerber, von denen die meisten völlig ungeeignet waren. Und außerdem hatte sie mit allem, was mit dieser Frage zusammenhing, nur Moisant in Rage gebracht. Der Mann war ganz einfach tyrannisch und besitzergreifend. Caid starrte finster auf seine Stiefel, bevor er sie neben den Sessel stellte.
    Dann erhob er sich und schickte sich an, seine Hosen auszuziehen. Dabei stand er mit dem Rücken zu einem Wandschirm aus plissierter Seide in einem Mahagonirahmen, der die Ecke abteilte, in der sich der Nachttopf befand. An den Fenstern vor ihm hatte man bereits die Jalousien zum Schutz gegen Moskitos geschlossen. Doch da er lieber Irische Luft hatte, auch wenn er Gefahr lief, von den Insekten gestochen zu werden, wollte er eines der Schiebefenster öffnen. Dabei erblickte er in der welligen Glasscheibe das Spiegelbild seines halb nackten Körpers und des hinter ihm liegenden Raumes.
    Eine winzige Bewegung, wie ein fließender Schatten, erregte seine Aufmerksamkeit. Es war jemand im Zimmer!
    Er schob das Fenster auf, öffnete dann den letzten Knopf und stieg aus seiner Hose. Nur noch mit seinen Unaussprechlichen bekleidet trug er die Hose zum Kleiderschrank und hängte sie auf einen der Haken, wobei er ein Liedchen aus der neuesten komischen Oper vor sich hinsummte.
    Doch dann wirbelte er ohne Vorwarnung herum, warf sich gegen den Wandschirm und rammte eine Schulter hinein. Das leichte Gestell kippte nach hinten gegen die Wand und Caid fiel gegen etwas Festes und doch Weiches. Mit einem leisen Schrei stürzte der Eindringling hintenüber und rutschte an der Wand entlang zu Boden.
    Caid stellten sich die Nackenhaare auf. Ohne nachzudenken packte er den Wandschirm und zog ihn aus dem Weg. Dann ließ er sich neben der zusammengesunkenen Gestalt auf die Knie nieder.
    Lisette.
    Mit bleichem Gesicht und geschlossenen Augen lehnte sie an der Wand. Sie war umhüllt von einem Gewirr glänzender Haarsträhnen, die ihr über die Schultern fielen und sich in ihrem Schoß ringelten. Ihr Nachthemd und Morgenrock waren hochgerutscht und entblößten ihre Beine bis an die Oberschenkel.
    »Mein Gott, chere, das habe ich nicht gewusst!«, rief er, nahm ihre Hand und begann, ihre Finger zu reiben. »Ich dachte, Sie seien ein Einbrecher oder irgendein Gauner, der hier nichts zu suchen hat. Sagen Sie doch etwas. Wo tut es weh? Merde, was bin ich doch für ein Idiot!«
    »Nein«, flüsterte sie, »es ist schon gut. Ich glaube, mir fehlt nichts.«
    »Was in Gottes Namen machen Sie überhaupt hier? Warum sind Sie in mein Zimmer gekommen?«
    Der Schatten eines Lächelns huschte über ihr Gesicht, doch sie hielt die Augen geschlossen. »Wie schnell aus Sorge Neugier wird! Ich hätte es mir denken

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