Gefechte der Leidenschaft
voller zorniger Bienen, da die Geräusche durch die besondere Bauweise des Saales in alle Ecken getragen wurden. Und noch etwas anderes klang mit - die Erregung einer Menge, die Blut sehen wollte. An diesem Tag würden die Fechter Schutzmasken und gepolsterte Kleidung tragen und die Spitzen der Waffen würden mit Knöpfen versehen sein, doch Unfälle kamen trotzdem immer wieder vor, wie jeder im Theater wusste.
Caid sah der Veranstaltung mit zwiespältigen Gefühlen entgegen. Ihm war durchaus bewusst, dass es ums Geschäft ging. Schließlich wäre der Sieger des heutigen Wettkampfes ein gemachter Mann, denn die Jünglinge der Stadt würden in Scharen in sein Studio strömen. Außerdem wusste er ja, dass es den Fechtern in erster Linie um den Wettkampf ging, das Kräftemessen um herauszufinden, wer von ihnen der Wendigste, Aggressivste, Geschickteste — und vor allem, wer der Liebling der Glücksgöttin Fortuna war.
Als bester Fechter von New Orleans zu gelten, war eine große Sache, die ebenso für ihn wie für alle anderen ihren Reiz hatte. Schließlich mühte er seit mehr als zehn Jahren darum, dass sein Können anerkannt wurde, und das bisschen, was es ihm eingebracht hatte, war sein ganzer Besitz. Von dem Augenblick an, da er von diesem berühmten assaut d’armes gehört hatte, hatte er darauf gebrannt, es zu gewinnen. Er wollte ganz New Orleans beweisen, dass er ein bedeutender Mann war und nicht ein einfacher Ire, den die Mächtigen und Vornehmen nach Belieben herumschubsen konnten.
Doch andererseits erschien ihm das Turnier als bloße Show, bei der Überheblichkeit und Selbstverherrlichung mit Geld belohnt wurden. Es brachte ihn auf, dass er praktisch gezwungen war daran teilzunehmen. Aber vielleicht waren es auch die Ereignisse der vergangenen Tage, die ihn so wütend machten. Er ärgerte sich über die Menge der Gaffer, verachtete jene, die, wie die alten Römer, gekommen waren, um Blut zu sehen, und rümpfte die Nase über Dandys, die glaubten, sie könnten einen geeigneten Lehrer für die edle Fechtkunst finden, indem sie zusahen, wie die Fechter hier aufeinander losgingen.
Doch was blieb ihm anderes übrig als mitzumachen? Was blieb ihm überhaupt für eine Wahl?
»Nun, mein Freund, was rechnest du dir heute für Chancen aus? Oder lauerst du wie ein Tiger vor einer Schar Pfauen und überlegst, wen du zum Frühstück verspeisen sollst? «
Beim leicht ironischen Klang von Blackfords Worten drehte Caid sich um. »Da du immer noch ein Invalide bist«, knurrte er und deutete mit einem Nicken auf die
Armschlinge des Engländers, »stehen meine Chancen jetzt besser als noch vor ein paar Tagen.«
»Sehr höflich. Und auch zutreffend.« Blackford schüttelte den Kopf in gespieltem Spott. »Doch lass uns nicht weiter darüber debattieren, bis wir beide die Klingen kreuzen können. Vorerst bringe ich günstige Nachrichten.«
»Welche denn?«
»Keine ausgezeichneten wohlgemerkt, das ist ein feiner Unterschied. Nicholas bat mich, dir zu sagen, er habe aufgepasst, dass die betreffende Dame und ihre Freundin sicher nach Hause kamen und dass ihre Nachtruhe nicht gestört wurde. Es gab keine weiteren Zwischenfälle.«
»Ist sie unverletzt?« Es passte Caid ganz und gar nicht, dass er auf Informationen aus zweiter Hand angewiesen war, doch etwas anderes gestattete er sich zurzeit nicht.
»Es scheint so. Man rief zwar nach Binden und Salben, jedoch für die Kratzer und blauen Flecken, die Mademoiselle Agatha davongetragen hat.«
»Ich hoffe doch, es ist nichts Ernsteres.«
»Sie haben keinen Arzt gerufen.«
Damit musste er sich wohl zufrieden geben, auch wenn er gern viel mehr erfahren hätte. »Wusste irgendjemand zu sagen, wie sie in dieses Durcheinander geraten ist? «
»Genauso, wie wir schon vermuteten, nachdem uns einer der Straßenjungen berichtet hatte, was er aus einem Gespräch zwischen dem Butler und dem Koch heraushören konnte. Auf ihrem Heimweg von der Hochzeit wurden die beiden von der Meute eingeschlossen. Fast wären sie unbehelligt davongekommen, wenn dieser Teufel von Reiter nicht die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und sie mit hineingezogen hätte.«
»Da muss etwas geschehen«, murmelte Caid.
»Stimmt. Wenn ich dir irgendwie helfen kann ...«
»Danke, aber ich glaube, ich werde schon damit fertig. Ich kümmere mich darum, wenn das hier vorbei ist.«
Caids Hand schloss sich fester um den Griff der Waffe, die er gerade ausprobiert hatte. Mein Gott, nie würde er den Augenblick
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