Gefechte der Leidenschaft
sagte, nämlich, dass Eugene seine Mätresse mir vorziehe. Henri wollte mir weismachen, dass so etwas keine Rolle spiele, doch ich glaube, ich konnte ihn vom Gegenteil überzeugen.«
Caid zog finster die Brauen zusammen. »Das klingt fast so, als sei dein Mann in Brona verliebt gewesen.«
»Das war er auch«, sagte sie einfach.
Caid drehte sich um und ging ein paar Schritte, dann stemmte er die Arme in die Hüften und starrte vor sich auf den Boden. Vor Anspannung traten die Muskeln in seinem Nacken hervor. »Warum zum Teufel ließ er sie dann sterben?«
»Das hat er nicht getan. Oh, Caid ...«
»Sag es mir. Sag es einfach.«
Lisette konzentrierte sich, bemüht, ihre Gedanken zu ordnen und ihm alles getreu zu berichten. »Henri Moisant wollte unbedingt einen Erben. Eugene hatte als einziges seiner Kinder das Erwachsenenalter erreicht, er war sei-ne einzige Hoffnung darauf, dass seine Familie weiterbestehen würde. Als er Eugenes Heirat arrangierte, war er auf die Bedingungen meiner Mutter hinsichtlich meiner Mitgift eingegangen, die er übrigens nicht einzuhalten gedachte. Zudem ist Monsieur Moisant ein Mensch, der gern über andere bestimmt und er war sicher, dass sich Eugene als gehorsamer Sohn erweisen und tun würde, was man ihm befahl. Zunächst lief alles nach seinen Wünschen. Eugene heiratete mich, weil er sich seinem Vater nicht widersetzen wollte, doch weigerte er sich, seine Lebensweise zu ändern.«
»Er kehrte zu Brona zurück.«
»Unter anderen Umständen, wenn sein Vater ein toleranterer und verständnisvoller Mann gewesen wäre, hätten wir uns mit der Zeit vielleicht arrangieren, ja vielleicht sogar eine gewisse Art von gegenseitiger Zuneigung entwickeln können.« Sie hob die Schultern in einer kleinen, resignierten Geste. »Aber er war es nicht und so verbrachte Eugene nach der Hochzeit ebenso viel Zeit in der Rampart Street wie zuvor.«
»Und keine in deinem Bett.«
Sie errötete. »Ich denke, es war seine Art, seine Unabhängigkeit zu zeigen. Oder vielleicht war es auch nur Dickköpfigkeit, ich weiß es nicht.«
»Wie alt war Eugene?«, fragte Caid brüsk.
»Zwei Jahre älter als ich. Er würde jetzt bald zweiundzwanzig.«
»Mein Gott, ich dachte, er war älter.« Caid wischte mit der Hand durch sein Gesicht, als sei er in Spinnweben geraten.
»Er wirkte älter, weil er so ernst war.« Sie schüttelte den Kopf. »Der Ärger ging richtig los, als sein Vater herausfand, dass ich keine Möglichkeit hatte, ein Kind zu bekommen - und dass Eugenes Mätresse eines erwartete.«
»Darüber war er wohl nicht glücklich.«
»Das ist gewaltig untertrieben. Monsieur Moisant war außer sich darüber, dass Eugene seinen Samen vergeudet hatte, wie er sich auszudrücken beliebte, und dass er ihm den heiß ersehnten legitimen Erben vorenthielt. Zum ersten Mal in seinem Leben widersetzte sich Eugene ihm offen, als er erklärte, er wolle nur Brona. Das konnte sein Vater nicht ertragen und so fing alles an.«
»Was fing an? Ich dachte ...«
»Die Tragödie. Als Henri Moisant also klar wurde, dass er seinen Sohn nicht umstimmen konnte, ging er zu deiner Schwester. Was er zu ihr sagte, wird man nie erfahren — vermutlich, dass sie Eugenes Aussicht auf legitime Nachkommen verdarb, vielleicht auch, dass er dafür sorgen wollte, dass man sie nach Irland zurückschaffte. Auf jeden Fall war es niederschmetternd für sie. Am Ende brachte er sie zu einer Hebamme, die dafür bekannt war, dass sie Frauen half, die es sich nicht leisten konnten ein Kind zu bekommen. Und als Brona zurückkehrte, war sie nicht mehr in anderen Umständen.«
»Jesus, Maria und Josef«, flüsterte Caid, »er hat sein Enkelkind getötet!«
»Brona wurde nicht damit fertig, wie ich hörte. Sie weinte unaufhörlich und betete um Vergebung für die Sünde, die sie ihrer Ansicht nach begangen hatte. Es fiel ihr sowieso schon schwer, wieder zu Kräften zu kommen und das bisschen Kraft, das sie noch besaß, verbrauchte sie damit, in der Kathedrale auf den Knien zu liegen. Es war eine schreckliche Zeit. Eugene war auch niedergeschlagen und schließlich wurde er irgendwie ... gewalttätig. Er beschuldigte mich, seinem Vater von unserem ehelichen Arrangement erzählt zu haben und daher an allem schuld zu sein.«
»Du und nicht etwa sein Vater?«
»Er liebte ihn, weißt du. Und ich war nur eine nutzlose Last, die durch ihr bloßes Dasein sein Glück zerstört hatte.«
Caid nickte langsam. »Ich verstehe. Erzähl weiter.«
»Was dann
Weitere Kostenlose Bücher