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Gefechte der Leidenschaft

Titel: Gefechte der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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später war sie in ihrem Zimmer und presste sich mit dem Rücken an die Tür. Eine Ewigkeit stand sie so da, die Augen geschlossen, und atmete so hastig, als müsse sie ersticken. Dabei drückte sie mit beiden Handflächen fest gegen ihre Schläfen und Wangenknochen.
    Er hatte sich von ihr zurückgezogen. Was hatte sie auch sonst erwartet? Vielleicht Absolution? Schließlich hatte sie den Tod seiner Schwester verschuldet, unabsichtlich, gewiss, aber dennoch.
    Ihre Zeit mit Caid war vorüber. Es war vorbei. Nie wieder würde er sie sehen oder mit ihr reden wollen. Und sie konnte und durfte nicht weinen, sondern musste unter al-len Umständen die Tränen zurückhalten, denn in wenigen Minuten hatte sie sich anzukleiden und zum Frühstück hinunterzugehen. Dann würde sie Caids Freunden, den anderen Fechtmeistern, unter die Augen treten und so tun, als sei nichts geschehen, als habe sich nichts geändert.
    Dabei hatte sich alles geändert. Vom heutigen Tag an würde Caid nur noch ein Fremder sein. Er würde ihr vielleicht auf der Straße begegnen und ohne ein Wort vorübergehen. Ganz sicher würde er sie nicht mehr besuchen oder seine Zeit damit vergeuden wollen, für ihre Sicherheit zu sorgen. Es würde ihm ganz egal sein, wen sie heiratete oder nicht und was aus ihr wurde. Und auch die Besuche der anderen Fechtmeister würden mit der Zeit aufhören, wenn sie sahen, dass sie sich mit Caid überworfen hatte. Sie würde allein bleiben mit Agatha und den hartnäckigeren unter den Mitgiftjägern. O ja, und mit ihrer Angst.
    Wie würde sich ihr Schwiegervater freuen, wenn er wüsste, dass es ihm gelungen war, sie doch noch von ihrem Beschützer zu trennen! Welch langen Arm die Vergangenheit hatte, vermochte sie doch noch in der Gegenwart ihr Zerstörungswerk zu vollbringen.
    Sie hatte sich so viel erhofft — jemanden, den sie lieben konnte und der sie ebenfalls liebte, eine Familie, einen Freundeskreis, verbunden durch gemeinsame Interessen, Lachen und Freude.
    Und jetzt war ihr nichts geblieben.
    Lisette fühlte sich krank. Das Frühstück, das Caid erwähnt hatte, war das Letzte, was sie wollte. Sie würde ein Bad nehmen, sich ankleiden und erst dann zu ihrem Phaeton hinuntergehen, wenn schon alle versammelt waren. Sie würde lächeln und über dies und jenes plaudern, als sei nichts geschehen, dann würde sie in den Wagen steigen und davonjagen, als seien alle Teufel hinter ihr her. Und mit viel Glück würde sie die Stadt erreichen, ohne noch mit irgendjemandem außer Agatha reden zu müssen.
    Ihr kamen die Tränen. Sie ballten sich in ihrer Kehle, bis sie schmerzte. Lisette schluckte die Tränen hinunter und ballte die Fäuste, um nicht zu weinen. Sie würde nicht mit einer roten Nase und verheulten Augen hinuntergehen. Auf gar keinen Fall.
    Entgegen Lisettes festem Vorsatz vollzog sich die Rückreise in die Stadt mit der schwerfälligen Behäbigkeit eines Trauerzuges. Wegen des verletzten Blackford, der in Maurelles Kutsche saß, konnte man nicht schneller fahren. Und da es äußerst ungehörig gewesen wäre, einfach davonzusausen und alle hinter sich zu lassen, blieb Lisette nichts anderes übrig, als mit Agatha und Figaro an ihrer Seite gemächlich dahinzurollen. Schnell oder langsam, eigentlich war es gleichgültig. Im Stadthaus hätte sie ohnehin nichts zu tun.
    Der Tod von Francis Dorelle überschattete die letzten Tage der Saison. In der kleinen Kapelle beim St.-Louis-Friedhof wurden Messen für den unglücklichen jungen Mann gelesen, doch Lisette und Agatha nahmen natürlich nicht daran teil, da die Begräbnisrituale eine rein männliche Angelegenheit waren, die man den zarten Nerven der Damen nicht zumuten konnte. So entzündeten die beiden eine Kerze, sprachen in der Kathedrale ein Gebet für Francis' Seele und gingen danach zum Friedhof, um Blumen auf sein Grab zu legen.
    Die folgenden Tage vergingen ohne besondere Geschehnisse. Die Abende waren ruhig und Lisette tat nichts, um das zu ändern und unternahm auch keine Anstrengungen, ihren literarischen Salon wiederzubeleben. Sie und Agatha lasen oder machten Handarbeiten, Figaro als einzigen Gefährten und Wächter zu ihren Füßen. Ab und an statteten ihnen Denys Vallier und seine Freunde Armand und Hippolyte einen Morgenbesuch ab und einmal schaute auch Neville Duchaine vorbei. Bei dieser Gelegenheit machte ihr der Cousin des Comte de Picardy einen Heiratsantrag, den sie entschieden ablehnte. Daraufhin ließ er sich nicht mehr blicken.
    Caid kam natürlich

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