Gefechte der Leidenschaft
Und warum?«
»Damit du ... Du solltest...«
»Ich weiß schon, wofür er gut sein sollte. Ich wollte nur wissen, was du dir von der Wirkung versprochen hast.«
Lisette presste kurz die Lippen zusammen, bevor sie antwortete. »Das liegt doch wohl auf der Hand.«
»Für mich nicht.« Er wollte es aus ihrem Mund hören, das war sie ihm schuldig.
»Du solltest mit mir schlafen.«
»Das hättest du mir nur zu sagen brauchen.«
»Tatsächlich? Soweit ich mich erinnere, habe ich genau das getan und mir eine Abfuhr geholt, zumindest was den letzten Vollzug angeht.«
»Das war etwas anderes.«
»Ja sicher, es entsprach deinem Ziel und Zweck und du warst Herr der Situation.«
»Es tut mir Leid, falls ich dich enttäuscht haben sollte, aber du hast mir immer noch nicht erklärt, warum.«
Sie sah weg. »Ich war nicht enttäuscht, zumindest —«
»Ich erinnere mich«, unterbrach er sie mit rauer Stimme, »aber du wirfst mir vor, ein bestimmtes Ziel verfolgt zu haben. Was war deines?«
Er ließ einfach nicht locker und vielleicht hatte er auch das Recht dazu. Lisette wünschte flüchtig, sie hätte den Mund gehalten. Das wäre zwar feige gewesen, hätte aber alles viel leichter gemacht.
»Ich dachte, damit könnte ich die Suche nach einem neuen Ehemann beenden«, sagte sie leise. »Ich dachte, du würdest vielleicht mein Liebhaber werden. Oder mich sogar selbst heiraten.«
»Du wolltest mich einfangen.«
»Nur, wenn du es selbst gewollt hättest.«
Ein Schatten von Leidenschaft und Begehren verdunkelte flüchtig seine Züge und in diesem Moment erkannte sie, dass sie Recht gehabt hatte, dass es für sie einen festen Platz in seinem Leben gegeben hätte. Sie streckte eine Hand nach ihm aus. »Oh, Caid ...«
Er trat zurück und ihr Arm fiel herab. »Das war es vielleicht, was du beabsichtigt hast, aber du hast mir noch
nicht erklärt, warum es unbedingt ein Vollzug sein musste, wenn du mir die direkte Frage gütigst erlauben würdest.«
Sein Zorn war berechtigt und er hatte auch das Recht, die ganze Wahrheit zu erfahren. Das sie nun ja wohl jede Hoffnung auf eine engere Verbindung zwischen ihnen zunichte gemacht hatte, brauchte sie auch das Geheimnis nicht mehr zu wahren.
»Ich habe dir schon einmal gesagt, dass du einer der wenigen Männer in New Orleans bist, in deren Gegenwart ich mich sicher fühle. Das gilt heute mehr denn je, aber das ist nicht alles. Du schuldest mir etwas, und dabei geht es nicht nur darum, dass du mich von einer Ehe befreit hast, die in keiner Weise gut war. Es hat auch mit dem Tod deiner Schwester zu tun.«
»Mit Brona? Wie könnte dich das betreffen?«
»Das ist eine lange Geschichte. Möchtest du dich nicht setzen?«
»Ich kann dir versichern, dass ich keineswegs unsicher auf den Beinen bin.«
»Nein, das glaube ich dir«, sagte sie bekümmert, »aber ich.« Sie ging an ihm vorbei zu einem Sessel. Bevor sie sich auf der Kante der Sitzfläche niederließ, strich sie mit ein paar raschen Bewegungen ihr Nachthemd glatt, zog es sich über den Kopf und knöpfte es zu. Es bot zwar nur unzureichend Schutz, trug jedoch dazu bei, dass sie sich weniger verletzlich fühlte.
Caids Gesicht spiegelte seine Ungeduld wider. Trotzdem wartete er, bis sie sich hingesetzt hatte, bevor er fragte: »Also, was war nun mit Brona? «
»Du weißt ja, dass sie Eugenes Geliebte war. Wusstest du aber auch, dass sein Vater das Haus in der Rampart Street, in dem sie mit Eugene wohnte, gekauft hatte? Ja, er kaufte es, als hätte sich sein Sohn eine Mätresse auf einem der Quadronenbälle ausgesucht. Er wollte dafür sorgen, dass sein Sohn seine männlichen Bedürfnisse befriedigen konnte, ohne ein Bordell aufsuchen zu müssen, wo er sich eine Krankheit hätte holen können.«
»Hat Eugene dir das erzählt?«
Sie schüttelte kurz den Kopf. »Nein, Henri Moisant selbst.«
»Und du wusstest es, bevor du seinen Sohn geheiratet hast?«
Unwillkürlich stieß Lisette ein kleines, freudloses Lachen aus. »Aber nicht doch. Das hat man mir erst später erklärt. Mein Schwiegervater war der Meinung, er würde damit meiner naiven Weitsicht ein wenig auf die Sprünge helfen. Was er in gewisser Weise ja auch tat.« Sie schwieg einen Moment lang in Erinnerungen versunken, bevor sie weitersprach. »Die Angelegenheit mit Brona kam zur Sprache, als er mich beschuldigte, als Ehefrau versagt zu haben, da ich ihm auch nach zwei Ehejahren noch kein Enkelkind geschenkt hatte. Ich verteidigte mich, indem ich die Wahrheit
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